Hamburg. Eine Findungskommission soll bis Ende Oktober Nachfolge für DOSB-Chef Hörmann regeln. Nachfolger soll „Aufbruch signalisieren“.

Um Schadensbegrenzung waren sie am gestrigen Dienstag bemüht, das war offensichtlich. Nachdem in der vergangenen Woche ein an die Öffentlichkeit gelangtes Positionspapier der Opposition ein verheerendes Bild vom Zustand des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gezeichnet hatte und am Montag die Vorstellung der Ergebnisse der Potenzialanalyse (Potas) mit großem Getöse kritisiert worden war, versuchte Ingo Weiss als Sprecher der DOSB-Spitzenverbände, die Einigkeit des deutschen Sports zu beschwören.

Auf einer Videokonferenz stellten der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) und seine Mitstreiter Barbara Oettinger (Vorsitzende der Verbände für besondere Aufgaben) und Jörg Ammon (Sprecher der Landessportbünde) einen Zwölfpunkteplan zur Weiterentwicklung des Dachverbands vor, mit dessen Hilfe am 4. Dezember auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Weimar die optimale Nachfolge für den scheidenden Präsidenten Alfons Hörmann gefunden werden soll.

DOSB muss Verhältnis zu Organisationen verbessern

Der 61-Jährige stellt sein Amt zur Verfügung, nachdem im Mai intern heftige Kritik an seiner Amtsführung („Kultur der Angst“) laut geworden war. Weiss, der zuletzt als einer der größten Kritiker aufgetreten war, betonte, dass im DOSB in den vergangenen Jahren viel Gutes auf den Weg gebracht worden sei, man aber in einigen Positionen nachjustieren müsse.

Vor allem das schlechte Verhältnis zum Internationalen Olympischen Komitee, einigen Mitgliedsorganisationen und Medien, das dem DOSB unter Hörmanns Führung nachgesagt wird, gelte es zu verbessern. Dies sei aber nur in der Gemeinschaft des deutschen Sports umsetzbar. Dass die Verbände zum verheerenden Gesamtbild der vergangenen Monate beigetragen haben, räumte Weiss ein.

DOSB sucht Person, „die den Aufbruch signalisiert"

Man habe versäumt, strittige Punkte rechtzeitig und deutlich anzusprechen. „Die künftige Weiterentwicklung des DOSB muss aus der Mitte des Verbands kommen und von der Breite seiner Mitglieder getragen werden. Präsidium, Vorstand und die Mitarbeitenden des DOSB sind gerne bereit, ihre Perspektive und Expertise in die weitere Diskussion einzubringen“, sagte Hörmann.

Eine externe Beratungsagentur soll bis Ende Oktober eine Longlist für die Hörmann-Nachfolge erstellen. Aus dieser kondensiert eine Findungskommission unter Führung des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der neben Oettinger, Weiss und Ammon vier weitere Personen angehören, eine Shortlist, auf der idealerweise nur ein Name stehen soll. „Wir suchen eine Person, die von allen getragen wird und die den Aufbruch signalisiert, den wir brauchen“, sagte Ammon. Diese Person wird zunächst für ein Jahr gewählt und muss sich 2022 für vier weitere Jahre zur Wiederwahl stellen.