Hamburg. Nach dem Zugang von Toptalent Müller wechseln auch Körtzinger und Schneider vom HSV als erstes Frauenduo nach Eimsbüttel.

Wie gut, dass in Hamburg der Frühling ausgebrochen ist! Leonie Körtzinger und Sarah Schneider hätten sonst extreme Temperatursprünge zu verkraften gehabt. Nach drei Wochen Trainingslager bei rund 25 Grad auf den kanarischen Inseln Teneriffa und Fuerteventura reist das Beachvolleyballduo an diesem Freitag zurück in seine Heimatstadt, ehe es am Mittwoch kommender Woche nach Doha geht. In der katarischen Hauptstadt steht das erste Turnier der Saison 2021 auf dem Programm, und dass die beiden Sportsoldatinnen der Sportfördergruppe Hamburg, die sich in der Qualifikation behaupten müssen, darauf besonders heiß sind, liegt beileibe nicht an den erwarteten Temperaturen.

Für die gebürtige Kielerin Körtzinger (23) und die aus dem hessischen Frankenberg stammende Schneider (25) ist es das erste Turnier, das sie für ihren neuen Verein bestreiten. Nachdem Ende vergangenen Jahres die Kooperation mit dem HSV ausgelaufen war, entschied sich das am Bundesstützpunkt am Alten Teichweg von Helke Claasen trainierte Team für einen Wechsel zum Eimsbütteler TV. „Wir wollten einen Verein, der uns eine familiäre Atmosphäre und ein Gefühl von Heimat gibt. Der ETV verkörpert das“, sagt Sarah Schneider, die von 2014 bis 2016 bereits ETV-Mitglied gewesen war.

Frank Fechner hört derlei Lob gern, schließlich hat der ETV-Vorsitzende einen Plan für die Entwicklung der Beach- und Hallenvolleyballsparte. „In der Altersklasse 19 bis 26 sind wir nicht so gut aufgestellt wie in allen anderen Altersstufen. Dieses Publikum erreichen wir mit Beachvolleyball total gut“, sagt er. „Unser Ziel ist, Beachvolleyball als Vereinssport zu entwickeln. Dafür müssen wir breitensportliche Angebote schaffen, brauchen aber auch Aushängeschilder.“ Mit den Vizeweltmeistern Julius Thole (23) und Clemens Wickler (25) sind diese im männlichen Bereich vorhanden. Nun gibt es auch ein Frauenteam an der Bundesstraße.

Wie der HSV auf die Beach-Konkurrenz reagiert

Die dafür notwendigen Investitionen stünden laut Fechner nicht im Kontrast zu der Forderung nach Unterstützung der Stadt hinsichtlich des coronabedingten Mitgliederschwundes. „Wir finanzieren ja keinen Profisport, sondern ersetzen unseren Topteams nur deren Aufwendungen. Der Wert, den diese Teams bringen, ist mindestens so hoch wie das, was wir investieren.“

Beim bisherigen Platzhirschen HSV sieht man die neue Konkurrenz gelassen. Kumar Tschana, Geschäftsführer des HSV e. V., sagt: „Als HSV haben wir den Bundesstützpunkt in Hamburg von Anfang an mit aufgebaut und unterstützen ihn auch in diesem Jahr. Mit dieser vereinsseitigen Unterstützung waren wir zu Beginn allein. Es freut uns daher, dass mittlerweile auch andere Hamburger Vereine den Beachvolleyball fördern und Spitzenteams eine sportliche Heimat bieten. Mit unseren derzeitigen Beachvolleyballteams sind wir im HSV sportlich weiterhin sehr gut aufgestellt.“

Dissens zwischen ETV und HSV?

Die aktuellen Nationalteams Laura Ludwig/Margareta Kozuch, Victoria Bieneck/Isabel Schneider und Nils Ehlers/Lars Flüggen tragen ebenso die Raute auf dem Trikot wie Lukas Pfretzschner/Robin Sowa, die wie Körtzinger/Schneider als Perspektivteam für Paris 2024 aufgebaut werden. Dass der HSV seine finanzielle Unterstützung für den Bundesstützpunkt von einst 75.000 auf mittlerweile noch rund 15.000 Euro reduziert hat, liegt auch darin begründet, dass der Verein im Beachvolleyball kein großes Potenzial für die Mitgliedergewinnung sieht. Man baue künftig eher auf Frauenfußball, Futsal und Leichtathletik.

Im Deutschen Volleyball-Verband (DVV) ist man um Neutralität bemüht. „Die Stadt freut sich, wenn hier trainierende Athleten für Hamburger Vereine starten, und genauso sehen wir das auch“, sagt Niclas Hildebrand, Sportdirektor der DVV-Beachsparte. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung des HSV, kooperieren aber auch sehr gut mit dem ETV und sehen keinen Dissens.“