Hamburg. Die internationale Presse verhöhnt den Kollaps der Super League. Selbst Juventus knickt ein – oder war alles genauso geplant?

Die Super League ist zumindest fürs Erste krachend gescheitert. Keine 48 Stunden nach der Verkündung der großen Pläne haben sich inzwischen fast alle zwölf europäischen Topclubs von diesen wieder distanziert. Als erster der Initiatoren hatte Manchester City am Dienstagabend seine Teilnahme an der Super League abgesagt. Dem folgten die anderen fünf englischen Mitgründer FC Liverpool, Manchester United, FC Arsenal, Tottenham Hotspur, FC Chelsea sowie Atlético Madrid aus Spanien.

Daraufhin mussten auch die italienischen Clubs Inter Mailand, der AC Mailand und Juventus Turin einsehen, dass eine Super League ohne englische Vereine nicht viel Sinn habe – und sie wandten sich ebenfalls von der Idee ab. Wenngleich vor allem Juve weiterhin überzeugt von dem bei Fans, anderen Vereinen und Politikern höchst umstrittenen Projekt ist.

Super League: Ein abgekartetes Spiel?

Von den Gründungsmitgliedern der Super League bleiben somit nur noch Real Madrid und der FC Barcelona übrig. Wobei zumindest Barça ebenfalls nachgesagt wird, einen Rückzug vorzubereiten. Die schnelle Kehrtwende der Topclubs erweckt den Eindruck, als wäre alles ein abgekartetes Spiel. Denn ganz nebenbei boxte die Uefa ihre ebenfalls umstrittene Reform der Champions League durch, die eine Art Super League light darstellt.

Ebenfalls verdächtig ist die Tatsache, dass die wegen Korruptionsvorwürfen angeschlagene Uefa sowie der bei neutralen Fußball-Fans wegen seiner Scheich-Millionen unbeliebte französische Topclub Paris St. Germain plötzlich die „Good Guys" im Fußball sein sollen, weil beide sich von Anfang an gegen die Super League gestellt haben. Ein Szenario, das zumindest Fragen aufwirft.

Das Abendblatt hält Sie im Newsblog zur Super League auf dem Laufenden.

Italienische Clubs wenden sich von Super League ab

Nun haben sich auch die drei ursprünglichen Unterstützer der Super League aus Italien, Juventus Turin sowie Inter und AC Mailand, von den Plänen des Projekts abgewandt. Man habe Kenntnis von den Vorhaben anderer Clubs, sich aus dem Projekt zurückzuziehen, obwohl die nötigen Verfahren für eine Übereinkunft noch gar nicht abgeschlossen seien, teilte Juve mit. Der Verein sei weiterhin von der Super League überzeugt. Derzeit sei es jedoch kaum möglich, das Projekt wie ursprünglich geplant abzuschließen.

Neu distanziert hat sich nun auch der AC Mailand von den Plänen. „Die Stimmen und Sorgen der Fans auf der ganzen Welt waren mit Blick auf die Super League stark und klar“, teilte der Club mit. Man werde dennoch weiter daran arbeiten, ein nachhaltiges Modell für die Welt des Fußballs zu bestimmen.

So begründen die Clubs ihr Super-League-Aus

FC ARSENAL

„Es war niemals unsere Absicht, so einen Ärger zu verursachen. Als die Einladung kam, bei der Super League mitzumachen, wollten wir nicht zurückgelassen werden und sicherstellen, dass wir Arsenal und seine Zukunft schützen. Auch wenn wir wussten, dass es keine Garantien gibt.Nachdem wir Euch und die breite Fußball-Gemeinschaft über die letzten Tage gehört haben, ziehen wir von der geplanten Super League zurück. Wir haben einen Fehler gemacht, und wir entschuldigen uns."

FC CHELSEA

„Nachdem wir uns Ende letzter Woche der Gruppe angeschlossen hatten, hatten wir jetzt die Zeit, um die Angelegenheit vollumfänglich zu überdenken und entschieden, dass unsere weitere Teilnahme an diesen Plänen nicht im besten Interesse des Klubs, unserer Fans oder der breiten Fußball-Gemeinschaft ist.“

FC Liverpool

„Der FC Liverpool kann bestätigen, dass die Beteiligung an den Plänen zur Bildung einer europäischen Super League eingestellt wurde. In den vergangenen Tagen hat der Klub intern und extern Darstellungen von verschiedenen Interessengruppen erhalten, und wir möchten ihnen für ihre wertvollen Beiträge danken.“

