Tokio. Die Hamburger Beachvolleyballer Julius Thole und Clemens Wickler stehen in Tokio im Viertelfinale. Jetzt Neuauflage des WM-Finales.

Clemens Wickler schrie seine Freude in den Nachthimmel von Tokio, dann drückte er seinen Partner Julius Thole ganz fest an sich: Dank einer deutlichen Leistungssteigerung haben die für den Eimsbütteler TV (ETV) startenden deutschen Beachvolleyballer bei den Olympischen Spielen das Viertelfinale erreicht und dürfen im Sand von Tokio nun von einer Medaille träumen – der ersten für ein deutsches Männer-Team nach Gold in London 2012.

Das Hamburger Duo gewann sein Achtelfinale gegen die Weltranglisten-Vierten Jacob Gibb und Tri Bourne aus den USA trotz einiger Startschwierigkeiten letztlich souverän mit 2:1 (17:21, 21:15, 15:11). Am Mittwoch (14.00 Uhr MESZ) schmettern sie gegen die russischen Weltmeister Oleg Stojanowski/Wjatscheslaw Krassilnikow um den Einzug in die Runde der letzten Vier.

Brink hat „keine Angst“ um Thole/Wickler

Damit kommt es zu einer Neuauflage des WM-Finals von vor zwei Jahren in Hamburg, als Thole/Wickler den Russen knapp 1:2 unterlegen waren.

„Ich mache mir da gar keine Sorgen“, meinte London-Olympiasieger Julius Brink in der ARD. Ja, die Russen „sind zwar Weltmeister, aber ich habe da keine große Angst, wenn die beiden so spielen“. Schon vor der Partie am Montag hatte Brink über Thole/Wickler gesagt: „Wenn sie in der Birne klar bleiben, ist eine Medaille drin.“

Thole/Wickler verschlafen den Beginn

Gegen Gibb/Bourne kamen Thole/Wickler schleppend in die Partie. Wegen einer Corona-Infektion von Gibbs regulärem Partner Taylor Crabb spielt das US-Duo zwar erst seit Kurzem zusammen. Was den beiden an Abstimmung fehlte, machten sie im Shiokaze Park von Tokio aber mit Einsatz wett und gingen beim 5:3 zuerst mit zwei Zählern in Führung.

Es blieb lange eng, ehe sich Team USA gegen Ende des Satzes einen Vorteil erarbeitete. Auch wegen Unachtsamkeiten auf deutscher Seite, die den Amerikanern einfache Punkte brachten, die sie ihrerseits fast gar nicht hergaben. Einen Satzball konnten Thole/Winkler abwehren, dann war der Satz unter den Augen des DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann verloren.

Thole/Wickler wurden lautstark angefeuert

Unbeeindruckt von dem Rückschlag gingen Thole/Wickler beim 4:2 im zweiten Durchgang erst mit zwei, beim 8:5 mit drei und beim 12:8 schließlich mit vier Punkten in Führung. Die Lockerheit und Freude, die sie in ihren ersten Olympia-Partien so ausgezeichnet hatte, war wieder spürbarer. Auch die den Amerikanern zahlenmäßig überlegene Gruppe in Deutschland-Shirts auf der Tribüne war inzwischen fast so laut wie die US-Unterstützer und konnte am Ende den zweiten Satzball zum 21:15 beklatschen.

Auch im entscheidenden dritten Satz waren die längst mit ebenfalls größtmöglichem Einsatz spielenden Vizeweltmeister zuerst im Vorteil, aus einem 5:3 wurde rasch ein 7:4 und 10:6. Nichts schien Thole/Wickler mehr aus der Ruhe zu bringen, den zweiten Matchball nutzten sie zum Einzug in die nächste Runde. Nun geht das Olympia-Abenteuer weiter – und die Neuauflage des WM-Finals wartet.

Thole/Wickler pünktlich zu Olympia in Bestform

Beim ersten deutschen Beach-Olympiagold von Brink und Jonas Reckermann saßen Thole und Wickler 2012 noch gebannt vor dem Fernseher. Nun gehören sie selbst zu den Anwärtern auf olympisches Edelmetall.

Dabei hatten die beiden eine schwierige Turniervorbereitung, in der das Team von zwei Verletzungen zurückgeworfen worden war. Erst durchkreuzte Wicklers akute Blinddarm-OP die Pläne, dann erlitt Thole eine Bänderverletzung. Doch Vorbereitung ist Vorbereitung – pünktlich zum Karriere-Höhepunkt in Tokio präsentieren sich die beiden in Bestform.

Auch HSV-Duo Ludwig/Kozuch darf träumen

Bei den Frauen darf Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig unterdessen weiter von einem erneuten Gold-Coup träumen. Die deutsche Fahnenträgerin kämpft an der Seite ihrer neuen Partnerin Margareta Kozuch am Dienstag um den Einzug ins Halbfinale.

Gegner für das HSV-Duo im Viertelfinale ist das US-Duo April Ross/Alix Klineman. Ludwig/Kozuch hatte die Runde der letzten Acht durch ein 2:1 (21:19, 19:21, 16:14) gegen die Brasilianerinnen Agatha Bednarczuk und Eduarda Santos Lisboa erreicht.