Hamburg. Der Neuzugang der Crocodiles Hamburg ist mehr als nur ein Back-up für Stammtorhüter Kai Kristian. Kapteinat strahlt große Ruhe aus.

Die Ruhe, die er ausstrahle, habe ihn überzeugt, sagt Henry Thom, wenn er gefragt wird, warum er sich bei seiner Verpflichtung als Cheftrainer des Eishockey-Oberligisten Crocodiles Hamburg im Sommer dafür stark gemacht hatte, Nils Kapteinat nach Farmsen zu holen. Und dann sitzt einem der 21 Jahre alte Torhüter beim Gespräch gegenüber und hört partout nicht auf, mit seinen Beinen zu wippen.

Ruhe geht anders, denkt man, bis einem auffällt, dass er beim Sprechen weder Kopf noch Oberkörper bewegt. Ein ungewöhnlicher Kontrast zwischen Anspannung und Entspannung ist das, und vielleicht sagt Kapteinats Sesselhaltung viel darüber aus, warum er bei den Krokodilen mehr ist als nur der Back-up-Goalie für Stammkeeper Kai Kristian (30).

Crocodiles Hamburg: Kapteinat „stellt keine großen Ansprüche“

„Bei Nils ist es die Mischung, die ihn so interessant macht. Er ist einerseits ein ehrgeiziger Sportler, der unbedingt spielen will. Andererseits stellt er keine großen Ansprüche und bleibt ruhig, weil er weiß, dass er noch viel lernen kann“, sagt Henry Thom, der den vom Ligakonkurrenten Krefelder EV losgeeisten Puckfänger bereits vor fünf Jahren in der Nachwuchsliga gescoutet hatte. Nils Kapteinat selbst kann mit dieser Einordnung seines neuen Übungsleiters durchaus leben.

„In meinem Alter braucht man Spielpraxis, um sich zu entwickeln. In Krefeld war ich zwar erster Torhüter, aber mich hat es gereizt, bei einem der besten Teams der Oberliga Nord von einem der besten Keeper der Liga lernen zu können“, sagt er. Mit Kai Kristian verstehe er sich sehr gut, „wir tauschen uns viel aus, ich schaue mir einiges ab.“

Wichtig sei ihm gewesen, dass Thom ihm eine Perspektive mit ausreichend Spielzeit aufgezeigt habe. Daran hält sich der Coach. In den bislang sieben Saisonpartien kam Kapteinat beim 2:5 in Hamm und beim 4:3 nach Verlängerung gegen seinen Exclub Krefeld über die gesamte Spieldauer zum Einsatz, beim 3:5 gegen die Hannover Scorpions wurde er eingewechselt. Nachdem in den vergangenen Jahren Kristian nur dann nicht spielte, wenn er unpässlich war, wollte Thom unbedingt einen zweiten Torwart, der der arrivierten Nummer eins einerseits Druck machen, aber auch den Rücken für Erholungspausen freihalten kann.

Crocodiles Hamburg spielen gegen Herford

In Nils Kapteinat glaubt er diesen gefunden zu haben. Der in Gelsenkirchen aufgewachsene Schalke-Fan („Da kommt man nicht drumherum, wenn man in Gelsenkirchen geboren wird“), der in der Jugend ins Tor ging, „weil ich zu faul war, immer hin und her zu laufen“, stammt aus der Torwartschule der Düsseldorfer EG unter Andreas Niemitz, der ihm seinen ruhigen Stil beigebracht habe. „Für mich ist es das Wichtigste, der Abwehr Sicherheit zu geben, indem ich so viele Pucks wie möglich festhalte und nicht prallen lasse“, sagt er. Nicht hektisch, sondern bedacht agieren, das sei seine Maxime, und das scheint nicht nur für die Arbeit auf dem Eis zu gelten.

Um die Zeit nach dem Sport vorzubereiten, studiert er Tourismusmanagement. Nach dem Abitur 2018 war Nils Kapteinat zum Zweitligisten Löwen Frankfurt gewechselt, von dort nach Köln und Krefeld verliehen worden. Hamburg – genau genommen Oststeinbek kurz hinter der Stadtgrenze – ist bereits die vierte Stadt, in der er allein lebt. „Heimweh habe ich nicht. Ich bin durch die Erfahrungen reifer geworden“, sagt er.

Die Chance, die nächsten Erfahrungen zu sammeln, könnte bereits an diesem Wochenende kommen. Am Freitagabend gastierten die Crocodiles in Rostock, am Sonntag (16 Uhr) kommt Herford ins Eisland Farmsen. Wer im Tor steht, entscheidet der Coach aus dem Bauch heraus, nicht abhängig vom Gegner. Nils Kapteinat kann damit gut umgehen. „Am Ende liegt es an mir, wie oft ich spiele. Ich kann mir meine Einsätze mit harter Arbeit verdienen. Ich muss einfach bereit sein, wenn die Hütte brennt“, sagt er. Bereit sein – und Ruhe ausstrahlen. Dann passt das.