MANCHESTER CITY

„Manchester City kann bestätigen, dass es das Verfahren zum Rückzug aus der Gruppe, die Pläne für eine europäische Super League entwickelt hat, formell beschlossen hat.“ 

MANCHESTER UNITED

„Wir haben sorgsam auf die Reaktionen unserer Fans, der britischen Regierung und anderer Interessengruppen gehört.“

TOTTENHAM HOTSPUR

„Wir bedauern die Ängste und die Enttäuschung, die durch die ESL verursacht wurden. Wir haben gedacht, es wäre wichtig, dass unser Klub bei der Entwicklung einer möglichen neuen Struktur beteiligt ist, die ein besseres Financial Fair Play und finanzielle Nachhaltigkeit gewährleisten und gleichzeitig die Unterstützung für eine breitere Fußball-Pyramide signifikant erhöhen sollte.“

ATLÉTICO MADRID

„Atlético Madrid hat die Entscheidung, diesem Projekt beizutreten, am vergangenen Montag getroffen, als Reaktion auf Umstände, die heute nicht mehr bestehen. Für den Verein ist die Harmonie zwischen allen Gruppen, die die Rojiblanco-Familie ausmachen, essentiell - insbesondere für unsere Fans.“

INTER MAILAND

„Inter Mailand bestätigt, dass der Club nicht mehr Teil des Super-League-Projekts ist. Wir sind immer bestrebt, den Fans das beste Fußballerlebnis zu bieten.“

AC MAILAND

„Die Stimme und die Bedenken der Fans auf der ganzen Welt in Bezug auf das Super-League-Projekt waren laut und deutlich. Unser Klub muss weiterhin sensibel und aufmerksam auf die Meinung derer reagieren, die diesen wunderbaren Sport lieben. Wir werden uns jedoch weiterhin aktiv an der Definition eines nachhaltigen Modells für den Weltfußball beteiligen.“ 

JUVENTUS TURIN

„Juventus ist zwar nach wie vor von der Solidität der sportlichen, kommerziellen und rechtlichen Voraussetzungen des Projekts überzeugt, ist jedoch der Ansicht, dass derzeit nur begrenzte Chancen bestehen, das Projekt in der ursprünglich angedachten Form zu realisieren. Juventus ist weiterhin bestrebt, eine langfristige Wertschöpfung für das Unternehmen und die gesamte Fußballbranche zu erreichen.“

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Presse verhöhnt Kollaps der Super League

Die Super League ist kurz nach ihrer Gründung schon wieder zerbrochen, doch der Ton in den internationalen Medien ist weiter scharf. Die englischen Zeitungen bewerten den „Kollaps“ der geschlossenen Eliteliga als „Sieg für die Fans“. Aber auch andere europäische Medien weisen die beteiligten Teams für ihre Planungen zurecht. Die internationalen Pressestimmen zum Durchklicken:

Presse: Kollaps der Super League „ein Sieg für die Fans“

ENGLAND: Daily Mail

„Die Gier wurde besiegt. Die gierigen Fußballbosse wurden in der vergangenen Nacht gezwungen, ihre Pläne für eine abtrünnige Liga aufzugeben, nachdem es zu Fanprotesten gekommen war. Manchester City und Chelsea haben dramatisch das Handtuch geworfen.“

The Sun

„Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, auf Wiedersehen. Ein Sieg für die Fans. Die European Super League ist ruiniert, nachdem Manchester United, Arsenal, Chelsea, Tottenham, Liverpool und Manchester City in der Nacht dramatisch zurückgezogen haben. Die FA, Uefa und Premierminister Boris Johnson haben sich dem Freudenchor angeschlossen, während Man United bestätigte, dass der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Ed Woodward den Verein am Jahresende verlässt.“

The Guardian

„Die Fans jubeln. Chelsea und Manchester City haben dramatisch ihren Rückzug aus dem Wettbewerb angekündigt, als sie von dem Widerstand der Fans und der Regierung überrascht worden sind.“

Mirror

„Neue Hoffnung für den Fußball. Manchester City und Chelsea haben ihren Ausstieg aus der European Super League in der letzten Nacht bestätigt. Prinz William und Boris Johnson waren unter denen, die sich gegen die Pläne der Milliardäre ausgesprochen haben.“

