Hamburg. Der Hamburger Ruderer will bei Kleinbootmeisterschaften endlich einen festen Platz im Kader erkämpfen. Sein Motto: “Vollgas geben“.

Vielleicht wird er, sollte es auch in dieser Saison nicht klappen mit einem festen Platz im Boot, der investierten Zeit nachtrauern. Ganz sicher aber, sagt Malte Großmann, hätte er es in zehn, 15 Jahren bereut, die letzte Chance nicht noch einmal ergriffen zu haben. Das zumindest war sein Gefühl, als er im Herbst vergangenen Jahres am Scheideweg seiner Karriere stand. Und deshalb machte sich der 26-Jährige vom Ruderclub Favorite Hammonia am Donnerstagvormittag bester Dinge auf den Weg nach Krefeld.

Auf dem Elfrather See finden von diesem Freitag bis Sonntag die deutschen Kleinbootmeisterschaften statt. Für die nationale Elite – die Skuller treten im Einer an, die Riemenruderer im Zweier – ist das der wichtigste Termin des Frühjahrs, schließlich werden im Nachgang dieser Titelkämpfe die Bootsbesatzungen für die anstehende Saison festgelegt. „Man muss nicht drumherum reden: Das Wochenende ist extrem wichtig für mich. Deshalb gilt das Motto: Vollgas geben“, sagt Malte Großmann.

Rudern: Spiele wurden wegen Corona verlegt

2019, bei der WM in Linz (Österreich), hatte sich der Hamburger ein Ultimatum gesetzt. Nach drei Saisons als Ersatzmann ohne Einsatz wollte er seine Karriere beenden, sofern es nicht zur Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Tokio reichen würde. Doch dann kam Corona, die Spiele wurden nach 2021 verlegt. Anfang vergangenen Jahres versagte sein Rücken den Dienst, Muskeln und Nerven waren entzündet, den Grund dafür kennt Malte Großmann bis heute nicht. Acht Monate lang konnte er nicht trainieren. Im August stand er vor der Frage: aufhören oder noch einmal voll angreifen?

Die Antwort fand er, während er die Übertragung der Tokio-Rennen in Deutschland live im Fernsehen verfolgte. „Da habe ich gespürt, dass ich es noch einmal wissen will. Dieses Kribbeln, das ich vorm Bildschirm hatte, möchte ich unbedingt einmal live vor Ort erleben“, sagt er. Paris 2024 ist nun sein ultimatives Ziel, am liebsten natürlich mit dem Paradeboot, dem Deutschlandachter.

Sieben Plätze werden neu vergeben

Dennoch ist er Realist genug, um zu wissen, dass es keinen Sinn ergeben würde, die Zeit bis dahin durchzuziehen, sollte er es in dieser Saison nicht ins Aufgebot schaffen. Die Chance ist so groß wie nie, weil mit seinem Vereinskollegen Torben Johannesen (27), Laurits Follert (26/Krefeld) und Olaf Roggensack (24/Berlin) nur drei Tokio-Starter im Achter verblieben sind.

Dazu kommt, dass Follert und Roggensack wegen ihrer Ausbildung bei der Bundespolizei die Jahreshöhepunkte – EM in München im August, WM in Racice (Tschechien) im September – verpassen und deshalb für diese Saison sieben Plätze neu vergeben werden.

Rudern: Malte Großmann ist optimistisch

Um einen davon zu ergattern, gilt es in Krefeld in jedem Fall in die Top sechs zu fahren, um mindestens die Qualifikation für den Vierer zu schaffen. Malte Großmann ist nach den Trainingseindrücken positiv gestimmt, mit seinem Potsdamer Zweierpartner Paul Gebauer (26) dieses Ziel erreichen zu können. Beste Chancen rechnen sich aus Hamburg neben Johannesen, der mit Wolf-Niclas Schröder (25/Berlin) fährt, auch das Duo Marc Kammann (24/Hamburger und Germania RC)/Friedrich Dunkel (24/ARV Hanseat) sowie Benedikt Eggeling (23/Favorite Hammonia) aus, der mit Jasper Angl (21/Konstanz) angreift.

Für Entspannung sorgt bei Malte Großmann, dass er die Verletzungspause genutzt hat, um seine Alternative zum Leistungssport voranzutreiben. Seinen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen hat er abgeschlossen, den Master auf halber Strecke zurückgelegt. „Ich muss es nicht zu Olympia schaffen, aber ich will es. Und dafür gebe ich alles!“