Budapest. Vier WM-Starts, vier Medaillen: Florian Wellbrockscheint nach Silber und Bronze im Becken im Freiwasserschwimmen fast unschlagbar zu sein. Mit dem fünften Edelmetall würde er einen Rekord einstellen.

Ein geschichtsträchtiger Rekord wackelt. Vor 40 Jahren gewann Michael Groß bei den Schwimm-Weltmeisterschaften im ecuadorianischen Guayaquil fünf Medaillen. Diese Zahl hat noch kein anderer deutscher Schwimmer erreicht. Doch Florian Wellbrock kann mit dem «Albatros» gleichziehen.

Wellbrock kann sogar , geht man nach der Wertigkeit des Edelmetalls, an Groß vorbeiziehen. Schafft der Magdeburger auf seiner Paradestrecke zehn Kilometer Freiwasser die Titelverteidigung oder Platz zwei, ist er im Medaillenvergleich besser als «Albatros» Groß, wenn man Hallen- und Outdoorschwimmen zusammen nimmt. Groß' Bilanz von 1982: Zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze - alles im Becken. Wellbrock steht bei zwei Titelgewinnen über fünf Kilometer sowie mit der 4x1,5-Kilometer-Staffel im Freiwasser, Silber auf der 800-Meter-Freistil-Distanz und Bronze über 1500 Freistil jeweils im Becken.

Wellbrock: «Ich bin richtig euphorisch gestimmt»

Er ist selbstbewusst genug, um eine Favoritenrolle über die zehn Kilometer anzunehmen. «Ich habe jetzt schon mehrfach bewiesen, dass die Form sehr, sehr gut ist. Ich bin richtig euphorisch gestimmt. Als Olympiasieger muss ich mich auf den zehn Kilometern nicht verstecken», sagte der 24-Jährige.

Allerdings: Vier harte, lange WM-Rennen schlauchen. Schon nach der Staffel-Entscheidung am Sonntag meinte Wellbrock, dass er die Müdigkeit spüre. So gehe es auch den beiden anderen Dauerstartern Gregorio Paltrinieri aus Italien und seinem Freund Mychajlo Romantschuk, der wegen des Krieges in der Ukraine mittlerweile zum festen Bestandteil der Magdeburger Trainingsgruppe von Coach Bernd Berkhahn gehört. Auch diese beiden haben vier WM-Starts in den Knochen. «Ich bin dann auf die Jungs gespannt, die wirklich nur fürs Freiwasser hier sind. Die müssten theoretisch noch etwas mehr Energie haben. Aber ich werde da nochmal alles reinwerfen», kündigte Wellbrock an.

Ein mit ausschlaggebender Faktor könnten die Temperaturen im Lupa-See sein. Die Hitze der vergangenen Tage hat das Wasser auf über 27 Grad erwärmt. Da kommt es für die Athleten dann auf die richtige Taktik und punktgenaue Verpflegung an. Wellbrocks Vorteil: Der See ist ruhig, keine Wellen. Und Wärme macht dem Magdeburger eher wenig aus. Im Gegenteil. «Das sind meine Bedingungen», hatte Wellbrock bereits nach dem WM-Sieg über fünf Kilometer gesagt. Die Voraussetzungen für die Einstellung des Groß-Rekordes sind gegeben.

Als nächste Bestmarke gäbe es dann jene von Kristin Otto, die bei der WM in Madrid 1986 sechs Medaillen für die DDR holte. Diesen Rekord wird Wellbrock aufgrund seiner Streckenauswahl aber wohl nicht angreifen können.