ITALIEN: Gazzetta dello Sport

„Super League, Super-Flop. Die Superliga überlebt nicht mehr als 48 Stunden und stellt einen einmaligen Rekord auf: Sie hat die Opposition der Politik, des EU-Parlaments, der sportlichen Institutionen sowie aller internationalen Medien, der Tifosi und Spieler geweckt. Sogar die Klubs, die ursprünglich das Projekt befürwortet hatten, ziehen sich zurück.“

Corriere dello Sport

„Die Super League stirbt, bevor sie überhaupt entstanden ist. Ein extremer Versuch, eine Allianz zu kitten, die bereits in die Brüche gegangen ist, ist gescheitert. Politik, sportliche Institutionen und Tifosi haben in weniger als 48 Stunden die Kreatur von Florentino Perez und Andrea Agnelli getötet. Chelsea hat die Front zerschlagen, kurz daraufhin sind bei Manchester City Bedenken aufgetreten. Die Fans und Boris Johnson zwingen die englischen Klubs zum Rückzug.“

Tuttosport

„Agnellis Projekt zerbröselt. Der tödliche Hieb kommt von dem reichstem Markt, dem englischen, wo die Umsätze undenkbar sind. Ein rechtlicher Kampf wäre voller Risiken, der Imageschaden bei den Fans zu groß. Und so machen die englischen Klubs einen Rückzieher.“

La Repubblica

„Ein verzweifelter Schritt, der verheerende Folgen haben könnte. Zwölf Klubs, in einer enormen Verschuldung vereint, haben 48 Stunden lang den europäischen Fußball in Schach gehalten. Doch die Flucht vor der Uefa ist gescheitert. Das elitärste Projekt in der Geschichte des europäischen Fußballs ist eingebrochen, denn nicht einmal die Elite kann Zusammenhalt bewahren.“

Corriere della Sera

„Super-Flucht von der Super-Liga, die noch nicht geboren ist und bereits bröckelt. Die englischen Klubs zittern vor der Aussicht eines Gesetzes, um das Projekt zu stoppen. Der Fußball der Eliten hat keine Zukunft.“

FRANKREICH: L'Equipe

„Das ist Fußball! Am Ende eines Tages, an dem Fans, Trainer und Spieler in England gegen den Verrat der Klubeigentümer zusammenstanden, gaben Manchester City, Arsenal, Liverpool, Tottenham, Manchester United und Chelsea auf und gefährden das Projekt der Super League.“

Le Figaro:

„Das Projekt der European Super League ist nach dem Rückzug der englischen Vereine tot geboren. Die Organisatoren sind jedoch noch nicht entwaffnet. Das in den Medien, von Spielern und natürlich der Fans kritisierte elitäre Projekt schwebt im Dunkeln.“

SPANIEN: Marca

„Super Lächerlichkeit. Das von Florentino Perez angeführte Projekt scheitert in 48 Stunden. Der Druck der englischen Fans mit dem Aufschrei “der Fußball gehört den Fans' erlegt die pharaonische Super League. Manchester City, Chelsea, Manchester United, Tottenham und Arsenal verlassen geschlossen das Schiff. Bayern und PSG blieben beim Nein. Real, Atletico und Barca stecken jetzt in der Bredouille. Die Super League ist tödlich verletzt. Da gibt es höchstwahrscheinlich kein Zurück mehr."

AS

„England bringt die Super League zum Platzen. Die sechs englischen Klubs machen einen Rückzieher aufgrund des Drucks seitens der Fans und der Regierung angeführt von Boris Johnson. Ihre Entscheidung wurde nachts nach einer Konferenz aller zwölf beteiligten Vereine bekannt. Auch diverse bekannte Spieler wie De Bruyne, Milner, Henderson oder Alexander-Arnold positionierten sich gegen die Super League.“

El Mundo Deportivo

„BREXIT. Die englischen Klubs, angeführt von Manchester City, ziehen sich zurück und nehmen das Projekt von Florentino Perez auseinander. Es gab eine Notkonferenz zwischen den zwölf beteiligten Klubs, bei der es keine Einigung gab. Es scheint der Todesstoß für diesen Wettbewerb zu sein. Barca ist momentan immer noch dabei, es gibt hier keinen Impuls, um das von Perez angeführte Projekt zu verlassen.“

Sport

„Die Super League bricht auseinander. Alle englischen Klubs (City, United, Chelsea, Arsenal, Liverpool und Tottenham) kündigen offiziell an, dass sie an der Super League nicht teilnehmen werden. PSG und Bayern weigern sich ebenfalls, daran teilzunehmen, weswegen das von Florentino Perez angeführte Projekt eine Totgeburt erleidet. Die verbleibenden Vereine, speziell die Spanier, sind weiterhin davon überzeugt, dass der aktuelle Status Quo des europäischen Fußballs verändert werden muss.“

