Saitama. Selbst Dirk Nowitzki war der Einzug ins Olympia-Viertelfinale verwehrt geblieben. Durch den ersten Sieg besitzen die deutschen Basketballer in Tokio nun gute Chancen auf die K.o.-Runde.

Maodo Lo geriet nach der bestandenen Nervenprobe ins Schwärmen, Dennis Schröder jubelte mitten in der Nacht aus Deutschland vor dem Fernseher.

Auch ohne den fehlenden Anführer feierten die deutschen Basketballer mit 99:92 gegen Nigeria ihren ersten Sieg im Olympia-Turnier von Tokio - und haben nun die große Chance auf das erste Viertelfinale seit 1992.

"Bin stolz auf diese Mannschaft"

"Ich bin stolz auf diese Mannschaft", lobte Aufbauspieler Lo und lehnte erschöpft auf der Absperrung der Saitama Super Arena. Das Team hatte sich am Mittwoch nach elf Punkten Rückstand in der zweiten Halbzeit noch zurückgekämpft. "Die deutsche Mentalität, dass man meckert, alles ist schlecht, die Köpfe gehen runter - dass wir das nicht gemacht haben, dass wir zusammen gehalten haben und das Spiel gedreht haben - das ist eine sehr coole Sache."

Dank großer Nervenstärke im Schlussviertel darf die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes nun weiter auf den Einzug in die K.o.-Runde hoffen - das war selbst mit Dirk Nowitzki bei der bislang letzten Olympia-Teilnahme 2008 in Peking nicht gelungen. "Es war ein sehr hartes Spiel, auch weil es so eine große Bedeutung hatte. Jeder wusste, dass wer verliert, so gut wie raus ist", sagte Coach Rödl und hob die mentale Stärke seiner Mannschaft hervor. "Die Jungs werden besser, je schwerer es wird."

Starker Schlussspurt

Gegen Italien zum Olympia-Auftakt hatte das deutsche Team einen Vorsprung in der Endphase noch verspielt. Gegen Nigeria gelang nun in den letzten Minuten ein 14:0-Schlussspurt. Neben den Topscorern Johannes Voigtmann (19 Punkte) und Moritz Wagner (17) ragte Danilo Barthel gegen Ende mit zwölf Punkten im letzten Viertel heraus. "Wir haben das mehrfach diesen Sommer gezeigt, dass wir in der Endphase sehr stark sind", sagte Rödl.

Dabei toppte die DBB-Auswahl sogar den bisherigen Punkterekord einer deutschen Mannschaft bei Olympia, der bislang bei 96 Zählern lag. "Ach was, krass...", entfuhr es Lo angesichts dieser Statistik. Der Aufbauspieler von Alba Berlin trägt durch die Abwesenheit von NBA-Profi Schröder, für den die hohe Versicherungssumme nicht bezahlt werden konnte, die Hauptlast im deutschen Angriff. Zwar unterliefen alleine Lo neun und dem kompletten Team 20 Ballverluste - doch letztlich setzte sich die Qualität durch. Zwar haben die Nigerianer acht NBA-Profis in ihren Reihen, diese kommen aber in ihren Teams fast durchweg nicht über den Status von Ergänzungsspielern hinaus.

Im letzten Spiel der Vorrunde trifft Deutschland nun am Samstag auf Medaillenkandidat Australien. "Das wird nicht einfach. Sie sind eines der besten Teams hier im Turnier", sagte Center Voigtmann. Auch bei einer - möglichst knappen - Niederlage wäre das Weiterkommen aber immer noch möglich. Zwei der drei Gruppendritten erreichen das Viertelfinale. "Wir werden alles dafür tun, dass wir uns direkt qualifizieren, ohne dass wir groß nachrechnen müssen", betonte Rödl. "Wir rechnen uns schon etwas aus." Der heute 52-Jährige stand in Barcelona vor 29 Jahren beim bislang letzten Olympia-Viertelfinale einer deutschen Mannschaft selbst noch auf dem Parkett - nun könnte wieder ein ganz großes Spiel der deutschen Basketball-Geschichte bevorstehen.

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