Hamburg . Mannschaft erzielt Erfolg gegen SCU Emlichheim. Warum die zweite Saison auf Zweitliganiveau dennoch infrage steht.

Volleyball ist geil“ stand auf den Trainingsshirts, die Libera Ines Laube an alle Spielerinnen und das Trainerteam verteilte, als alles vorbei war. Und tatsächlich hätte wohl kaum ein Satz treffender beschreiben können, was alle fühlten am Ende der ersten Zweitligasaison der Geschichte für die Volleyballerinnen des Eimsbütteler TV. Mit einem überlegen herausgespielten 3:1 (25:20, 15:25, 25:16, 25:15)-Erfolg gegen SCU Emlichheim hatte die Auswahl von Cheftrainer Ulrich Kahl Rang neun zementiert, das vorgegebene Saisonziel „einstelliger Tabellenplatz“ erreicht und ein letztes Mal unterstrichen, dass sie sportlich in diese Liga gehört.

Umso bitter ist, dass die zweite Saison auf Zweitliganiveau dennoch infrage steht. Bis zum Meldeschluss am 15. Mai muss noch eine große Lücke im Etat gestopft werden, um die mindestens notwendigen 50.000 Euro zusammenzubekommen. „Wir werden in den kommenden Wochen hart arbeiten müssen, um Sponsoren zu akquirieren“, sagte Cheftrainer Kahl.

Anders als vor dieser Saison, als der Verein zusagte, etwaige Etatlücken auszugleichen, um die Zweitligapremiere für die emsigen Frauen möglich zu machen, wird diese Hilfe ausbleiben. Grund dafür ist, dass der Topsportverein ETV gut 2000 seiner vor Corona rund 16.000 Mitglieder eingebüßt hat. „Da reden wir über einen Fehlbetrag, der fast siebenstellig ist“, sagte Kahl, „deshalb ist es absolut verständlich, dass der Verein uns keine Extrahilfe zusagen kann.“

"Ich bin überzeugt, dass langfristig Erstliga-Volleyball in Hamburg möglich ist"

Angesichts der in der Pandemie in vielen Branchen schwierigen Wirtschaftslage wird die Suche nach neuen Geldgebern kaum vergnügungssteuerpflichtig. Aufgeben sei aber erst eine Option, wenn man alles andere versucht habe. Und dass sich dieser Kampf lohnt, daran wollte Ulrich Kahl nicht den leisesten Zweifel aufkommen lassen. „Diese Saison war mit all den verrückten Umständen durch Corona ein echtes Abenteuer. Aber jeder Sieg, jede Weiterentwicklung hat mich spüren lassen, dass es den ganzen Aufwand wert war“, sagte der 58-Jährige.

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Tatsächlich zeigte sein Team eine mannschaftliche Geschlossenheit, die beeindruckte. Weder die Sorge, sich trotz funktionierender Hygienekonzepte mit Corona zu infizieren und dann wochenlang bei der Arbeit auszufallen – niemand im ETV verdient sein Geld mit dem Sport –, noch eine sportliche Krise im Spätherbst konnte die Eimsbüttelerinnen aus der Ruhe bringen. Sie zeigten kämpferischen, bisweilen auch spielerisch absolut ansprechenden Volleyball und verlangten auch Gegnerinnen oberhalb ihrer Augenhöhe viel ab.

„Wir haben sicherlich auch Lehrgeld gezahlt und stehen am Ende dort, wo wir hingehören. Ich bin überzeugt davon, dass langfristig auch Erstliga-Volleyball in Hamburg möglich ist. Das ist noch ein sehr langer Weg, wir müssen Strukturen aufbauen, die uns noch fehlen. Aber es steckt viel Potenzial in dieser Mannschaft“, sagte Ulrich Kahl. Kein Wunder also, dass alle das Begonnene unbedingt gemeinsam fortsetzen wollen, sofern sie finanziell die Chance dazu erhalten.

"Die Saison war verrückt und viel anstrengender als erwartet"

Alle bis auf eine, muss einschränkend gesagt werden. Die frühere Nationalspielerin Saskia Radzuweit, die ihren Volleyball-Ruhestand für das Abenteuer Zweite Liga noch einmal abgebrochen hatte, will nun endgültig aufhören. Die Außenangreiferin, die im Mai 30 wird, arbeitet in Vollzeit und hat aus dem Hamburger Süden den längsten Anfahrtsweg.

„Die Belastung ist mir doch zu viel geworden“, sagte sie, „die Saison war verrückt und viel anstrengender als erwartet.“ Dennoch habe sie sich extrem wohl gefühlt. „Die familiäre Atmosphäre hier ist wirklich einzigartig. Ich hoffe sehr, dass die Mädels auch weiterhin in der Zweiten Liga spielen dürfen.“

Und so ganz sicher, dass am Sonnabendnachmittag das letzte Volleyballspiel ihrer Karriere stattgefunden hat, war sich Saskia Radzuweit dann auch nicht. „Ich habe Ulli gesagt, dass er mich anrufen kann, wenn er nächste Saison mal in Personalnot ist“, sagte sie. Schließlich gilt, was auf den Saisonabschlussgeschenken stand: Volleyball ist geil.