Hamburg. Der Bundesliga-Tabellenführer und der deutsche Handball-Rekordmeister setzten sich in ihren Halbfinalspielen in Hamburg durch.

Das Traumfinale ist perfekt! Sowohl der SC Magdeburg als auch der THW Kiel haben sich in ihren Halbfinalspielen des Final Four im deutschen Handball-Pokal durchgesetzt – der eine mehr, der andere weniger souverän. An diesem Sonntag (13.25 Uhr/Sky und ARD) treffen die beiden Spitzenteams der Bundesliga im Finale aufeinander. Es ist das von vielen Fans herbeigesehnte Topspiel bei der letzten Pokalendrunde in der Barclays Arena im Hamburger Volkspark. Im kommenden Jahr wird das Final Four erstmals in der Kölner Lanxess-Arena ausgestragen.

Niklas Landin wurde von seinen Mitspielern besonders intensiv geherzt, als die Schlusssirene nach dem ersten Halbfinale ertönte. Dank entscheidender Paraden seines Keepers in der Schlussphase besiegte Kiel einen widerspenstigen TBV Lemgo-Lippe 28:26 (12:12). "Niklas Landin war am Ende überragend. Deshalb ist er der beste Torhüter der Welt", strahlte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak.

Final Four in Hamburg: THW Kiel wollte die Revanche

Tatsächlich hatte der THW etwas gutzumachen vor diesem Halbfinale. Im Vorjahr hatte sich der deutsche Rekordmeister nach einer 18:11-Halbzeitführung mit einer 28:29-Niederlage gegen den späteren Pokalsieger aus Lemgo blamiert. Dass dieses Missgeschick auf dem Weg zum anvisierten Traumfinale nicht noch mal passieren sollte, war den Kielern klar. Dass Lemgo vor 12.800 Fans aber so gar keine Lust auf die Rolle des freundlichen Sparringspartners hatte, überraschte ebenso wenig.

Die Ostwestfalen verteidigten von Beginn an extrem beweglich und aggressiv – und hatten auch die Fans des HC Erlangen und des SC Magdeburg auf ihrer Seite. Als THW-Superstar Sander Sagosen (mit acht Toren bester Werfer) nach rund zehn Minuten zum 5:4 traf, wusste niemand, dass dies die letzte Kieler Führung in Halbzeit eins sein würde.

Lemgo führte zwischenzeitlich mit drei Toren

Nachdem TBV-Keeper Finn Zecher zwei freie Würfe von Kreisläufer Hendrik Pekeler parierte, baute der Underdog seine Führung kurz vor der Pause auf drei Tore aus (9:12/26.), der Lemgoer Fanblock tanzte vor Freude. Beeindrucken ließ sich Kiel dennoch nicht, glich vor der Pausensirene auch dank Keeper Landin (insgesamt 14 Paraden) zum 12:12 aus. "Er hat heute den Unterschied gemacht", befand Lemgo-Coach Florian Kehrmann nach dem Spiel.

Auch im zweiten Durchgang tat sich Kiels Angriff schwer, kam dank des weitestgehend fehlerfreien Lemgoer Spiels kaum zu leichten Gegenstoßtoren. Im Positionsangriff fehlten dem THW-Rückraum die Lösungen, auch das von Trainer Filip Jicha angeordnete Sieben gegen Sechs half nicht wirklich. Zwar blieb das Spiel bis zum Schluss extrem eng, der entscheidenden Trumpf des THW stand jedoch im Tor. Drei Landin-Paraden in den Schlussminuten sorgten für die Entscheidung, Sagosen besiegelte mit seinem Treffer zum 28:25 in der Schlussminute die geglückte Revanche. "Ich möchte meiner Mannschaft für diesen Fight ein großes Lob aussprechen", sagte THW-Coach Jicha.

Magdeburg gewinnt souverän gegen Erlangen

Im zweiten Halbfinale setzte sich der SC Magdeburg souverän mit 30:22 (17:13) gegen einen chancenlosen HC Erlangen durch. Bester Werfer des Bundesliga-Tabellenführers war Superstar Omar Ingi Magnusson mit sechs Toren. Spannung kam anders als im ersten Halbfinale kaum auf, Trainer Bennet Wiegert konnte seinen Stars wichtige Verschnaufpausen gönnen. Der Sieg war nicht weniger als ein mächtiges Beweisstück der eigenen sportlichen Potenz. "Das sind zwei mega Mannschaften. Es macht immer Spaß, gegen den THW zu spielen", sagte SCM-Kapitän Christian O´Sullivan.

Der Ligaprimus aus Sachsen-Anhalt spielte von Beginn an mit einem extremen Tempo, wirkte hellwach und hochkonzentriert. „Hier regiert der SCM“, sangen die lautstarken Anhänger im rot-grünen Fanblock, während sich ihr Team gleich zu Beginn auf vier Tore absetzte (13:9/14.). Auch körperlich war es ein Duell der Gegensätze. Auf der einen Seite Magdeburg mit kleinen, spielstarken Rückraumspielern, auf der anderen Erlangen mit den wurfgewaltigen Rückraumriesen Simon Jeppsson und Antonio Metzner.

Magdeburger Fans nehmen Maskenpflicht nicht so genau

Der SCM-Block, der als einziger die geltende FFP2-Maskenpflicht in der Arena ignorierte, machte weiter ordentlich Stimmung, selbst auf dem Balkon einer VIP-Loge blinkten rot-grüne LED-Stäbchen. Auch weil Magdeburgs Keeper Jannik Green kurz vor der Pause vier Paraden zeigte (insgesamt elf), ging es mit einer souveränen 17:13-Führung in die Kabine. "In der ersten Halbzeit hat uns Erlangen alles abverlangt, wir mussten immer wachsam sein", sagte Wiegert.

Auch nach dem Seitenwechsel dominierte der Favorit das Spiel im Stil einer Spitzenmannschaft, hielt Erlangen weiter auf Distanz (21:16/38.). Trainer Wiegert tigerte zwar weiter unruhig an der Seitenlinie entlang, erkannte aber spätestens beim gehaltenen Siebenmeter von Green, dass sein Team auf der Siegerstraße war (23:17/44.). Eine kleine Schrecksekunde gab es noch, als Gisli Kristjansson unsanft mit Erlangens Christopher Bissel zusammenknallte, kurzzeitig mit schmerzendem Kiefer vom Feld musste. Für das Endspiel am Sonntag droht allerdings kein Ausfall.