SCHWEIZ: Tagesanzeiger

„Die Super League kracht zusammen, bevor sie starten kann. Nach knapp 48 Stunden und einem Proteststurm in der tiefsten Krise des europäischen Fußballs steht die Super League schon wieder vor dem Kollaps. Nach massiven Anfeindungen und lautstarken Demonstrationen auf der Straße sind fast die Hälfte der Klubs aus dem Milliarden-Projekt ausgestiegen.“

Blick

„Super League zerfällt in Einzelteile! Die Nacht, die aus der Super League eine Super Blamage machte. Manchester City leitete Dienstagabend als erster Klub offizielle Schritte für den Ausstieg ein. Danach folgte eine dramatische Kettenreaktion.“

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Trotz Super-League-Aus: London prüft Reform

Obwohl sich alle sechs an den Plänen für eine Super League beteiligten englischen Vereine von dem Projekt abwandten, will die britische Regierung eine Reform des Profi-Fußballs prüfen. Eine von Fans geleitete Untersuchung solle dafür weiterhin Vorschläge erarbeiten, sagte der für Sport zuständige Minister Oliver Dowden im BBC-Fernsehen. Dabei solle es auch darum gehen, wie Fans mehr Mitspracherecht bekommen könnten, so der konservative Politiker.

Dem Radiosender LBC sagte Dowden, die Regierung wolle sich so wenig wie möglich in die Belange des Fußballs einmischen. Investitionen seien weiterhin willkommen. Dennoch wollte er die Einrichtung einer Aufsichtsbehörde für den Sport nicht ausschließen. Auch die deutsche 50+1-Regel, wonach Investoren nicht die Mehrheit an einem Fußballclub halten dürfen, werde in Betracht gezogen. „Deutsche Clubs haben nicht an diesem Vorstoß (der Super League) teilgenommen“, so der Minister. Das deutsche Modell sei daher etwas, das man sich anschauen werde.

Was plant der für Sport zuständige Minister Oliver Dowden nach dem Aus für die Super League?
Was plant der für Sport zuständige Minister Oliver Dowden nach dem Aus für die Super League? © Imago / ZUMA Wire

Inter Mailand wendet sich von Super League ab

Auch Inter Mailand hat sich von den Plänen der Super League abgewandt. Der Club sei nicht mehr Teil des Projekts, teilte der aktuelle Tabellenführer der Serie A mit. Man wolle den Fans stets das beste Fußballerlebnis bieten. Inter sei der Ansicht, dass der Fußball ein Interesse daran haben müsse, seine Wettbewerbe ständig zu verbessern, um Fans aller Altersgruppen auf der ganzen Welt im Rahmen zu begeistern, hieß es weiter.

Atlético Madrid: Rückzug aus Super League

Nach den sechs englischen Vereinen hat auch Atlético Madrid seinen Rückzug aus dem umstrittenen Projekt zur Gründung einer Super League bekanntgegeben. Der Verwaltungsrat des Clubs sei am Mittwoch zusammengekommen und habe diese Entscheidung getroffen, teilte Atlético mit.

Juve-Chef: Keine Chance für Super League

Mitinitator Andrea Agnelli sieht keine Chance mehr für die Super League. Der Präsident von Juventus Turin räumte ein, dass durch den Rückzug der sechs englischen Mit-Gründerclubs die Pläne nicht mehr umsetzbar seien.

Juve-Boss Andrea Agnelli scheint die Meinung der Fans egal zu sein. Für seine Super League sieht er dennoch keine Chance mehr.
Juve-Boss Andrea Agnelli scheint die Meinung der Fans egal zu sein. Für seine Super League sieht er dennoch keine Chance mehr. © Imago / LaPresse

Aus für die Super League wohl fix

Die viel diskutierte Super League wird es nicht geben. Dies erfuhr die französische Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld von Hauptinitiator und Juventus-Präsident Andrea Agnelli. Demnach werden die Pläne für die neue Eliteliga im europäischen Fußball nach dem Rückzug der sechs englischen Teams verworfen.

