Hamburg. Hamburgs bester Ironman-Triathlet ist nicht den geraden Karriereweg gegangen. Am Wochenende startet er auf der olympischen Distanz.

Man muss es wohl Glück nennen, dass der erste Eindruck nicht immer der entscheidende ist. Wäre es anders, dann würde Fabian Günther möglicherweise noch immer nach dem optimalen Trainer suchen, denn der Mann, der Hamburgs aktuell besten Ironman-Triathleten betreut, fand diesen anfangs gar nicht cool. „Bei seinem erst dritten Rennen über die olympische Distanz hat er in Norderstedt meinen damals stärksten Athleten geschlagen. Das war ein sehr bitterer Moment für uns. Aber es war auch der Moment, in dem Fabian für mich interessant wurde“, sagt Nils Goerke.

Das war 2014, und bereits ein Jahr darauf waren der Langdistanz-Vizeeuropameister von 2004 und der aktuelle Hamburger und norddeutsche Meister über die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen als Duo bei der Mitteldistanz-WM in Mooloolaba (Australien), wo Fabian Günther in der Altersklasse 18 bis 24 Rang sechs belegte. Es war der Beginn einer Arbeitsbeziehung, die nun bereits sieben Jahre andauert, aber erst seit dem vergangenen Jahr richtig Fahrt aufgenommen hat.

Triathlon: Günther Schritt zum Profi kam zu früh

Warum er durch tiefe Karrieretäler gehen musste, das beschreibt der 189 Zentimeter große gebürtige Hamburger, der in Wellingsbüttel aufwuchs und in Ohlsdorf lebt, in ehrlichen Worten. 2017 war er unter dem Eindruck seines starken WM-Debüts ins Erdinger Perspektivteam aufgenommen worden, in dem die größten Talente Deutschlands ihren Weg in die Spitze zu gehen versuchen. „Ich wurde gut gefördert, musste aber als Profi antreten. Dass ich alles auf den Sport setzen sollte, hat einen Druck erzeugt, dem ich nicht gewachsen war“, sagt er, „ich mache Sport, weil ich Wettkämpfe liebe, nicht um irgendwelche von anderen gesetzten Zielvorgaben zu erfüllen.“

Nils Goerke, der als selbstständiger Coach Topathleten aus ganz Deutschland auf der Mittel- und Langdistanz, aber auch nur im Laufen anleitet, war schon damals skeptisch gewesen. „Mir kam der Schritt zum Profi zu früh, denn Fabian hatte zwar hohes Niveau, aber stand noch am Anfang und hätte gern noch ein Jahr Amateurrennen bestreiten können, um sich auf die Herausforderung Profi vorzubereiten“, sagt der 48-Jährige.

Günther Spitzname: „Die Lunge“

Im Ausdauersport – und Ausdauer ist die größte Stärke Günthers, der in seiner Anfangszeit als Handballer der SG Hamburg Nord in der Landesauswahl den Spitznamen „Die Lunge“ trug – helfe es, etwas stumpf sein Pensum abspulen zu können. „Aber genau das ist Fabian nicht, er reflektiert sehr viel. Ergebnisse bringen zu müssen hat ihm die Lockerheit genommen“, sagt Goerke.

Erst als Fabian Günther im vergangenen Jahr aus dem Erdinger-Team ausschied und sich dem TriTeam Hamburg anschloss, fand er Spaß und Leidenschaft am Sport wieder. Dazu hat er mit Reiner Küster, dem ehemaligen CEO des Lebensmittelkonzerns Lorenz Snack-World, einen Manager, der ihm bei der Sponsorensuche hilft und ihm dadurch den Rücken für den Sport freihält.

Die Erfolge der vergangenen Monate zeigen dem Team, dass der eingeschlagene Weg der richtige sein kann. Auch wenn der BWL-Student, der an der Fernuniversität Oldenburg gerade seinen Bachelor macht, am vorvergangenen Wochenende bei der Ironman-EM in Frankfurt am Main auf Rang 13 die Qualifikation für die legendäre WM auf Hawaii Anfang Oktober verpasste, glaubt Trainer Goerke fest an das Potenzial seines Schützlings. „Ich bin mir sicher, dass er kleinere Ironmans gewinnen kann und national zu den Top Ten und weltweit zu den Top 40 gehört“, sagt er. Größtes Verbesserungspotenzial sehen beide im Schwimmen, das Fabian Günther erst spät lernte. „Da muss er noch zulegen. Auf dem Rad und beim Laufen ist Fabian unzerstörbar.“

An diesem Wochenende nun startet Günther beim Weltserienrennen in Hamburg im Jedermann-Rennen auf der olympischen Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) – eigentlich nicht mehr als ein Aufwärmprogramm für ihn, aber weil es beim Hamburger Ironman Anfang Juni für Männer kein Profirennen gab, muss er nun mit Verzögerung in seiner Heimatstadt antreten, um sich für seine Sponsoren zu präsentieren. Am 7. August kämpft er beim OstseeMan in Glücksburg dann um den deutschen Meistertitel auf der Langdistanz.

Keine Frage, Titel helfen Hochleistungssportlern, um Vertrauen in die eigene Stärke zu entwickeln. Aber Fabian Günther hat nicht nur gelernt, sich von Ergebnissen unabhängiger zu machen, er hat auch noch Zeit, sie zu erbringen. Ihren Leistungszenit erreichen „Eisenmänner“ zwischen 30 und 35. Er ist 28 – und weiß, dass er einen langen Atem hat.