Hamburg. Der Judoka vom Hamburger JT geht am Sonnabend in Tokio als erster deutscher Kämpfer auf die Matte.

Er soll den deutschen Judoka den ersten großen Wurf für erfolgreiche Olympische Spiele bescheren, und Moritz Plafky freut sich riesig darauf. „Natürlich ist es für mich ein Ansporn, dass ich der ganzen Mannschaft einen Push für die Wettkämpfe geben kann. Wenn ich eine Medaille hole, dann werden die anderen neidisch auf den Kleinen schauen und das auch wollen. Aber in erster Linie muss ich auf mich schauen, damit ich meine Leistung abrufen kann“, sagt der 25-Jährige vom Hamburger JT, der an diesem Sonnabend (4 Uhr MEZ) in der Klasse bis 60 kg als erster deutscher Athlet auf die Matte geht. Erster Gegner ist Jorre Verstraeten (Belgien). Parallel ist zudem Katharina Menz (30/Backnang) im 48-kg-Limit gefordert.

Für Moritz Plafky, geboren in Lohmar (Rhein-Sieg-Kreis) und 2018 von SUA Witten zum HJT gewechselt, ist Tokio die Premiere unter den fünf Ringen. Wettkämpfe im Ursprungsland seines Kampfsports hat er allerdings schon viele bestritten, bei der WM 2019 lernte er auch den Veranstaltungsort Nippon Budokan kennen. Umso mehr bedauert er, dass Zuschauer nicht zugelassen sind. „Die Tradition des Judo in Japan ist enorm, der historische Hintergrund, dass Judo 1964 in Tokio erstmals zum olympischen Programm zählte, macht es ganz besonders“, sagt er. Unter den gegebenen Umständen versuche er es wie ein normales Großevent zu betrachten.

Für Tokio qualifizierte er sich auf dem letztmöglichen Ticket

Sieben von diesen, drei Welt- und vier Europameisterschaften, hat Plafky bereits erlebt. Eine Medaille konnte er noch nie gewinnen, das einzige Edelmetall seiner Karriere im Erwachsenenbereich holte er als Dritter 2018 beim Grand Prix in Taschkent (Usbekistan). Für Tokio qualifizierte er sich auf dem letztmöglichen Ticket. Dennoch ist er überzeugt davon, das nötige Talent dafür mitzubringen, um in Japan auf dem Siegerpodest zu landen. „Es gibt genügend Beispiele von Athleten, die es geschafft haben, auf den Punkt da zu sein, obwohl niemand mit ihnen gerechnet hatte. Hier in Tokio ist der beste Moment, all das abzurufen, was ich kann“, sagt er.

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Auf die Konkurrenz in seiner Gewichtsklasse, in der der Japaner Ryuju Nagayama (25) die hauptsächlich von Sportlern aus der ehemaligen Sowjetunion dominierte Weltrangliste anführt, schaut der 29. des Rankings dabei kaum. „Ich würde mich damit nur verrückt machen. Ich konzentriere mich auf das, was ich tun muss, um meine Topleistung zu bringen“, sagt er. Tagesform ist im Judo, wo der olympische Wettkampf innerhalb von zwölf Stunden entschieden wird und im bittersten Fall innerhalb weniger Sekunden vorbei sein kann, ein entscheidender Faktor. „Und ich weiß, dass ich auf den Punkt da sein kann“, sagt er.

Moritz Plafky hat Corona-Erkrankung gut überstanden

Wichtig ist deshalb, dass Moritz Plafky die Folgen seiner Corona-Erkrankung ausgestanden hat. Ende März hatte er sich beim skandalumtosten Grand-Slam-Turnier in Georgiens Hauptstadt Tiflis, wo ein internationales Trainingslager im Vorwege für rund 50 Infektionen in mehreren Nationalteams verantwortlich war, mit Covid-19 angesteckt. „Die Symptome waren nicht schlimm.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Genervt hat nur, dass ich noch Wochen später mehrmals positiv getestet wurde, obwohl ich längst genesen war“, sagt er. Die Corona-Regeln in Tokio – täglicher Spucktest und Einhalten des Hygieneprotokolls – gelten natürlich auch für ihn. Aber auch damit beschäftigt sich Moritz Plafky nur am Rande. Für ihn zählt nur eins: „Abliefern, wenn ich gefordert bin.“ Am Sonnabend ist er gefordert.