Hamburg. Die Feldbundesligen, die an diesem Wochenende beginnen, werden erstmals vom neuen Ligaverband organisiert.

Einen kleinen Makel hat sie für Matthias Witthaus, die Vorbereitung auf die Saison 2021/22 in der Feldhockey-Bundesliga. Der 38-Jährige, der 2008 und 2012 Olympiasieger war, verlor seinen Status als Rekordnationalspieler. Während der Sommerspiele in Tokio, die für die deutschen Herren mit Rang vier endeten, zog Tobias Hauke (33) mit nunmehr 369 Einsätzen für den A-Kader an Witthaus (364) vorbei. „Es war klar, dass mein Rekord irgendwann gebrochen werden würde, und Tobi, mit dem ich einige Jahre zusammengespielt habe, gönne ich das sehr“, sagt der frühere Torjäger. Von Groll also keine Spur.

Der wäre auch kaum angebracht, denn in seiner aktuellen Position als Cheftrainer der Herren des Hamburger Polo Clubs schickt sich Witthaus an, die Spitzenposition in der Rangordnung der vier Hamburger Bundesligisten zu zementieren. Es passt zu seinem zurückhaltenden Naturell, dass der Coach vor dem Saisonstart, der für das Team aus dem Hamburger Westen am Sonntag (12 Uhr, Hemmingstedter Weg) ein Duell mit Aufsteiger Düsseldorfer HC bereithält, das stadtinterne Kräftemessen als „absolut untergeordnet“ bezeichnet.

Neustart: Hinter Polo scheint der HTHC bereit für größere Taten

Angesichts der Zugänge der Nationalspieler Diede van Puffelen (Niederlande), Hugo Inglis (Neuseeland), Lasse Mink (U 21 Deutschland) und Paul Smith (U 21 England), mit denen sich Hamburgs punktbestes Herrenteam der vergangenen Saison noch einmal deutlich verstärkte, ist es kaum überraschend, dass die Trainer der Konkurrenten Club an der Alster, Harvestehuder THC und Uhlenhorster HC Witthaus’ Auswahl als klaren Favoriten ausrufen. Tatsächlich ist Polo der einzige Club der Stadt, der das Erreichen der Final-Four-Endrunde um die deutsche Meisterschaft als Saisonziel formuliert. „Ich hoffe allerdings, dass Hamburg grundsätzlich besser abschneidet als in der vergangenen Serie, als alle vier Clubs im Viertelfinale ausgeschieden sind“, sagt Witthaus.

Am ehesten scheint aus dem Trio hinter Polo der HTHC bereit für größere Taten. Nicht nur, weil Tobias Hauke nach dem Ende seiner internationalen Karriere auf dem Feld für die Bundesliga weiter zur Verfügung steht. Sondern auch, weil Cheftrainer Christoph Bechmann mit Masi Pfandt (U 21 Deutschland), Thomas Habif (Argentinien) und Fülöp Losonci (Ungarn) ebenfalls drei Nationalspieler als Neuzugänge begrüßen konnte. „Wir sind quantitativ und qualitativ stärker als vergangene Saison“, glaubt Bechmann, dessen Team am Sonntag (12 Uhr, Barmbeker Straße) den TSV Mannheim zu Gast hat.

Schmidt-Busse will Verantwortung auf die jüngeren Spieler verteilen

Für Verdruss zwischen den Erzrivalen UHC und Alster sorgte der Last-Minute-Wechsel des Schotten Tommy Alexander, der im Alster-Tor den nach seiner Olympiaausbootung vom Leistungssport zurückgetretenen Nationalkeeper Mark Appel ersetzen soll. „Das war nicht ganz sauber und hat für Unruhe gesorgt“, sagt UHC-Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse, der vor dem Auftaktmatch in Mülheim (So, 12 Uhr) noch entscheiden muss, ob Neuzugang Florian Leonhart oder Moritz Bretschneider das Tor hütet.

Nach dem Wechsel von Ex-Nationalspieler Jan-Philipp Rabente ins Trainerteam will Schmidt-Busse Rabentes Verantwortung nun auf die jüngeren Spieler verteilen. Alsters Cheftrainer Sebastian Biederlack, der die Eigengewächse Luca Wolff (studiert in den Niederlanden) und Nik Kerner (pausiert) ersetzen muss, steht ebenfalls vor einem Neuaufbau, der Zeit brauchen wird. Erster Gegner ist Sonntag (14 Uhr, Pfeilshof) Titelkandidat Mannheimer HC.

Polos Herren und Alsters Damen Hamburger Favoriten

Bei den Damen bleibt Alster, am Sonntag (12 Uhr) beim Club Raffelberg in Duisburg zu Gast, trotz des Verlusts der Nationalspielerinnen Kira Horn (zu AH&BC Amsterdam), Hannah Gablac (pausiert) und Bene Wenzel (zum Berliner HC) Hamburgs Topkandidat für den Kampf um den Titel. Der UHC, der mit dem neuen Cheftrainer Johannes Persoon den Münchner SC (Sa, 13 Uhr) und Mülheim (So, 13 Uhr, jeweils Wesselblek) empfängt, muss nach den Abgängen der Auswahlspielerinnen Charlotte Stapenhorst (Zehlendorfer Wespen) und Janne Müller-Wieland (pausiert für die Hinrunde) seine Rolle erst finden.

Am besten verstärkt hat sich der Großflottbeker THGC, der mit den argentinischen Olympiazweiten Agostina Alonso und Eugenia Trinchinetti auf einen Platz im Viertelfinale hofft. Das Auftaktspiel beim deutschen Meister Düsseldorfer HC (So, 12 Uhr) ist eine erste Standortbestimmung. Die HTHC-Damen, am Sonntag (14 Uhr, Barmbeker Straße) Gastgeber für den Mannheimer HC, haben aus dem Stammkader keine Abgänge zu verzeichnen und peilen mit Katharina Kiefer (Mülheim) als Verstärkung ebenfalls das Viertelfinale an.

Neustart: Weniger Doppelspieltage und bessere Verteilung der Heimspiele

Eine wichtige Neuerung struktureller Natur gibt es auch. Nachdem der Bundestag des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) Mitte Mai sein Plazet gab, ist der Spielbetrieb auf den ausgegliederten Ligaverband „Hockeyliga e. V.“ übertragen worden. Dessen wichtigstes Anliegen ist laut Vizepräsident Horst Müller-Wieland, auch Präsident des UHC, die Weiterentwicklung der Vermarktung der Bundesligen. Ein neues Streamingformat ist in Arbeit, ein Ligasponsor wird noch gesucht.

Der hauptamtliche Geschäftsführer Victor vom Kolke, der am 1. Oktober einsteigt, soll ihn finden. Beim Spielplan setzt der neue Ligaverband auf weniger Doppelspieltage und eine bessere Verteilung der Heimspiele, zu denen in Hamburg aktuell 250 Zuschauer zugelassen sind, die ihre Tickets online buchen müssen. Der Modus bleibt bestehen. Gespielt wird in je zwei Sechserstaffeln. In der Hinrunde spielen die Teams staffelübergreifend je einmal gegeneinander, in der Rückrunde gibt es nur noch je ein Duell mit den Staffelrivalen. Die besten vier jeder Staffel erreichen das Viertelfinale, die jeweils beiden Letzten ermitteln in Play-downs je zwei Absteiger.