Chelsea-Fans protestieren gegen die Super League. Ihr Club reagierte mit dem Rückzug.
Chelsea-Fans protestieren gegen die Super League. Ihr Club reagierte mit dem Rückzug. © Imago / Sportimage

Spanische Liga kritisiert Super-League-Clubs

Die spanische Liga hat mit einem Video jene Clubs aus Spanien und Italien kritisiert, die auch nach dem Rückzieher der sechs englischen Vereine noch an der Gründung der umstrittenen Super League festhalten. „Anstrengung – Hingabe – Leidenschaft. Von Teams und Fans. Für einen Fußball von allen und für alle. Verdient es auf dem Spielfeld!“, heißt es in einem auf den sozialen Netzwerken veröffentlichten Kurzfilm.

Bereits am Vortag hatte die Organisation von Präsident Javier Tebas das von zwölf Topclubs angekündigte Projekt für einen neuen europäischen Wettbewerb als „egoistisches Vorhaben“ angeprangert, das nur darauf ziele, „die Reichen noch reicher zu machen“.

Juve-Boss glaubt weiter an Super League

Trotz des Rückzugs einiger Topclubs glaubt der Präsident von Juventus Turin weiter an das Projekt der Super League. „Zwischen unseren Clubs gibt es eine Blutsbrüderschaft, wir machen weiter“, sagte Andrea Agnelli „La Repubblica“. Die Möglichkeit auf einen Erfolg des Projekts bestehe zu 100 Prozent. Das Vorhaben ist nach Ansicht Agnellis rechtens und man sei zum Dialog mit den Verbänden Uefa und Fifa bereit.

Agnelli verteidigte die Super League zudem gegen den Vorwurf, ein elitäres Projekt zu sein. Man wolle den schönsten Wettbewerb der Welt damit erschaffen, die Verteilung von Mitteln an die Clubs erhöhen und jedes Jahr fünf Plätze für andere offen lassen, die im Austausch mit den Fußballinstitutionen festgelegt werden.

Mit Blick auf die Fans argumentiert der 45-Jährige, dass die Anziehungskraft des Fußballs derzeit eine Krise bei den jungen Generationen durchlebe. „Die Jüngsten wollen die großen Events sehen und sind weniger mit den Elementen des Lokalpatriotismus verbunden, die die vorangegangenen Generationen, meiner eingeschlossen, geprägt haben.“

Uefa-Boss heißt Rückzieher-Clubs willkommen

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin begrüßt den Rückzieher der sechs englischen Clubs für die Super League und hat ihnen eine Wiedereingliederung in Aussicht gestellt. Er habe bereits am Dienstag betont, „dass es bewundernswert ist, einen Fehler zuzugeben, und diese Clubs haben einen großen Fehler gemacht“, sagte der 53-Jährige in einer Stellungnahme: „Aber sie sind jetzt wieder dabei und ich weiß, dass sie nicht nur für unsere Wettbewerbe, sondern für das gesamte europäische Spiel viel zu bieten haben.“

Es gehe nun darum, „dass wir weitermachen, die Einheit wiederherstellen, die das Spiel vorher genossen hat und gemeinsam vorwärts gehen“, führte der Slowene aus.

Uefa-Präsident Ceferin begrüßt die Abkehr der englischen Topclubs.
Uefa-Präsident Ceferin begrüßt die Abkehr der englischen Topclubs. © picture alliance / Pressebildagentur ULMER

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Liverpool-Eigentümer entschuldigt sich bei Fans

Der US-Geschäftsmann und Eigentümer des FC Liverpool, John W. Henry, hat sich für die Teilnahme an Plänen zu einer Super League entschuldigt. „Ich möchte mich bei allen Fans des FC Liverpool für die entstandenen Brüche in den vergangenen 48 Stunden entschuldigen“, sagte er in einem auf Twitter verbreiteten zweieinhalb Minuten langen Video. Es sei klar gewesen, dass das Projekt nie ohne die Unterstützung der Fans überlebensfähig sein werde. „Ihr habt in diesen 48 Stunden klargemacht, dass es keinen Bestand haben wird“, so Henry.

Auch bei Trainer Jürgen Klopp, den Spielern und „jedem, der so hart daran arbeitet, unsere Fans stolz zu machen“ wolle er sich entschuldigen, fuhr der Investmentmanager fort.

