Hamburg. Damen des Clubs an der Alster und Herren des HTHC verloren bei der Hallen-Endrunde in Düsseldorf ihre Halbfinals.

Zwei Gefühle waren es, die in Christoph Bechmann arbeiteten, als er am Sonntagmorgen nach Hamburg zurückreiste. „Im Hallenhockey zählt nur der Meistertitel. Der war unser Ziel, das haben wir nicht erreicht, deshalb sind wir enttäuscht“, sagte der Cheftrainer der Bundesligaherren des Harvestehuder THC.

Auf der anderen Seite seiner Bilanz stand allerdings Stolz. Stolz darauf, trotz des kurzfristigen Ausfalls von Rekordnationalspieler Tobias Hauke (34), der sich am Freitagmittag vor der Abreise zur Final-Four-Endrunde in Düsseldorf mit positivem Corona-Test abgemeldet hatte, dem Berliner HC als offensivstärkstem Team der Bundesliga einen intensiven Halbfinalkampf geliefert zu haben.

Dass dieser nicht belohnt wurde am Sonnabendabend, sondern mit einer 7:8-Niederlage nach Penaltyschießen endete, hatte mehrere Gründe, und die Hamburger taten gut daran, das Ausscheiden nicht auf das Fehlen ihres Topspielers zu schieben. „Wir sind alle Bundesligaspieler. Natürlich fehlte Tobi, aber vielleicht hätten wir andere dumme Fehler gemacht, wenn er dabei gewesen wäre“, sagte Kapitän Xaver Hasun, der gemeinsam mit Routinier Tobias Lietz und Toptorjäger Michael Körper, der mit drei Toren bester Schütze seiner Farben war – zudem trafen Fülöp Losonci und Niklas Reuter –, die Führungsarbeit übernahm.

Harvestehuder THC: Ein paar „dumme Fehler“

Die „dummen Fehler“, von denen der Österreicher Hasun sprach, hatten ihren Teil dazu beigetragen, dass der Traum vom fünften Hallentitel frühzeitig platzte. Nach einer überragenden ersten Halbzeit, in der die HTHC-Abwehr stabil stand und die Berliner, die das Endspiel am Sonntag mit 3:9 gegen den Mannheimer HC verloren, nicht zur Entfaltung kommen ließ, war die defensive Ordnung im zweiten Durchgang ein wenig verloren gegangen.

Es war U-21-Nationaltorhüter Anton Brinckman, der den HTHC lange im Spiel hielt – bis er drei Minuten vor Spielende einen Schuss direkt vor den Schläger von Marian Klink abwehrte. Der nahm dankend an, glich zum 5:5 aus und rettete die Hauptstädter in das Penaltyschießen.

Dieses allerdings hätte nicht stattfinden müssen, wenn die Schiedsrichter eine Minute später eine verwandelte Strafecke von Lietz nicht wegen gefährlichen Spiels zurückgenommen hätten, weil dieser den Rausläufer der Berliner mit seinem Schlenzer am Oberschenkel getroffen haben soll. Eine zumindest stark umstrittene Entscheidung, die im Lager der Schwarz-Gelben offiziell aber niemand übermäßig kritisieren wollte. Im Shoot-out wurde Florian Steyrer endgültig zum tragischen Helden. Der Österreicher hatte kurz vor Spielende das 6:5 aus kurzer Distanz liegen gelassen, im Penaltyschießen scheiterte er als einziger der insgesamt sechs Schützen mit einem Pfostenkracher.

Daran allerdings wollte Christoph Bechmann keinen Gedanken mehr verschwenden. Der langjährige Nationalstürmer, der vor der Saison prophezeit hatte, einen Kader zu haben, der es bis zum Titel schaffen könnte, dachte bereits an die Hallenserie 2022/23. Bis auf Lietz, der im Feld seine Karriere schon beendet hat, glaubt er all seine Spieler auch im kommenden Jahr einsetzen zu können. „Mit der Erfahrung dieser Saison greifen wir dann neu an“, sagte er.

„Offensivhockey ist kein Erfolgsgarant mehr“

Das werden auch die Damen des Clubs an der Alster tun. Allerdings war im Lager der Auswahl von Cheftrainer Jens George die Stimmung deutlich gedämpfter als beim HTHC, was daran lag, dass sie im Halbfinale am Sonnabendmittag ihr Leistungslimit nicht einmal annähernd erreicht hatte. Das jedoch wäre notwendig gewesen, um im vorweggenommenen Endspiel gegen den Düsseldorfer HC – diese Paarung hatte es bei den vergangenen drei Hallenmeisterschaften jeweils im Finale gegeben – die Chance auf den sechsten Hallentitel am Leben zu erhalten.

Weil sich der Nordmeister jedoch in der Defensive bei den lehrbuchmäßig vorgetragenen Kontern des DHC, der im Finale am Sonntag mit 5:1 gegen den Mannheimer HC gewann, zu anfällig agierte und offensiv gegen das abwehrstärkste Team der Liga mit zu wenig Tempo und Kreativität zu Werke ging, stand am Ende eine verdiente 4:7-Niederlage. „Gegen ein so defensivstarkes Team darf man keine sieben Gegentore kassieren. Offensiv hat uns die Durchschlagskraft gefehlt“, sagte Doppeltorschützin Lisa Altenburg. Zudem trafen Felicia Wiedermann und Viktoria Huse.

Jens George, der ebenfalls keinen Umbruch in der Mannschaft erwartet, erwog nach der ersten Enttäuschung eine Umstellung seines Spielsystems. „Vielleicht müssen wir schauen, ob wir auch defensiver spielen müssen. Offensivhockey ist kein Erfolgsgarant mehr“, sagte er. Zunächst jedoch geht der Fokus nach ein paar Wochen Pause wieder aufs Feldhockey. Die Rückrunde startet Anfang April.