Hamburg. Finals 2021: Hamburger Leichtathletik-Sprinter überzeugen in Braunschweig, Schwimmer Kammann gewinnt in Berlin die 50-Meter-Freistil.

„Wir sind zurück auf der Leichtathletik-Landkarte“, freute sich Wolfgang Müller-Kallweit auf der Rückfahrt von den deutschen Meisterschaften in Braunschweig. Zwei HSV-Sprinter hatten den Präsidenten des Hamburger Leichtathletik-Verbandes verzückt: Owen Ansah (20) gewann am Sonntagabend die 200 Meter souverän bei leichtem Gegenwind in 20,89 Sekunden, Vereinskollege Lucas Ansah-Peprah war am Vortag in persönlicher Bestzeit von 10,20 Sekunden Zweiter über die Hälfte der Distanz geworden, eine Hundertstel hinter dem Leipziger Marvin Schulte (22). Schon im Halbfinale unterbot Ansah-Peprah mit 10,24 Sekunden den Hamburger Rekord von Jobst Hirscht (SV Polizei), den dieser bei den Olympischen Spielen 1972 in München lief. Hauptkommissar Hirscht wurde damals im 100-Meter-Endlauf Sechster.

„Die Hamburger Leichtathletik ist stolz auf die beiden. Unser Landestrainer Sebastian Bayer (dreimaliger Weitsprung-Europameister, die Red.) hat hervorragende Arbeit geleistet und der HSV ausgezeichnete Rahmenbedingungen geschaffen“, sagte Müller-Kallweit. „Wir werden noch viel Freude an den Jungs haben. Sie haben eine große Zukunft.“

Ansah-Peprah in Hamburg zu Olympia gesprintet

Im Gegensatz zu Meister Ansah, der die Individualnorm für Tokio (20,24 Sekunden) bisher nicht gelaufen ist, dürfte Vizemeister Ansah-Peprah im Eintrachtstadion an der Hamburger Straße zu den Olympischen Spielen (23. Juli bis 8. August) gesprintet sein. Seine Nominierung für die deutsche 4 x 100-Meter-Staffel scheint so gut wie sicher. Für einen Anspruch auf einen Einzelstart müsste er sich in den nächsten drei Wochen auf 10.05 Sekunden verbessern.

Während die beiden Hamburger Braunschweig mit einem guten Gefühl verließen, kam bei den etablierten Stars der deutschen Leichtathletik kaum Vorfreude auf Tokio auf. Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo springt noch ihrer Form hinterher, siegte mit 6,62 Metern, Diskus-Olympiasieger Christoph Harting schwächelt weiter, wurde mit 57,29 Metern Achter. Während sich die WM-Dritte Gesa Felicitas Krause im Alleingang ihren Titel über 3000-Meter-Hindernis zurückholte, mit ihren 9:31,36 Minuten Selbstvertrauen für Olympia tankte, ging das Comeback von Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler nach 609 Tagen Wettkampfpause schief. „Ich hatte schon beim Einwerfen etwas im Brustmuskel gespürt“, sagte der Europameister. Nach dem ersten ungültigen Versuch brach er ab, Tokio will Röhler dennoch nicht abschreiben.

Titel für Hamburg bei Meisterschaften im Schwimmen

Einen Titel für Hamburg gab es auch bei den deutschen Meisterschaften im Schwimmen in Berlin. Björn Kammann (20) siegte über 50 Meter Freistil in 23,98 Sekunden. Die für die 4 x 100-Meter-Freistilstaffel für Olympia in Tokio qualifizierte Hannah Küchler (19) schlug über 50 Meter Freistil in 25,31 Sekunden 30 Hundertstel hinter Siegerin Jessica Felsner (Köln) an und wurde über die doppelte Distanz gut eine halbe Sekunde hinter Annika Bruhn (Neckarsulm) in 55,25 Sekunden ebenfalls Zweite.. Über 200 Meter Rücken musste Sonnele Öztürk (23) nach 2:12,44 Minuten der eine halbe Sekunde schnelleren Heidelbergerin Nina Kost den Vortritt lassen.

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Einen Achtungserfolg konnte die 15 Jahre alte Kunstturnerin Karina Schönmaier erzielen. Bei ihren ersten deutschen Meisterschaften im Erwachsenenbereich gewann die Schülerin aus Bremen, die in der Zweiten Bundesliga und bei Titelkämpfen für Blau-Weiß Buchholz antritt, hinter Sara Voss (Köln) und Lisa Zimmermann (Chemnitz) die Bronzemedaille am Sprung. Schon am Donnerstagabend im Mehrkampf hatte sie mit Rang 14 überzeugen können.

ARD und ZDF wollen Finals auch 2022 übertragen

Die „Finals“ sollen zu einer festen Einrichtung im deutschen Sportkalender werden. „Wir sind in guten Gesprächen für 2022, dann hoffentlich wieder mit Publikum“, sagte Sportchef Thomas Fuhrmann vom ZDF, das die Veranstaltung gemeinsam mit der ARD flächendeckend übertrug. Auch Hagen Boßdorf, Geschäftsführer der Finals GmbH, hofft nach der Premiere 2019 in Berlin, der coronabedingten Absage im vergangenen Jahr und der erfolgreichen zweiten Auflage auf weitere Veranstaltungen – trotz mäßiger Einschaltquoten.

„Nur mit der Atmosphäre begeisterter Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort entfaltet ein Format wie die Finals seine ganze Faszination“, sagte Boßdorf. „Daran wollen wir 2022 und 2023 anknüpfen und prüfen gerade im Auftrag von ARD und ZDF die Umsetzung der Finals in den kommenden Jahren.“ Fuhrmann stellte aber klar: „Die Konzentration auf eine Stadt oder eine Region erleichtert die Umsetzung der Finals.“ Für 2022 soll Berlin bereits als Gastgeber feststehen