Hamburg. Auf der 16. Hamburger Sportgala feierten am Montagabend in der Handelskammer rund 400 Gäste die Ausgezeichneten in Präsenz.

Als die letzten Gäste um kurz nach Mitternacht die Handelskammer am Adolphsplatz verließen, war eine Meinung vorherrschend, die sich unter den rund 350 Gästen der von der Stadt, dem Hamburger Sportbund und dem Abendblatt initiierten Hamburger Sportgala manifestiert hatte: Wie schön es war, dass endlich wieder gemeinsam gefeiert werden konnte! Nach mehr als zwei quälend langen Pandemiejahren konnten die Ausgezeichneten – Edina Müller (Paralympicssiegerin im Kajakeiner) als Sportlerin, Segler Boris Herrmann als Sportler und die olympischen Bronzegewinner im 49er-Segeln, Erik Heil und Thomas Plößel, als Team des Jahres, dazu Hamburgs wichtigster Sportförderer Alexander Otto als Ehrenpreisträger – am Montagabend vom Publikum beklatscht und mit liebevollen Laudationes bedacht werden. Beim anschließenden Get-together gab es viel zu besprechen. Das Abendblatt dokumentiert beispielhaft einige Begegnungen.

Geistesgeschwister: Einen besonderen Draht zueinander fanden Linda Bull und Patrick Esume. Hamburgs erste Sportlotsin, die mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf dafür sorgt, Menschen mit Behinderung den Zugang zu Sport zu erleichtern, und dafür mit dem mit 5000 Euro dotierten Active-City-Award der Stadt ausgezeichnet wurde, hatte im Gespräch mit Deutschlands anerkanntestem Footballexperten das perfekte En­trée. „Ich habe während meiner Ausbildung in Hannover für ein halbes Jahr Quarterback gespielt“, sagte die Rellingerin. Esume, der im vergangenen Jahr die Football-Europaliga ELF gegründet hatte, überraschte Linda Bull seinerseits mit seinem Bekenntnis, eine Heilpädagogik-Ausbildung vorweisen zu können. Die beiden wollen nun ausloten, welche gemeinsamen Projekte sie anschieben können. Eine Einladung zum ELF-Saisoneröffnungsspiel der Hamburg Sea Devils gegen Berlin Thunder am 5. Juni nahm Linda Bull gern an.

Football-Ikone Patrick Esume (l.) und Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby haben sich auf der Sportgala intensiv ausgtauscht.
Football-Ikone Patrick Esume (l.) und Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby haben sich auf der Sportgala intensiv ausgtauscht. © Witters

Fortsetzung? Für Thomas Wüstefeld war es die erste Sportgala als Vorstand des HSV. Und geht es nach dem 53-Jährigen, der in einer Reihe mit Sportvorstand Jonas Boldt saß, könnte es nicht die letzte gewesen sein. „Es ist eine tolle Aufgabe. Ich habe eine Agenda bis Jahresende“, sagte Wüstefeld, dessen Amtszeit am 31. Dezember endet. „Am Saisonende tagt der Aufsichtsrat, macht einen Kassensturz. Dann muss man schauen, was die Verantwortlichen sagen.“

Premierengäste: Carsten Höltkemeyer, Vizepräsident des FC St. Pauli, und Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft, feierten Premiere. Bei ihrer ersten Teilnahme an der Sportgala zeigten sie sich besonders vom Ambiente der Handelskammer und der Vielfalt der Gäste beeindruckt. An ihrer Seite hatten sie den deutlich Sportgala-erfahreneren Wolf Schmidt, der als Trainer der erfolgreichen Blindenfußballer des Kiezclubs inzwischen regelmäßiger Gast ist. Diesmal gehörte sein Team, das auch mit einigen Spielern vertreten war, als deutscher Meister 2021 zu den Nominierten zur Mannschaft des Jahres.

Hamburg-Boom: Bei Sandra Reichel, der Turnierdirektorin der Hamburg European Open, war die Vorfreude auf die besondere Premiere in diesem Jahr deutlich zu spüren. Vom 16. bis 24. Juli schlagen Damen und Herren parallel am Rothenbaum auf. Am Rande der Sportgala unterhielten sich Reichel und die Hamburgerin Ella Seidel (Club an der Alster), 2021 als Talent des Jahres ausgezeichnet, angeregt. „Ella ist auf jeden Fall eine Kandidatin für eine Quali-Wildcard“, sagte Reichel. „Ich freue mich, dass Hamburg, auch mit der deutschen Meisterin Eva Lys, sich gerade zum Zentrum des deutschen Damentennis entwickelt. Die Tennisstadt Hamburg boomt, und ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem historischen ersten ‚Combined Event‘ seit 44 Jahren dazu beitragen.“ Seidel, die an diesem Mittwoch ihr Deutschabitur schreibt und zwei Klassen übersprungen hat, traut sich jedenfalls zu, „auf dem Niveau mitzuhalten“.

