Winsen/Luhe. Bestes Wetter, großer Sport: Am Wochenende wartet ein spannendes Turnier mit idealen Bedingungen für Publikum und Golfer.

Der junge Mann kann sich den Kauf von Golfbällen wahrscheinlich in der näheren Zukunft sparen. Hinter dem 18. Grün hatte sich der etwa Zwölfjährige positioniert und bat die Profis, die ihre Runde beendet hatten, um ihren Spielball. „Viele“ habe er schon beisammen, berichtete der kleine Fan, fast alle Spieler oder ihre Caddies lieferten. Es ging entspannt und freundlich zu am Freitag auf den Green Eagle Golf Courses. Mehr als 20 Grad, blaugeputzter Himmel, ein herrlicher Frühsommertag. Besser konnten die Bedingungen am zweiten Tag der Porsche European Open kaum sein. Jedenfalls für die Zuschauer, die angesichts des schönen Wetters in großer Zahl rausgekommen waren und eine Art Gartenparty feierten.

Porsche European Open: Zwei Deutsche überzeugen besonders

Für die Spieler blieb der diesmal 6835 Meter lange Par-72-Kurs trotz der besseren Bedingungen eine äußerst harte Nuss. Nur 18 Profis lagen am Freitag unter Par. Der Führende Jordan Smith benötigte am späten Freitagnachmittag nur 67 Schläge und liegt bei sechs Schlägen unter Par.

Der Engländer (29) hat beste Erinnerungen an den Nordkurs von Green Eagle. 2017 gewann er hier das Turnier bei der ersten Austragung in Winsen in einem Play-off gegen den Franzosen Alexander Levy. Es war sein erster Sieg als Profi auf der Tour. Fünf Jahre später greift er nun erneut nach der Trophäe.

19 Spieler duellieren sich an der Spitze

Die beiden Finalrunden versprechen Höchstspannung. 19 Spieler trennen an der Spitze nur fünf Schläge. Acht von 19 gestarteten Spielern aus Deutschland haben die beiden Finalrunden am Wochenende erreicht. Alexander Knappe (Paderborn) und Publikumsliebling Marcel Siem (Mettmann) belegen mit einem Schlag unter Par den geteilten siebten Platz.

„Der Platz spielt sich wie bei den US Open“, sagte Siem, der Freitag eine Par-Runde spielte, „jeder Fehler wird sofort bestraft.“ Durch die Länge des Platzes ist der Schlag ins Grün schwerer zu kontrollieren, das Rough ist sehr dicht, und die Fahnenpositionen am Freitag waren schwer. „Es ist ein bisschen schade für die Fans, dass es deshalb so wenige Birdies gegeben hat“, meinte Siem.

Am Wochenende kommt seine Familie nach Winsen, noch mehr Unterstützung als „nur“ durch die Fans, die in großen Gruppen mit dem 41-Jährigen mitgingen. „Ich habe mir vorgenommen, immer unter Par zu spielen und dann werden wir sehen, ob es Sonntag etwas zu feiern gibt.“

Eine Zitterpartie lieferte Henrik Stenson (46). Der neue europäische Ryder-Cup-Kapitän war mit fünf Schlägen über Par auf die zweite Runde gegangen. Er spielte sich aber schrittweise nach vorne, schien den Cut schon sicher zu haben. Aber dann patzte er an der 16 und der 17 und musste am letzten Loch ein Birdie spielen. Gefordert, getan: Es wurde unter dem Jubel der Zuschauer ein Eagle – zwei Schläge gutgemacht.

Ausrichter des Turniers konnte aufatmen

Damit spielte sich der Schwede zur Erleichterung von Turnierdirektor Dirk Glittenberg doch noch ins Wochenende. Der Engländer Tommy Fleetwood (31), der als 41. der bestplatzierte Spieler auf der Weltrangliste im Feld ist, schaffte mit einer Par-Runde und insgesamt drei Schlägen über Par ebenfalls knapp den Cut von plus vier. Auch hier: Aufatmen beim Ausrichter. „Ich hatte das Gefühl, dass ich nach meiner Runde heute gut trainiert habe. Ich kann mit einem positiven Gefühl in den morgigen Tag gehen“, sagte Fleetwood, „das Gute an diesem Golfplatz ist, dass niemand in der Lage zu sein scheint, sich abzusetzen und zu entkommen.“

Da der Wetterbericht auch für Sonnabend und Sonntag echten Frühsommer verspricht, steht einer weiteren Golfparty also nichts im Wege. „Für uns ist es wichtig, dass die Besucher sich wohlfühlen, dass sie ein gutes Lebensgefühl mitnehmen“, sagte Markus Rothermel von Hauptsponsor Porsche, „das sieht so aus.“

Die Schlange vor der Eisbude riss nie ab, die Kaltgetränke am Midway-Haus zwischen der sechsten und der neunten Bahn flossen. Auch das Riesenrad hinter der finalen Bahn war am Freitag deutlich besser besetzt als am Tag zuvor. Der spektakuläre Blick über den Platz und weit in die norddeutsche Landschaft hinein ließ sich bei windstillem Sommerwetter auch eher genießen als bei garstigen Böen.

Neuling Albers genießt das Turnier in Winsen

„Absolut genossen“, habe er seine Runde, sagte auch Anton Albers. Der 22-Jährige aus Buchholz durfte als bester deutscher Amateur auf der Weltrangliste mit einer Einladung am Turnier teilnehmen. „Es war unbeschreiblich“, sagte der Spieler vom Hamburger Golf-Club Falkenstein, „ich war allerdings noch nie so nervös wie diesmal am ersten Abschlag.“

Zahlreiche Freunde und Verwandte begleiteten ihn an den beiden Tagen über den Platz. Jens Weißhaupt, der Landestrainer von Hamburg/Schleswig-Holstein, hatte zudem zahlreiche Kaderspieler mitgebracht, die ihren Freund Anton begleiteten. Sein bester Kumpel Paul Ritter, ebenfalls ein Top-Spieler, trug als Caddie die Tasche, Albers Mutter Sonia begleitete ihren Sohn auch während der zwei Tage: „Ich bin total stolz für ihn, damit habe wir nicht gerechnet, er soll die Erfahrung inhalieren und für sich nutzen.“

Dass sein Ergebnis von insgesamt 155 Schlägen nicht annähernd für den Cut reichte, war ihm egal. Immerhin ließ er den acht Schlägen über Par vom Donnerstag am Freitag eine 75 folgen, also drei Schläge über Standard. „Das war gut und macht Mut. Super waren die Birdies an der neun und der 18 vor Publikum.“

Albers kehrt nun zu den Amateuren zurück. Kommende Woche spielt er in Großbritannien das bedeutendste Amateurturnier Europas, ist in der Bundesliga für Falkenstein aktiv. Dann geht es am Ende des Sommers für ein Jahr zurück in sein College in Little Rock/Arkansas. Und irgendwann, wenn alles läuft wie geplant, kommt er wieder nach Winsen – als Profi.