John W. Henry, Eigentümer des FC Liverpool, hat sich bei den Fans für seine Super-League-Pläne entschuldigt.
John W. Henry, Eigentümer des FC Liverpool, hat sich bei den Fans für seine Super-League-Pläne entschuldigt. © Imago / PA Images

Nach Rückzügen: Super League will Pläne „überdenken“

Die Macher der Super League wollen ihre Pläne nach dem Rückzug der englischen Clubs „überdenken“. Das geht aus einer Mitteilung hervor, über die unter anderem die US-Nachrichtenagentur AP in der Nacht zum Mittwoch berichtete. „Angesichts der aktuellen Umstände werden wir die am besten geeigneten Schritte zur Neugestaltung des Projekts überdenken und dabei stets unser Ziel im Sinn haben, den Fans die bestmögliche Erfahrung zu ermöglichen und dabei die Solidaritätszahlungen für die gesamte Fußballgemeinschaft zu erhöhen“, hieß es demnach.

Angesichts des heftigen Widerstands von Fans, Spielern, Verbänden und Politik hatten die Topclubs aus England vor der Stellungnahme verkündet, sich aus den Plänen zurückzuziehen. Auch die spanischen Clubs FC Barcelona und Atletico Madrid sollen Berichten zufolge entsprechende Schritte eingeleitet haben. Und auch Inter Mailand hat angeblich kein Interesse mehr an der milliardenschweren Super Liga.

Boss von Manchester United tritt zurück

Vor dem drohenden Scheitern der neuen Super League hat Ed Woodward seinen Rücktritt als Vorstandschef von Manchester United angekündigt. Wie der Club mitteilte, wird Woodward zum Jahresende seinen Posten räumen. Unklar ist allerdings, ob die Ankündigung des 49-Jährigen in direktem Zusammenhang mit dem sich anbahnenden Aus der Super League steht. Aus Vereinskreisen hieß es, es gebe keine Verbindung mit den Super-League-Plänen und der Schritt sei einvernehmlich.

Ed Woodward soll als Vorstandschef von Manchester United zurückgetreten sein.
Ed Woodward soll als Vorstandschef von Manchester United zurückgetreten sein. © Imago / PA Images

Zuvor hatten Anhänger von United massive Kritik an den Plänen des Clubs geäußert, sich an der Super League als Gründungsmitglied zu beteiligen. Auch der legendäre Trainer Sir Alex Ferguson hatte sich gegen die Vorstandspläne gestellt. „Eine Super League würde sich von 70 Jahren europäischen Fußballs abwenden“, sagte Ferguson. Der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger mit dem FC Aberdeen sei für ihn wie „die Besteigung des Mount Everest“ gewesen.

Internationale Pressestimmen zur europäischen Super League

„Daily Mail“ (Großbritannien)

„Die Großen Sechs des englischen Fußballs haben sich einer neuen europäischen Super League angeschlossen, in einer Erdbebenbewegung, die Krieg im Sport ausgelöst hat. Die Entscheidung droht, den englischen Fußball zu spalten, nachdem die Premier League in einem Brief an die Clubs Sonntagnacht erkennen ließ, dass sie keinem derartigen Wettbewerb zustimmen werde.“

„The Guardian“ (Großbritannien)

„Das ist eine Idee, die sich nur jemand ausgedacht haben kann, der Fußball wirklich bis auf die Knochen hasst. Der den Fußball so sehr hasst, dass er ihn beschneiden, ausnehmen, zerlegen will, vom Spiel an der Basis bis zum Weltcup.“

„The Sun“ (Großbritannien)

„Wer außer den Milliardären selbst denkt, dass eine bedeutungslose "Super League" - die die Champions League, die Premier League und unsere unteren Ligen zerstören würde, ganz zu schweigen von denen in Spanien und Italien - eine gute Idee ist?“

„The Telegraph“ (Großbritannien)

„Florentino Pérez, Andrea Agnelli und Joel Glazer sind nun als steuernde Kräfte der schlechtesten Idee in der Geschichte des europäischen Fußballs eingesetzt. Der Vorsitzende und die beiden Vize-Vorsitzenden der gerade entstandenen European Super League (ESL) führen den jüngsten Vorstoß der Zombie-Apokalypse des Fußballs auf der Suche nach frischem Fleisch an - denn selbst die letzten zwei Jahrzehnte mit gewaltigen Einnahmezuwächsen bei den Übertragungsrechten haben ihnen nie gereicht.“

„The Independent“ (Großbritannien)

„Die European Super League ist ein grotesker Verrat am Fußball“

„Daily Mirror“ (Großbritannien)

„Diese sogenannte Super League muss nicht nur scheitern, sie muss für immer aus dem Sport verjagt werden.“

„The Times“ (Großbritannien)

