Hamburg. Das Team des deutschen Meisters Hamburger JT für die Saison 2021 steht bereits. Nun hofft der Sport auf Öffnung des Vereinstrainings.

Ob abends kurz vor Mitternacht oder morgens früh um sieben Uhr – wer Slavko Tekic eine Nachricht schreibt, erhält meist umgehend eine Antwort. „Wir arbeiten Tag und Nacht an der Entwicklung unseres Sports“, erklärt der 50 Jahre alte Serbe, und wer ihn kennt, den leitenden Hamburger Landestrainer im Judo, der weiß, dass das keine leere Floskel ist.

Dass das Hamburger Judo-Team (HJT) viermal innerhalb der vergangenen fünf Jahre den deutschen Mannschaftsmeistertitel der Männer gewinnen konnte, ist zu großen Teilen Tekics Einsatz als Cheftrainer der Auswahl geschuldet.

Auch in dieser Saison muss wieder improvisiert werden

Nachdem im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie den Trainingsbetrieb stark beeinflusst hatte, muss auch in dieser Saison wieder improvisiert werden. Der Deutsche Judo-Bund (DJB) beschloss jüngst, den Bundesliga-Kampfbetrieb, der in der Regel Ende April beginnt, erst nach den Olympischen Spielen in Japans Hauptstadt Tokio (23. Juli bis 8. August) aufzunehmen und in Turnierform durchzuführen.

Ob es regionale Qualifikationsrunden geben wird oder erneut, wie 2020, nur ein Finalturnier, auf dem das HJT seinen Titel verteidigen kann, ist noch unsicher. „Wir werden uns auf alles einstellen, was kommt“, sagt Tekic.

Als einziger Abgang steht Nationalkämpfer Anthony Zingg fest

Die Planungen für die Zusammensetzung der Mannschaft für die Saison 2021 haben der Chefcoach, Sportdirektor Patrick Strutz und die für die Organisation der Kampftage und die Zweitligamannschaft verantwortlichen Trainer Daniel Lenk und Florian Hahn abgeschlossen.

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Als einziger Abgang steht Nationalkämpfer Anthony Zingg (27/Klasse bis 73 Kilogramm) fest, der zu seinem Heimatverein Bayer Leverkusen zurückgekehrt ist. Ansonsten bleibt der Stamm der Mannschaft um die Olympiakandidaten Dominic Ressel (27/bis 81 kg) und Moritz Plafky (25/bis 60 kg) bestehen.

Aufgefüllt wird der Kader mit Talenten aus der eigenen Jugend

Aufgefüllt wird der Kader mit Talenten aus der eigenen Jugend, von denen Tekic vor allem Lasse Schriever eine gute Rolle zutraut. „Der Junge hat eine große Perspektive, er ist stark, athletisch gut und heiß darauf zu lernen und sich zu entwickeln“, sagt er über den 17-Jährigen, der in der Klasse bis 90 kg deutscher U-18-Vizemeister wurde.

Außerdem hat das HJT das 40-köpfige Aufgebot um einige starke ausländische Kämpfer ergänzt, allen voran mit dem Georgier Luchum Tschchwimiani (27), der 2019 Weltmeister im 60-kg-Limit war. „Mit dieser Mannschaft können wir wieder um die deutsche Meisterschaft kämpfen“, glaubt Tekic.

Prekäre Lage für den Vereinssport

Das Hauptaugenmerk des Übungsleiters liegt allerdings in Zeiten der Pandemie besonders auf der Ausbildung des Nachwuchses. Nachdem die Stadt Hamburg im März als letztes Bundesland immerhin den Landeskader-Athletinnen und -Athleten die Rückkehr ins Training erlaubte, hat sich die Lage in der Jugend ein wenig entspannt. „Wir dürfen unter Berücksichtigung aller Hygieneregeln und mit täglicher Testung vor dem Training immerhin wieder in der Halle üben“, sagt Tekic.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Schlechter ist die Lage weiterhin für den Vereinssport. Erlaubt ist aktuell für Jugendliche unter 14 Jahren Training an der frischen Luft in Gruppen von maximal zehn Teilnehmenden – aber nur kontaktlos. Für einen Vollkontaktsport wie Judo ist das suboptimal, dennoch macht Slavko Tekic, der beim TH Eilbeck im Vereinstraining engagiert ist, dem Nachwuchs tägliche Angebote.

Möglichkeiten nutzen

„Wir können Kraft und Ausdauer auch ohne Kontakt trainieren“, sagt er, „und es ist enorm wichtig, dass wir die Jugendlichen in Bewegung halten. Ansonsten ist die Gefahr wirklich groß, dass wir viele von ihnen verlieren.“

Dass nicht alle Vereine derart engagiert durch die Krise marschieren, hält er für gefährlich. „Die Möglichkeiten, die man uns bietet, müssen wir nutzen“, sagt er. Auch wenn das im Zweifel bedeutet, Tag und Nacht für die Entwicklung des Sports zu arbeiten.