Rothenbaum-Organisatorin Sandra Reichel posiert mit Alexander Otto, der den Ehrenpreis gewann.
Rothenbaum-Organisatorin Sandra Reichel posiert mit Alexander Otto, der den Ehrenpreis gewann. © Witters

Vorfreude: Hamburgs Hockey war angesichts eines Jahres ohne Titelgewinn vergleichsweise spärlich vertreten. Rekordnationalspieler Tobias Hauke vom Harvestehuder THC war als Nominierter in der Kategorie Sportler des Jahres in Begleitung von Ehefrau Alina, Tochter Clara und dem neuen HTHC-Sportdirektor Tobias Lietz am Start. Die Nationalspielerinnen Jette Fleschütz (Großflottbeker THGC) Hanna Granitzki, Viktoria Huse (beide Club an der Alster) und Lena Micheel (Uhlenhorster HC) blickten mit Vorfreude auf das Wochenende 11./12. Juni, an dem sie auf der Alster-Anlage in Wellingsbüttel in zwei Pro-League-Heimspielen auf die Niederlande treffen. Davor allerdings steht mit dem Endspurt in der deutschen Feldmeisterschaft und weiteren Pro-League-Einsätzen in Mönchengladbach und Berlin eine Vielzahl an Belastungsproben an.

Dresscode: Lutz Vollrath, Leiter der Sportfördergruppe der Bundeswehr, konnte stolz auf seine Soldatinnen und Soldaten sein. Diese kamen seinem Wunsch, sich auf der Gala in Ausgehuniform zu präsentieren, allesamt nach. Insbesondere die Ruderer Torben Johannesen (Favorite Hammonia) und Tim Ole Naske (RG Hansa) machten in ihren Marine-Outfits eine hervorragende Figur.

Harsche Kritik: Für Aufsehen sorgte Janne Friederike Meyer-Zimmermann, und das gleich doppelt. Am vergangenen Sonntag hatte Hamburgs beste Springreiterin nur rund drei Monate nach der Geburt von Sohn Friedrich den Auftakt der Riders Tour in Hagen am Teutoburger Wald gewonnen. Am Montagabend beklagte sie vollkommen zu Recht den Fakt, dass ihr wegen der Schwangerschaft wichtige Weltranglistenpunkte gestrichen wurden. „Ich reite nun fast an jedem Wochenende Turniere, um den Rückstand wieder aufzuholen“, sagte sie.

Standhaft: Einen fröhlichen Abend verbrachte Julius Thole. Der Olympiafünfte von Tokio, der seine Beachvolleyballkarriere nach den Sommerspielen überraschend beendet hatte, wurde von vielen Gästen zum Trinken animiert, nach dem Motto: Du kannst es dir doch jetzt erlauben. Der Jurastudent blieb allerdings so standhaft, wie man ihn kennt, und trank zwischendurch immer wieder Wasser.

Redebedarf: Tomislav Karajica (45) hatte bis kurz vor Mitternacht Redebedarf. Ausdauer und Geduld verlangen dem Hauptgesellschafter des Basketball-Bundesligaclubs Hamburg Towers auch die Behörden der Stadt ab. Seine beiden großen Vereinsprojekte, der Bau der Multifunktionsarena Elbdome auf der Veddel und des Quartiersporthauses in Wilhelmsburg, stecken in einer gefühlt endlosen Warteschleife. Karajica bleibt dennoch Optimist: „Wir führen gute Gespräche, sind schon sehr weit gekommen. Bis spätestens Ende des Jahres rechne ich mit Entscheidungen.“

Erfolgreiche Brüder: Towers-Investor Tomislav (r.) und ELF-Geschäftsführer Zeljko Karajica.
Erfolgreiche Brüder: Towers-Investor Tomislav (r.) und ELF-Geschäftsführer Zeljko Karajica. © Witters

Unglück im Glück: Judoka Renée Lucht (HT 16) hatte sich sehr über die Nominierung in der Kategorie Sportlerin des Jahres gefreut. Umso bitterer für die Europacupgewinnerin in der Klasse über 78 Kilogramm, dass sie in diesem Jahr keine weiteren Erfolge wird nachlegen können. Wegen eines vor drei Wochen beim Grand-Slam-Turnier in Antalya (Türkei) erlittenen Kreuzbandrisses wird sie am kommenden Montag operiert und fällt bis Jahresende aus.