Winsen/Luhe. Auf die Golfprofis warten in Winsen viele Überraschungen. Späte Entscheidung über Zuschauer wahrscheinlich.

Dass er Mittelmaß hasst, wird bereits in den ersten Minuten des Gesprächs mehr als deutlich. „Das Schlimmste für mich ist ein schlecht gepflegter Golfplatz“, sagt Michael Blesch (50). Sein eigener Anspruch an den Golfplatz Green Eagle in Winsen ist Perfektion, ob es die Schönheit der Anlage betrifft oder die sportliche Herausforderung. Seine Zukunftsvision: „Wir wollen den bundesweit besten Golfplatz präsentieren, das kleine Augusta in Deutschland für Golf werden.“

Starke Ansage. Denn der Augusta National Golf Club in Augusta (Georgia, USA) ist nicht nur die Heimat für eines der vier Major-Turniere. Das seit 1934 ausgetragene Masters gilt bei Fans und Spielern als Mekka des Golfsports. Auch für Blesch: „Mein absoluter Lieblingsplatz. Es geht nicht nur um Einschaltquoten, sondern um Golfgeschichte, um Beständigkeit – und darum, den perfekten Golfplatz anzubieten.“

Weiterentwickelte Spielbahnen

Seit Blesch, ein ausgebildeter PGA-Golflehrer, 1997 mit Ralf Lühmann im Alter von 26 Jahren vor den Toren Hamburgs in Winsen den Golfclub „Green Eagle Golf Courses“ gründete, ist die einzige Konstante seines Wirkens der permanente Wandel. Jedes Jahr können sich die Mitglieder auf weiterentwickelte Spielbahnen freuen, genau wie die Golfprofis, die anlässlich der vierten in Winsen ausgetragenen Porsche European Open (PEO) vom 3. bis 6. Juni auf dem Nord Course auftreten, getreu Bleschs Motto: „Ein Golfplatz ist nie fertig.“

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2017 hatten Lühmann und er ihren ersten Meilenstein erreicht, als die European Tour Winsen mit dem Porsche-Turnier aufnahm. Im vergangenen Jahr fiel das Event Corona zum Opfer, doch nach der Vertragsverlängerung mit Titelsponsor Porsche ist das Turnier bis 2023 gesichert.

Platz hat sich massiv verändert

Wenn die Golfstars in 37 Tagen ihre erste Proberunde absolvieren, werden sie schnell merken, wie massiv sich der Platz in den vergangenen beiden Jahren verändert hat. Neue Schmuckstücke sind die zwei eher kurzen, aber tückischen Par-3 (Bahn fünf und 14) mit ihren für Amateure furchteinflößenden Wasserhindernissen. Vor allem die 14 mit dem Ausblick auf dem erhöhten Abschlag und den Wellen im Vorgrün hat es Blesch angetan: „Für mich gehört die Bahn zu den schönsten Par-3 weltweit. Da haben wir die Messlatte extrem hoch gelegt.“

Die im November umgebaute Bahn fünf des Porsche Nord Course in Green Eagle mit einem größeren Teich und der Naturtribüne hinten.
Die im November umgebaute Bahn fünf des Porsche Nord Course in Green Eagle mit einem größeren Teich und der Naturtribüne hinten. © Stefan von Stengel | Stefan von Stengel

Durch mehrere zusätzlich errichtete Naturtribünen wie an der Bahn 14, aber besonders an der Bahn 18, sollen die Zuschauer in Zukunft einen noch besseren Blick auf die Schwünge und Puttversuche der Golfprofis genießen. Am letzten Grün der 18 werden die Spieler ihren Ball in ein modernes „Kolosseum“ schlagen, wie es Blesch formuliert, weil die Golffans durch eine weit in den See reichende neue Landzunge das Grün beinahe umrunden könnten – wenn denn Fans in entsprechender Menge wieder einmal auf dem Platz erlaubt sind.

Verzicht auf Stahltribünen und VIP-Zelte

Ob und wie viele Tickets verkauft werden dürfen, wird sich nach letzten Prognosen wohl erst Mitte Mai entscheiden, abhängig von der Inzidenzlage. Veranstalter und Betreiber des Golfplatzes hoffen darauf, dass mit Testangeboten und der Öffnung für Geimpfte ein Zugang möglich sein wird.

Spieler und Betreuer werden sich so oder so die ganze Zeit in einer Blase aufhalten, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Fest steht auch, dass die Porsche European Open ohne Stahltribünen und VIP-Zelte an der Bahn 18 oder das Public Village außerhalb der Anlage durchgeführt werden. Auf sonstige Nebenevents wie auf der Reeperbahn wird logischerweise auch verzichtet.

Ganzjährige Pflege des Rasens ist notwendig

Der Aufwand für den 2018 in „Porsche Nord Course“ umbenannten Platz ist dennoch gleich geblieben. Um den Rasen (überwiegend wird die Grassorte Agrostis capillaris genutzt) auf den European-Tour-Standard bringen zu können, ist eine ganzjährige Pflege notwendig. Mit dem neuen Termin im Juni (zuvor im Juli und zweimal im September) hofft Blesch auf optimale Bedingungen: „Ich bin überzeugt davon, dass sich der Platz in einem besseren Zustand präsentieren wird als bei den vergangenen Turnieren. Wir können in dieser Jahreszeit auch abends viel länger arbeiten.“

Schon fertig sind viele neue Wege. Heller Quartzsand, der früher in den Bunkern lag, soll für zusätzliche optische Reize auch bei TV-Zuschauern sorgen. In Angriff genommen haben Blesch und Co. auch, das Heidekraut wieder heimischer auf der Anlage werden zu lassen. Ein Bonsai-Park an der 17 ist ebenfalls neu. Die Ideen und Aufgaben, so viel ist nach dem Besuch klar, werden den Machern von Green Eagle nicht ausgehen.