Paris. Beim Champions-League-Finale zwischen Liverpool und Real Madrid gab es chaotische Szenen. Unser Reporter war vor Ort.

Die Hauptstadt Frankreichs ist in an diesem Wochenende fest in englischer Hand. 60.000 bis 70.000 Liverpooler sollen sich auf den Weg über den Ärmelkanal gemacht haben. Sie wollten ihren FC Liverpool ab 21 Uhr im Champions-League-Finale gegen Real Madrid triumphieren sehen. Entsprechend voll war es am Spielort, dem legendären Stade de France. Doch der Anpfiff verzögerte sich um mehr als 30 Minuten, denn es waren längst nicht alle Zuschauer im Stadion. Zahlreiche Anhänger des FC Liverpool befanden sich kurz vor dem ursprünglich geplanten Anpfiff um 21 Uhr noch nicht auf den Rängen, auch beim Anpfiff gab es noch einige Lücken. Die Fan-Bereiche von Real Madrid waren hingegen gut gefüllt.

Es gab lange Schlangen an den Eingängen. Kein Wunder. Unser Reporter Christian Woop berichtete vor Ort: „Es gibt zwei Bahnhöfe in der Nähe des Stadions, an dem einen kommen aber kaum Züge an, weil die Linie bestreikt wird. Vom anderen Bahnhof aus wird man durch eine Gasse geführt, die viel zu eng ist. Gibt bloß vier oder fünf Taschen-Kontrolleure dort. Das ist der einzige Weg zum Stadion.“ Hintergrund: Eine Gewerkschaft bestreikt die Linie RER B, es ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch die Stadt – und sie macht Station am Stade de France in Saint-Denis. Zudem gab es Tumulte: Wie der französische Sender „RMC“ berichtete, hatten sich mehrere Hundert Liverpool-Fans ohne Ticket Zugang ins Stade de France verschafft. Bilder in den Sozialen Netzwerken zeigten teils chaotische Szenen beim Einlass rund um die Arena. Die Pariser Polizei twitterte auf französisch, englisch und spanisch, dass Fans nicht versuchen sollten, sich den Zugang zu erzwingen. Am Stadion selbst zeigten Videos, wie Polizisten mit Pfefferspray gegen einige Fans vorgingen. Die Mannschaften kamen kurz nach 21 Uhr wieder aus der Kabine und machten sich ein zweites Mal warm. Die Eröffnungsfeier startete um 21.23 Uhr, begleitet von einem lauten Pfeifkonzert der Anhänger. Um 21.37 Uhr war es dann schließlich soweit: Anstoß.

Gegen Wände und Zäune gedrückt

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Nach der Halbzeitpause berichtete unser Reporter Christian Woop: "Draußen herrscht immer noch eine angespannte Stimmung. Fans versuchen weiterhin, durch die Gates zu kommen. Die Polizei in Vollausrüstung antwortet mit Pfefferspray. Liverpool Fans erzählten mir, wie sie gegen Zäune und Wände gedrückt worden sind. Sie beklagten auch die Beschilderung auf dem Weg ins Stadion, die Polizei konnte oder wollte nicht helfen. Die Polizisten antworteten immer nur, sie können kein Englisch - sagten dies aber auf Englisch."

„Ich bin nicht sicher, dass es möglich ist, ein Event schlechter zu organisieren, sogar falls man es versuchen würde. Absolut chaotisch und gefährlich“, twitterte die englische Fußball-Legende Gary Lineker. Die Europäische Fußball-Union Uefa erklärte das Chaos beim Stadion-Einlass später durch das hohe Aufkommen von Fans ohne gültige Tickets. Die Drehkreuze am Eingang von Liverpool seien blockiert gewesen, weil Tausende Anhänger, die gefälschte Tickets erworben hätten, diese nicht passieren konnten, teilte die Uefa am späten Samstagabend mit. Nicht mal die Hälfte der vielen englischen Fans war mit Tickets versorgt. Ein paar Fans hatten das Meer sogar von der Kanalinsel Jersey aus per Speedboot überquert. Andere wiederum kamen über Irland nach Frankreich. Direktflüge aus England kosteten an diesem Wochenende ein kleines Vermögen. Auch die Hoteliers hatten ihre Preise kräftig angezogen. Wer in der Nähe der Arena übernachten wollte, konnte das teilweise für eine vierstelligen Preis tun. Pro Nacht versteht sich.