Hamburg. Mittelblockerin Louisa Krams führt die Hamburger Zweitliga-Volleyballerinnen zum ersten Saisonheimspiel gegen Köln aufs Feld.

Wie wichtig die Ausbildung im Jugendbereich für den Verlauf einer Leistungssportkarriere ist, kann kaum oft genug betont werden. Wer daran zweifelt, der möge den Werdegang von Louisa Krams kennenlernen. Hätte es in der sechsten Klasse am Küstengymnasium in Neustadt (Holstein) die Volleyball-AG nicht gegeben und hätte im Volleyballverein um die Ecke nicht ein früherer polnischer Erstligatrainer die weibliche Jugend angeleitet, der in Sachen Technikausbildung Maßstäbe zu setzen verstand, dann wäre Louisa Krams wohl beim Segeln geblieben.

Was schade gewesen wäre, denn dann stünden die Zweitligafrauen des Eimsbütteler TV jetzt ohne Kapitänin da. Wobei das überspitzt formuliert ist, denn Cheftrainer Ulrich Kahl hätte natürlich Ersatz gefunden. Musste er aber nicht, und darüber ist er sehr glücklich. „Louisa hat in der vergangenen Saison einen großen Sprung gemacht, ihre Leistung enorm stabilisiert und ist dank ihres Charakters eine Führungsspielerin, der ich das Amt absolut zutraue“, sagt er.

Krams wechselte 2019 zum Eimsbütteler TV

Louisa Krams lächelt, als sie auf das Lob ihres Trainers angesprochen wird. Für eine, die erst 24 Jahre alt ist, 2019 innerhalb der Dritten Liga vom SC Alstertal-Langenhorn zum ETV wechselte und in der vergangenen Saison ihre erste Zweitliga-Spielzeit absolvierte, ist das Kapitänsamt eine Ehre. Es könnte auch eine Bürde sein, aber so tickt die 182 Zentimeter lange Mittelblockerin nicht.

„Für mich hat diese Aufgabe vorrangig einen sozialen Aspekt“, sagt sie. „Eine Kapitänin sollte nicht nur mit ihrer eigenen Spielfähigkeit beschäftigt sein, sondern das ganze Team auf dem Feld im Blick haben. Ich sehe mich außerdem als Bindeglied zwischen Team und Trainer und versuche, mich um zwischenmenschliche Angelegenheiten zu kümmern.“

Louisa Krams studierte Business Administration

Die nötige Erfahrung für diese Aufgabe hat Louisa Krams auch abseits des Volleyballfelds gesammelt. Zwar war sie auch in der Jugend schon Spielführerin, entscheidend geprägt habe sie aber ihre zweijährige Studienzeit in Casper (US-Bundesstaat Wyoming). Dorthin war sie 2016 nach dem Abitur gewechselt, „und das hat mir in meiner menschlichen Entwicklung sehr geholfen“, sagt sie.

Dazu kommt, dass sie bereits mitten im Berufsleben steht. Im dualen System lernte sie Schifffahrtskauffrau bei Hapag-Lloyd und studierte Business Administration, mittlerweile ist sie in dem Hamburger Traditionsunternehmen im Controlling tätig, und das in Vollzeit. Volleyball ist, auch wenn die Zweite Liga als Profiliga firmiert, für sie kein Beruf.

Volleyball mehr als ein Hobby

Es ist aber, das stellt die Winterhuderin klar, mehr als ein Hobby. Umso glücklicher ist sie, dass die Homogenität des Teams, die in der Aufstiegssaison 2020/21 zum Klassenerhalt führte, noch einmal gewachsen ist. Das Karriereende von Führungsspielerin Saskia Radzuweit habe man nur kompensieren können, weil deren Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt wurden. „Wir sind noch enger zusammengerückt. Menschlich passt es bei allen, wir sind als Freundinnen unterwegs und freuen uns auf jedes Training und jede Auswärtsfahrt“, sagt sie.

Dass diese Geschlossenheit auch im zweiten Jahr in Liga zwei ausreicht, um die Klasse zu halten, davon ist Louisa Krams überzeugt. „Wir wollen so schnell wie möglich die dafür nötigen Punkte holen und besser abschneiden als Rang neun in der vergangenen Saison“, sagt sie. Der Auftakt war mit dem 3:2-Sieg in Sorpesee und der 2:3-Niederlage in Essen im Rahmen des Erwarteten, an diesem Sonntag (16 Uhr, Sporthalle Hoheluft) empfangen die Eimsbüttelerinnen DSHS Köln zum ersten Heimspiel, zu dem immerhin 100 Fans zugelassen sind.

ETV-Kapitänin hat auch persönliche Ziele

Louisa Krams hat sich für ihre Premierensaison als Kapitänin auch persönliche Ziele gesteckt. Sie möchte sich in den volleyballspezifischen Elementen verbessern, aber vor allem in die soziale Funktion ihres Amtes tiefer einsteigen. „Ich bin selbstkritisch und selten vollends zufrieden mit mir. Ich möchte spielerisch und menschlich weiter wachsen“, sagt sie. Klingt nach viel Arbeit für einen Nebenjob, aber sie freut sich drauf.