Hamburg. Crocodiles-Trainer Henry Thom zieht nach dem ersten Saisondrittel der Eishockey-Oberliga Bilanz und warnt vor finanziellen Einbußen.

Seine Aufgabe ist es, die Spiele vorzubereiten, die stattfinden, und nicht an die zu denken, die ausfallen könnten. Dennoch verfolgte Henry Thom die politischen Diskussionen um die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Profisport am Donnerstag mit großem Interesse, schließlich könnten Geisterspiele auch auf seine berufliche Zukunft durchaus Einfluss haben. „Eins ist klar“, sagt der Cheftrainer des Eishockey-Oberligisten Crocodiles Hamburg, „wenn die finanzielle Unterstützung von Januar an nicht weiter gewährt wird, dann können wir die gesamte Liga dichtmachen. Ohne Zuschauereinnahmen kann kaum ein Club überleben.“

Bis zum Jahresende können die Farmsener für die Lücke zwischen der tatsächlichen und der im Etat mit 1200 Fans pro Heimspiel kalkulierten Zuschauerzahl, die in der laufenden Saison nach acht Partien im Eisland Farmsen im Schnitt bei 337 liegt, staatliche Hilfen beantragen. Eine Fortführung ist zwar grundsätzlich geplant, aber noch nicht bestätigt. Die Saison bei der Anordnung von Geisterspielen zu unterbrechen und erst fortzuführen, wenn wieder unbeschränkt Zuschauer zugelassen werden können, hielte Henry Thom für eine maximale Zeitspanne von zwei Wochen für praktikabel. „Über drei oder mehr Wochen die Spannung nur im Training hochzuhalten und dann von null auf 100 wieder durchzustarten entspräche einem kompletten Neustart“, sagt er.

Crocodiles: Thom „grundsätzlich sehr zufrieden“

Ein solcher wäre vor allem aus sportlicher Sicht bitter, denn die Crocodiles scheinen nach 18 absolvierten Saisonspielen und damit einem Drittel der Spielzeit 2021/22 ihren Rhythmus gefunden zu haben. Zuletzt gab es für den Tabellenfünften vier Siege in Folge, wobei vor allem die Erfolge über die Tabellennachbarn Hannover Indians (5:0) und Icefighters Leipzig (4:1) am vorvergangenen Wochenende dem Übungsleiter Freude bereiteten. „Da haben wir zu 85 Prozent das gespielt, was ich mir als Optimum vorstelle“, sagt der 51-Jährige, der das Cheftraineramt im Sommer von Jacek Plachta übernommen hatte.

Die ersten Monate habe man benötigt, um sich gegenseitig kennenzulernen und zu verstehen, was man voneinander erwarten könne, sagt der frühere Zweitligaprofi, der von 2011 bis 2013 Co-Trainer beim damaligen DEL-Club Hamburg Freezers war. „Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden damit, wie die Mannschaft arbeitet“, sagt Thom, der die aktuelle Punkteausbeute (36) als leistungsgerecht einstuft und mit Freude registriert hat, dass die Spieler einen hohen Eigenantrieb entwickelt haben. „Sie haben den auch zu Saisonbeginn schon gehabt, aber jetzt ist das vermehrt zu spüren.“ Vor allem in Partien gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel stimme nun der Fokus, dessen zu geringe Ausprägung zu Saisonbeginn zu überraschenden Niederlagen wie dem 2:5 beim Tabellenletzten Hammer Eisbären geführt hatte.

Defensive als Erfolgsgarant der Crocodiles

Warum seine Auswahl auch in dieser Saison gegen die Topteams in der Lage ist, sich dem höheren Spielniveau anzupassen, aber gegen vermeintlich schwächere Gegner auf deren Niveau hinabschlittert, erklärt Henry Thom damit, „dass wir uns gegen Teams, die eher auf Zerstören aus sind, schwer damit tun, unser Spiel durchzuziehen.“ Dennoch habe sein Team am vergangenen Wochenende mit den Siegen gegen Essen (4:1) und in Hamm (6:3) nachgewiesen, dass es auch schwächere Leistungen mit souveränen Siegen beschließen kann.

Insbesondere die neu gewonnene Stabilität in der Defensive – in den vergangenen vier Spielen gab es nur fünf Gegentore – hält der Coach für einen wichtigen Erfolgsfaktor. „Offensiv können wir immer Tore produzieren. Wenn wir pro Spiel nur ein, zwei Tore fangen, haben wir immer gute Chancen, als Sieger vom Eis zu gehen“, sagt er. Insofern ist die Vorfreude auf das anstehende Wochenende mit dem Gastspiel bei den Hannover Scorpions an diesem Freitag (20 Uhr) und dem Heimspiel gegen die Tilburg Trappers (So., 16 Uhr) groß. Beide stehen in der Tabelle vor den Crocodiles, beide wollen das Spiel gestalten und nicht zerstören. „Da können wir sehen, wo wir stehen“, sagt Henry Thom.