„Es gibt nichts, was die nationalen Verbände davon abhalten könnte, Spieler bestimmter Clubs nicht für ihre Nationalmannschaften aufzustellen. Das würde die Verlockung, die diese abtrünnigen Vereine für Spieler darstellen, stark mindern. Vor allem aber sind da die Fans, die wahren Hüter der Magie des Fußballs, ohne deren Unterstützung die neue Liga nicht erfolgreich sein kann.“

„La Gazzetta dello Sport“ (Italien)

„Die Super League, die er (Juve-Boss Andrea Agnelli) fördert, würde eher den Interessen seines Clubs nützen, als den allgemeinen Interessen der Serie A. Ein Parallelturnier zwischen einigen Vertretern des europäischen Club-Adels würde Geld nur in die Kassen der beteiligten Vereine spülen. Die Superliga steht im Widerspruch zum Versuch, die italienische Meisterschaft wieder aufzuwerten und noch stärker im Gegensatz zum Projekt der neuen Champions League, die vorhat, den Wettbewerb von 2024 an auf 36 Mannschaften auszuweiten.“

„La Repubblica“ (Italien)

„Die Nacht, die den europäischen Fußball veränderte“ - „Die geschlossene Superliga (...) beendet die Qualifikation auf dem Spielfeld - und damit das grundlegende Konzept des verdienten Erfolgs -, bei der die Voraussetzung der Teilnahme aller gilt. Ein inakzeptabler Verlust.“

„Corriere della Sera“ (Italien)

„Eine grobe Idee, die sich gegen die Fans richtet“

„Marca“ (Spanien)

„Die Schaffung der neuen Liga kommt in einer Zeit, in der die weltweite Pandemie die Instabilität des aktuellen ökonomischen Modells des europäischen Fußballs beschleunigt hat. Jahrelang hatten die Gründerclubs zum Ziel gehabt, die Qualität und Intensität der bestehenden europäischen Wettbewerbe zu verbessern und vor allem, ein Turnier zu schaffen, bei dem die besten Clubs und Spieler häufiger aufeinandertreffen könnten.“

„La Vanguardia“ (Spanien)

„Dass wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen, zeigt auch der Anstieg der Kurse der beteiligten englischen Clubs an der Wall Street und die von Juventus an der Mailänder Börse. Diese Vereine versuchen seit Jahren, einen halbgeschlossenen Wettbewerb im Stil der NBA zu schaffen, der ihnen Geld und finanzielle Stabilität garantiert.“

„Sport“ (Spanien)

„Die durch die Pandemie ausgelöste wirtschaftliche Krise hat die mächtigsten Clubs des Kontinents gezwungen, einen wichtigen Schritt zu tun, den Status quo aufzugeben und einen Krieg mit ungewissem Ausgang auszulösen.“

„abc“ (Spanien)

„Das Super League-Modell bedeutet die Abschaffung der Leistungskultur. Die weltweite Magie dieses Spiels entspringt der Tatsache, das immer zumindest die Möglichkeit besteht, dass ein kleines Team mit Glück und Geschick ein großes Team besiegen kann. Wenn dieser egalitäre Faktor durch den Ausschluss der kleineren Vereine verschwindet, bleibt nur die überwältigende Macht des Geldes, um das herum sich Talente konzentrieren werden. Die Super League zielt darauf ab, sich von den mittleren Clubs abzusetzen und ein aristokratisches Monopol zu schaffen, das sich dem Wettbewerb entzieht und daher den Grundprinzipien der Europäischen Union widerspricht. Bezahlen, zugucken (im Fernsehen) und die Klappe halten: Das erwartet Kinder, die voller Illusionen Trikots kaufen, die aber nur noch tote Leidenschaften repräsentieren.“

„El Mundo“ (Spanien)

„Die Super League ist die Reaktion der großen Teams, die die meiste Aufmerksamkeit und das meiste Einkommen generieren, auf eine Situation, die sie als unfair empfinden. Sie beklagen, dass sie als diejenigen, die am meisten zu den nationalen Ligen und zur Uefa beitragen, weder im gleichen Verhältnis bezahlt werden noch an der Erstellung eines Spielplans teilnehmen. Unter der Führung von Real Madrid fördern sie jetzt eine halbgeschlossene Meisterschaft, an der derzeit zwölf Gründungsclubs - sechs britische, drei italienische und drei spanische - mit garantierter Teilnahme unabhängig von ihren sportlichen Ergebnissen.“

„L'Équipe“ (Frankreich)

