Tokio. Sunisa Lee aus den USA ist Nachfolgerin ihrer berühmten Landsfrau Simone Biles als Mehrkampf-Olympiasiegerin. Der Turn-Superstar hatte auf einen Start verzichtet.

Angefeuert von US-Turnstar Simone Biles auf der Tribüne hat sich ihre Landsfrau Sunisa Lee zur Mehrkampf-Olympiasiegerin gekrönt. Einen Tag nach dem Startverzicht von Biles siegte die 18 Jahre alte Dritte der Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Tokio mit 57,433 Punkten.

Zweite wurde Rebeca Andrade aus Brasilien mit 57,298 Zählern. Die Bronzemedaille sicherte sich die Russin Angelina Melnikowa mit 57,199 Punkten.

"Herzlichen Glückwunsch Prinzessin. Absolut super gemacht. Olympiasiegerin hier und jetzt!!!So so so mehr als stolz auf dich!!!!", schrieb die vierfache Rio-Olympiasiegerin auf Instagram. Biles hatte am Vortag ihren Rückzug mit psychischen Problemen begründet. Die Mehrkampf-Olympiasiegerin von 2016 hatte die Probleme öffentlich gemacht, nachdem sie das Mannschaftsfinale nach nur einem Gerät abgebrochen hatte. Die 24-Jährige hatte die Mehrkampf-Qualifikation trotz einiger Schnitzer als Beste abgeschlossen. Im Teamwettbewerb wurde die US-Riege Zweite.

Seitz "glücklich und zufrieden"

Einen tadellosen Vierkampf legte die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz hin und erreichte mit 54,066 Punkten und Platz neun ihre beste Mehrkampf-Platzierung bei Olympischen Spielen. Vor neun Jahren in London war die Stuttgarterin Zehnte geworden. "Ich bin glücklich und vor allem zufrieden mit meinem Wettkampf. Nicht nur, weil es gut geklappt hat, sondern auch, weil ich es ziemlich genossen habe. Es hat richtig Spaß gemacht", sagte sie.

Ihre Vereinskollegin Kim Bui landete mit 52,998 Zählern auf dem 17. Platz. "Es war mein erstes Einzelfinale bei was Großem und das eben bei den Olympischen Spielen. Ich bin super glücklich und sehr stolz drauf, dass ich heute einen guten und schönen Wettkampf gemacht habe", sagte die 32-Jährige.

Simone Biles hatte am Mittwoch ihren Startverzicht erklärt und dies mit psychischen Problemen begründet. Die Mehrkampf-Olympiasiegerin von 2016 in Rio de Janeiro hatte zuvor mentale Probleme öffentlich gemacht, nachdem sie das Mannschafts-Finale nach nur einem Gerät abgebrochen hatte. Die 24-Jährige hatte die Mehrkampf-Qualifikation trotz einiger Schnitzer als Beste abgeschlossen vor Andrade und Lee.

Letzter Wettkampf für Bundestrainerin Koch

Nach dem weltweit beachteten Auftritt von Seitz und Bui sowie der bereits abgereisten Pauline Schäfer (Chemnitz) und Sarah Voss (Köln) in Ganzkörperanzügen trat nur die 32-jährige Bui zur Mehrkampf-Entscheidung in einem langen Outfit an. Die fünf Jahre jüngere Seitz hingegen entschied sich für einen üblichen knappen, badeanzug-ähnlichen Leotard in den Farben blau und gold, in dem sie gleich zum Auftakt am Schwebebalken eine wacklerfreie Übung vortrug. Diese quittierte sie mit einem Lächeln nach dem Abgang und wurde von Bundestrainerin Ulla Koch umarmt.

Nach zwei Geräten lag die 27-jährige Seitz auf dem 20. Platz. Kim Bui rangierte bei Halbzeit auf der 11. Position. Die 32-Jährige turnte einen sauberen Vierkampf aus Schwebebalken, Boden, Sprung und Schwebebalken und lächelte nach dem Abgang zufrieden. "Ich freue mich einfach, dass ich durchgeturnt habe, dass ich es genießen konnte", sagte sie.

Für Bundestrainerin Koch war es der letzte Wettkampf. Die 66-jährige hört zum 1. Oktober auf und hat nach eigener Aussage jede Übung ihrer Schützlinge genossen. "Nach jedem Gerät war ich total dankbar und ich bin echt glücklich, dass sie sich so steigern konnten nach dem Mannschafts-Wettkampf. Ich empfinde ganz, ganz viel Dankbarkeit, dass ich hier in Tokio sein durfte und dann so einen Wettkampf mit zwei tollen Athletinnen gehabt habe", erklärte sie.

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