Hamburg. Der kommende HSV-Gegner ist schwer in die Saison gekommen, doch ein Skandal sorgte bei den Grün-Weißen für den Umschwung.

So langsam aber sicher steigt bei Spielern, Trainern und Fans von Werder Bremen vor dem Duell mit dem HSV das Derbyfieber. Die Ultras der Grün-Weißen wollen sich am Sonnabend, wenn sich der Mannschaftsbus in Richtung Hamburg aufmacht, vor dem Weserstadion treffen, um ihre Mannschaft auf das besondere Spiel einzustimmen. Im Volksparkstadion werden am Sonntag (13.30 Uhr, Sky und Liveticker auf abendblatt.de) 1400 Gästefans vor Ort sein können.

"Es ist nicht seit gestern bekannt, dass zwischen beiden Vereinen eine gewisse Rivalität herrscht. Wenn man im Vorfeld in der Stadt unterwegs ist, merkt man, dass das Nordderby überall präsent ist. Das Spiel ist für den Verein und die gesamte Region das wichtigste Spiel der Saison. Und je näher die Partie rückt, umso größer wird die Vorfreude sowie die Anspannung", erklärt Clemens Fritz (41), Leiter Scouting und Profifußball bei Werder.

Werder startete mit Problemen in die Zweite Liga

Für die Anhänger und Profis geht es vor allem darum, die 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel zu korrigieren und einen weiteren Schritt in Richtung direkten Wiederaufstieg zu machen. Aktuell ist Werder mit 42 Punkten Tabellenführer, einen Zähler vor dem HSV. Mehr Spitzenspiel geht nicht.

Zu Saisonbeginn sah es danach aber wahrlich noch nicht aus. Werder tat sich schwer, sich an die Gegebenheiten in der Zweiten Liga anzupassen. Viele Experten sahen und sehen den Kader der Bremer als den stärksten im Bundesliga-Unterhaus an, doch diesen Beweis blieb der ewige HSV-Rivale lange schuldig.

Ausgerechnet einer der größten Fußball-Skandale der vergangenen Jahre sorgte am Osterdeich für die Wende zum Guten. Nachdem im November vergangenen Jahres herauskam, dass Trainer Markus Anfang (47) einen Impfnachweis gefälscht und die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt hatte, trennte sich Werder im November 2020 von dem ohnehin nicht unumstrittenen Coach und verpflichtete den ehemaligen Erfolgstrainer von Holstein Kiel, Ole Werner (33).

Werder-Trainer Ole Werner ist noch ungeschlagen

Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte. Werder stand nach dem 15. Spieltag mit 20 Punkten auf dem 10. Platz und war dem Abstiegs- (sechs Punkte Vorsprung) näher als dem Aufstiegsrelegationsplatz (acht Punkte Rückstand). Unter der Leitung von Werner holte Bremen sieben Siege in Folge, ehe es am vergangenen Wochenende gegen den Tabellenvorletzten FC Ingolstadt durch das 1:1 einen kleinen Rückschlag gab. Mit acht Siegen in Folge hätte sich der Trainer in den Geschichtsbüchern der Bremer verewigt.

Clemens Fritz (r.) im Duell mit Lewis Holtby. Der aktuelle Leiter Profifußball weiß, was Nordderbys zwischen HSV und Werder Bremen bedeutet.
Clemens Fritz (r.) im Duell mit Lewis Holtby. Der aktuelle Leiter Profifußball weiß, was Nordderbys zwischen HSV und Werder Bremen bedeutet. © Witters

Aber auch so: Der Glaube, den "Betriebsunfall" Bundesliga-Abstieg sofort zu korrigieren, ist so groß wie nie. Unter Werner spielt Werder attraktiven Offensivfußball, der vor allem dem wohl besten Sturm-Duo der Zweiten Liga zugutekommt. Marvin Ducksch (27, 13 Tore, acht Vorlagen) und Niclas Füllkrug (29, zehn Tore, sechs Vorlagen) sind die Garanten für den Aufschwung bei Werder. Gemeinsam erzielten die beiden Kumpel 23 Tore und legten 14 Treffer auf. Beeindruckende Zahlen.

Nordderby im Hinspiel war hitzig

Viel Arbeit also für die HSV-Defensive, die mit 21 Gegentoren derzeit das Maß aller Dinge ist. Im Hinspiel lieferten sich beide Mannschaften einen spektakulären Schlagabtausch, der gut und gerne auch 3:3 hätte ausgehen können. Zudem flogen HSV-Kapitän Sebastian Schonlau (27) und Werders Defensivakteur Christian Groß (33) vom Platz.

Deshalb fordert Fritz auch, dass seine Spieler kühlen Kopf bewahren müssen. "Es werden zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die derzeit in einer guten Verfassung sind, gewisse Ambitionen haben und über einen gut aufgestellten Kader verfügen. Wie in jedem Nordderby gehe ich davon aus, dass es sehr intensiv wird und beide Mannschaften um den Sieg kämpfen werden. Das Nordderby will man immer gewinnen und darauf werden wir uns dementsprechend vorbereiten", erklärt Fritz, der selbst in 22 Nordderbys auf dem Platz stand.