„Derzeit gegen das Projekt der europäischen Super League eingestellt, steht PSG vor einem Dilemma. Der Pariser Club gehört nicht zu den zwölf Gründungsclubs des Projekts, dessen möglicher Start nicht ohne Konsequenzen für ihn wäre.“

„Kronen Zeitung“ (Österreich)

„Die Schwergewichte des europäischen Fußballs machen Ernst. Zwölf Top-Clubs wollen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine europäische Superliga gründen.“ (...)  „Naht also tatsächlich das Ende der Weltsport-Art Nummer eins? Ja, ist auch Florentino Perez überzeugt. Allerdings will der Real-Madrid-Präsident genau deswegen die Super League durchziehen. Perez ist als Big Boss des neuen Wettbewerbs vorgesehen.“

„Blick“ (Schweiz)

„Ein Erdbeben im europäischen Club-Fussball! Zwölf Topclubs wollen so schnell wie möglich in einer eigenen europäischen "Super League" aufspielen.“

„Tages-Anzeiger“ (Schweiz)

„Die Gründung der ESL führt zu einer enormen Zerreißprobe im Fußball. Die Uefa fürchtet um ihren Wettbewerb, eine zwar immer mehr verwässerte Champions League. Ihr ist die Kraft zu wünschen, dass sie sich durchsetzt und die Clubs von den nationalen Meisterschaften ausschließt. So wie ihr der ehrliche Beistand der Fifa zu wünschen ist, Spieler von der WM fernzuhalten, die an diesem Projekt teilnehmen. Denn im Größenwahn der ESL steckt vor allem eines: der Angriff auf die nationalen Ligen und damit auf die Basis des Fußballs.“

„New York Times“ (USA)

„Es ist wirklich keine Überraschung, dass die Rebellen glauben, ihr Plan könnte funktionieren und es keine rote Linie gibt. Dass, was auch immer sie tun, wir weiter alle zuschauen und der Ball weiter rollen wird. Es ist keine Überraschung, dass sie denken, sie können tun was immer sie wollen. Das haben sie schließlich seit Jahren, und niemand hat sie bislang aufgehalten.“

„Politiken“ (Dänemark)

„Die Uefa hatte reichlich Gelegenheit, die Regelung einzuführen, die paradoxerweise ein Motor in den geschlossenen amerikanischen Ligen ist. Eine Gehaltsobergrenze und eine umgekehrte Hierarchie bei der Unterzeichnung von Verträgen mit neuen Spielern haben, gelinde gesagt, eine angestrebte Gleichstellung geschaffen, ohne dass dies einem enormen Wachstum im Wege gestanden hätte.“

„Dernières Nouvelles d'Alsace“ (Frankreich)

„Die Welt des Fußballs muss also voller Verblüffung und Ärger feststellen, dass sie vom Geld regiert wird. Was für eine Überraschung, was für eine Enthüllung! Nachdem das Projekt der Super League schon vor einigen Jahren angekündigt wurde, fängt es nun an, zu wachsen und zu gedeihen - und ist nichts anderes als das Ergebnis eines verdorbenen Systems.“

„De Standaard“ (Belgien)

„Die Chefs von zwölf Top-Fußballteams aus Spanien, England und Italien bilden seit gestern den meistgehassten Club Europas. Mit ihrem dreisten Plan, einen neuen Wettbewerb - die Super League - aus dem Boden zu stampfen, ziehen sie den Groll der Fußballföderationen, der nationalen Verbände, der übrigen Clubs, ihrer eigenen Anhänger und der Politik auf sich. Soviel Geldgier ist beispiellos, so der allgemeine Tenor.“ (...) „Aber es steht so gut wie fest, dass der Fußball auf dem Weg zu einem kommerziellen Modell nach amerikanischem Vorbild ist.“

„Nesawissimaja Gaseta“ (Russland)

„Es ist wahrscheinlich zu früh davon zu sprechen, dass die Revolution schon passiert ist. Aber der Prozess ist angestoßen. Beide Seiten – die UEFA und die Super League – haben schwere Geschütze aufgefahren, folglich müssen sie so oder so einen Kompromiss suchen.“

„Magyar Nemzet“ (Ungarn)

„Heutzutage steht Europa vielleicht mit einer einzigen Tätigkeit, mit einem einzigen Industriezweig im Mittelpunkt der Welt: mit dem Fußball. Dieser Stolz hat seinen Preis. Einerseits ist er in Euro-Milliarden messbar, andererseits verlor die nationale Idee erneut eine Schlacht. Denn, daran besteht kein Zweifel, die Superliga wird kommen.“

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