Hamburg. Die Deutsche Golfliga startet am Wochenende in ihre zehnte Saison. Der 44-Jährige ist dabei und motiviert wie eh und je.

Michael Thannhäuser musste selbst ein wenig rechnen: „Ich bin jetzt 44 Jahre alte, also spiele ich seit 30 Jahren Mannschaftsmeisterschaften.“ Mit gerade mal 14 Jahren schlug er erstmals für die Herren des Hamburger Golf-Clubs Falkenstein in der höchsten deutschen Spielklasse ab. Und tut dies immer noch – das nächste Mal zum Start der zehnten Saison der Deutschen Golfliga an diesem Wochenende beim Heimspieltag der Hamburger in Rissen.

Neben den Herren treten dann auch die Falkensteiner Damen an dem Doppelspieltag zu ihrem Saisonauftakt in der Nordstaffel der 2013 eingeführten Bundesliga an. Ziel ist das Final Four der jeweils zwei besten Mannschaften aus Nord und Süd am 6./7. August in Neustadt an der Weinstraße. Die Falkensteiner Damen gewannen den Titel 2018 und standen 2021 im Finale, die Herren waren 2015, ´17 und ´21 Vizemeister und gewannen im Corona-Jahr 2020 den Titel in einem Ersatzwettbewerb.

Golf: Thannhäuser ist der Mentor für jüngere Spieler

Immer dabei war Michael Thannhäuser, und er freut sich auf die neue Saison: „Es macht mir einfach immer noch großen Spaß, sonst würde ich das nicht machen“, erzählt er, „und ich habe das Glück, dass ich körperlich und spielerisch immer noch mithalten kann.“ Trainer Matthias Boje ist froh, dass er den „Alten“ dabei hat, der die Talente des Clubs mit seiner Erfahrung unterstützen kann. „Der Austausch mit den jungen Spielern macht mir Freude“, erzählt Thannhäuser, „ich habe einen guten Draht zu ihnen – aber entscheidend für die Anerkennung ist am Ende die Leistung auf dem Platz.“

Drei der fünf Vorrundenspieltage wird Thannhäuser für Falkenstein bestreiten. Dafür muss er aus Genf anreisen, wo er mit seiner Frau und der dreijährigen Tochter lebt. Denn der Hamburger ist seit 1. März 2021 Geschäftsführer des Europäischen Golfverbandes. Die Organisation von insgesamt 19 Europameisterschaften für alle Altersklassen gehört zu seinem Job, aber auch Dinge wie Nachhaltigkeitsfragen oder das Welt-Handicapsystem. Er ist Ansprechpartner für 50 Regionalverbände in Europa und koordiniert die Kontakte zu den Profiorganisationen in aller Welt.

„Der Sport hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt, alles ist viel professioneller geworden, auch die Arbeit in den Clubs“, weiß er aus eigener Erfahrung, „früher war auch die Trennung Amateur-Profi viel strenger.“ Viele Talente suchen ihr sportliches Glück inzwischen am College in den USA, für die Amateurwettbewerbe in Europa bleiben da im Sommer nur acht bis zehn Wochen. Eine schwierige organisatorische Aufgabe. Falkensteins Tiger Christensen (Oklahoma) wird am Wochenende spielen, Anton Albers (Arkansas) noch nicht.

Golf hat in der Familie Thannhäuser eine große Tradition:

Als Sohn der Hamburger Golflegende Marion Thannhäuser (76) war Michael der Sport praktisch in die Wiege gelegt. Seine Mutter war mehrfache deutsche Meisterin, Nationalspielerin, arbeitete als Präsidentin des europäischen Golfverbandes und Vizepräsidentin des DGV. Solch ein Familienname kann schon belasten, tat es aber nicht. Das Talent setzte sich durch. Zahlreiche Titel bei den Amateuren stehen in seinem Rekord, Berufungen in die Nationalmannschaft. 2000 spielte er für Deutschland bei der Amateur-WM in Berlin an der Seite von Marcel Siem.

Selbst Profi aber wurde er nie, sondern schloss sein Sport-Wirtschaftsstudium in Köln ab und arbeitete anschließend unter anderem beim Sport-Vermarkter Sportfive/Lagadere. Golf blieb anspruchsvolles Hobby. „Wenn ich jetzt an den ersten Abschlag komme, sagen manche, das ist der Michael, der war mal gut“, erzählt Thannhäuser, „heute muss ich niemandem mehr etwas beweisen.“ Er ist es nämlich immer noch.