Hamburg. “Große Ehre“: Das Buchholzer Top-Golftalent erhält Wildcard für die Porsche European Open Anfang Juni in Winsen an der Luhe.

Mit heißem Herzen hat Anton Albers am Montagabend mitgefiebert mit seinem HSV. Man kann auch als Golfer Fußballfan sein – und das ist der Buchholzer. „Das Hinspiel in Berlin habe ich auf dem Handy bis zur 70. Minute vor einem Flug von Florida nach Atlanta geschaut“, erzählt der 22-Jährige dem Abendblatt, „dann sind wir in die Maschine, und ich hatte über eine Stunde Ungewissheit. Das war nicht schön.“

Jetzt bei der entscheidenden Partie um den Bundesligaaufstieg hatte er dieses Problem nicht. Am vergangenen Sonntag ist er aus den USA nach Hause gekommen, zurück nach Buchholz. Denn auf Deutschlands besten Amateurgolfer wartet eine große Herausforderung: Er darf vom 2. bis 5. Juni bei den Porsche European Open auf den Green Eagle Courses in Winsen starten. „Auf dieser Profi-Ebene konnte und durfte ich bisher noch nicht spielen“, sagt der Bundesligaspieler des Hamburger Golf-Clubs Falkenstein, „das ist eine große Ehre.“

Golf: Albers ist bester Deutscher

Zwei Plätze für Spitzenamateure nur werden bei großen Profiturnieren der DP World Tour vergeben. Hamburgs Landestrainer Jens Weißhaupt und Verbands-Geschäftsführer Dominikus Schmidt hatten sich erfolgreich für „ihren“ Kaderspieler bei Ausrichter U-Com eingesetzt. Die lokale Verbundenheit war ein Argument, vor allem aber auch die sportliche Qualifikation. Albers ist 94. der Amateur-Weltrangliste und damit bester Deutscher.

Vor dreieinhalb Jahren war er nach ­Little Rock aufgebrochen, um mit einem Sportstipendium bei den „Trojans“ der University of Arkansas seinem Traum von einer Profilaufbahn näherzukommen. „Das war ein komplett neues Umfeld für mich, erstmals alleine weg von zu Hause. Ich habe dadurch viel gelernt, bin viel selbstständiger geworden“, erzählt er. Und die sportlichen Rahmenbedingungen sind in den USA ohnehin eine glatte Eins. „Die Trainingsmöglichkeiten, die Top-Plätze, ein starkes Team und gute Trainer, es läuft vieles sehr gut.“

Albers konnte drei große Turniere in den USA gewinnen

Mit seinem Heimtrainer Philip Drewes ist Albers weiter in ständigem Kontakt, der bleibt sein erster Ansprechpartner bei golferischen Fragen: „Wir telefonieren regelmäßig, ich kann Schwungvideos senden, und die Coaches an der Uni akzeptieren, dass Philip mich unterstützt.“

Der Erfolg kann sich sehen lassen. Drei große Turniere konnte er in den USA gewinnen und führte in der Saison 2021/22 alle internen Teamstatistiken der Trojans an. In der aktuellen Rangliste der besten Collegespieler belegt der Buchholzer Platz 40. Er hat sich nun entschlossen, ein weiteres Jahr in Little Rock dranzuhängen, was wegen der Corona-Pandemie ausnahmsweise möglich ist. Im September geht es also wieder zurück: „Ich werde dann meinen Major-Studienabschluss in Finance und Economics machen.“

Golf: Albers wird von Kaderspielern aus Hamburg angefeuert

Wenn er es zudem schafft, im Ranking landesweit unter die Top 15 zu kommen, ist der Lohn eine Startberechtigung für die „Zweite Liga“ im US-Profigolf. Das wäre der perfekte Einstieg in die Laufbahn als Berufsgolfer. Bis dahin kann er nun in Winsen schon mal reinschnuppern, wie es so zugeht bei den Profis. „Den Platz kenne ich gut“, sagt er, „aber ich bin mal gespannt, was sonst noch auf mich zukommt. Es ist ja eine ganz andere Atmosphäre mit den Fans, dem Drumherum und dass man mit den besten Golfern Europas auf dem gleichen Platz steht.“

Auf jeden Fall wird sich Anton Albers auf große Unterstützung freuen können. Die Kaderspieler aus Hamburg und Schleswig-Holstein werden ihn anfeuern. Clubfreunde aus Buchholz und seine golfbegeisterte Familie, Mutter Sonia, Vater Björn und Bruder Emil (16), der als mindestens so talentiert gilt wie sein Bruder. „Es ist meine erste Chance, mich auf dieser Ebene zu präsentieren“, sagt Anton Albers: „Ich versuche, so gut zu spielen wie es geht. Vor allem möchte ich aber in jeder Sekunde Spaß haben.“