Hamburg. Der Eishockeyprofi hat mehr Saisontore erzielt als je zuvor und findet: „Tore schießen ist schon geiler als Tore verhindern.“

Auf der Suche nach Stimmungsaufhellung im trüben Corona-November muss Jan Tramm nur die Statistik der Oberliga Nord anschauen. Vier Saisontore in bislang 16 Partien stehen dort für ihn zu Buche, und wenn man weiß, dass der 26-Jährige für die Crocodiles Hamburg in der Verteidigung spielt und in acht Spielzeiten als Eishockeyprofi nie mehr als drei Saisontreffer schaffte, dann muss man seine Freude teilen. „Tore schießen ist schon geiler als Tore verhindern“, sagt er, „das eine macht glücklich, das andere tut weh.“

Schmerzen muss die Defensivabteilung des Tabellensechsten, der an diesem Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) die Moskitos Essen empfängt und am Sonntag (18.30 Uhr) bei den Hammer Eisbären antritt, seit Wochen aushalten. Insbesondere die Personalmisere mit den Ausfällen von Raik Rennert (Mittelfußbruch), Tobias Schmitz (Gehirnerschütterung) und Vojtech Suchomer (Bandscheibenvorfall) sorgt dafür, dass die physische und mentale Ermüdung schon im ersten Saisondrittel um sich greift. „Daran darfst du aber keinen Gedanken verschwenden“, sagt Jan Tramm, „außerdem fängt die Defensive bei den Stürmern an, und da arbeiten wir als Team wirklich sehr gut zusammen.“

Crocodiles Hamburg: Jan Tramm mit Torjägerqualitäten

So gut, dass am vergangenen Wochenende gegen die besser platzierten Gegner Hannover Indians (5:0) und Icefighters Leipzig (4:1) klare Siege mit nur einem Gegentor gelangen. „Solche Wochenenden sind wichtig fürs Selbstvertrauen“, sagt Jan Tramm, der seine gesteigerte Torgefahr darauf zurückführt, dass er vom neuen Trainer Henry Thom als Offensivverteidiger eingeplant wird, der vorm Tor „eher den Schuss wagt, als den Pass zum Nebenmann zu suchen.“

Das Eishockey-Einmaleins lernte Jan Tramm, dessen Bruder Stephan (23) für die Kassel Huskies in der DEL 2 aufläuft, im Internat der Eisbären Berlin, wohin er als 15-Jähriger gewechselt war, und bei den Eispiraten Crimmitschau, für die er vier Saisons in der DEL 2 verteidigte. Nach einjährigen Gastspielen bei den Hannover Indians und den Füchsen Duisburg lockte ihn im Sommer 2019 das Angebot der Crocodiles in die Heimat zurück.

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Entbrannt war die Leidenschaft für seinen Sport als Fan der Hamburg Freezers. Mit zehn Jahren begann er beim HSV, was pikant war, weil er auf St. Pauli aufwuchs, wo er auch heute wieder lebt. „Die Jacke mit der Raute konnte ich ausziehen, bevor ich nach Hause kam“, sagt er. Jan Tramm ist eben der Mann für pragmatische Lösungen, auf und neben dem Eis.