Tokio.

Nach all den Problemen, Skandalen und Widerständen im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio hat Gastgeber Japan nun auch Grund zur Freude.

Die Titelseiten japanischer Sportzeitungen waren komplett gefüllt mit der Nachricht von der ersten Goldmedaille für Japan durch Judoka Naohisa Takato. Nach "Tränen von 5 Jahren" endlich die "Revanche für Bronze in Rio" titelte die Zeitung "Nikkan Sports" neben einem formatfüllenden Takato, wie er lächelnd die Faust zum Sieg ballt. "Ich kann im Moment wirklich nichts denken, aber ich bin sehr dankbar, dass die Olympischen Spiele in Tokio stattfinden konnten", sagte Japans Held mit Blick auf die gewaltigen Herausforderungen durch die andauernde Corona-Pandemie.

Anruf von Suga

Japans Regierungschef Yoshihide Suga rief Takato am Sonntag von seinem Amtssitz aus an und gratulierte ihm. Er habe gespürt, mit welcher Zähigkeit der Judoka zum Sieg strebte. "Ich denke, viele waren bewegt, die Tränen eines Mannes nach dem Wettkampf zu sehen", wurde der Ministerpräsident des Gastgeber-Landes weiter zitiert. Am selben Tag holten noch weitere japanische Athleten das begehrte Gold nach Hause: Yuto Horigome verewigte sich als der erste in den Geschichtsbüchern, der die Wettbewerbe in der neuen Olympia-Disziplin Skateboard für sich entschied. Tränen der Freude auch bei der Schwimmerin Yui Ohashi nach ihrer Goldmedaille über 400 Meter Lagen.

Auch Takatos Familie und Unterstützer, die seine Kämpfe zu Hause am Fernseher verfolgten, waren aus dem Häuschen. Ihr Jubel war umso stärker, weil der Judoka nicht nur eine Goldmedaille gewann, sondern auch noch obendrein die erste für sein Land. "Mir fehlen die Worte", sagte Takatos Vater Norihiro zu japanischen Reportern, der wie seine ganze Familie beim Sieg von den Sitzen sprang. "Es war wundervoll. Ich möchte ihn loben", sagte der stolze Vater über den Sohn. "Ich denke, er hat endlich sein eigenes Judo gefunden. Ich wünsche mir für ihn, dass er von jetzt an nach Größe als Person strebt."

Eigentlich hatte Takatos Familie gehofft, ihn vor Ort im legendären Nippon Budokan anfeuern zu können. Doch wegen der Corona-Pandemie hatten die Organisatoren beschlossen, Zuschauer von nahezu allen Wettkämpfen bei den Olympischen Spielen auszuschließen. "Es gab Argumente für und gegen die Spiele. Aber ich bin stolz, dass er seine Ergebnisse erzielen konnte", sagte Takatos Mutter Etsuko erfreut.

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