Hamburg. Die weltweite Empörung über die Gründung der Super League ist riesig, sie ist aber auch scheinheilig. Ein Essay.

Mein Sohn liebt Fußball. Nicht unbedingt das Selberspielen. Das findet er noch ein wenig zu langweilig. Aber das Drumherum. Die Trikots, die Aufregung, das Geschrei und natürlich die Tore. Bakery Jatta findet er toll, weil der so lustig lacht. Er mag die HSV-Raute, aber auch den St.-Pauli-Totenkopf. Er ist vom Volksparkstadion beeindruckt und findet am besten, dass der Torhüter den Ball in die Hand nehmen darf.

Mein Sohn ist fast fünf Jahre alt – und seit vergangenem Sonntag mache ich mir Sorgen, dass er den wirklichen Kern des Fußballs, so wie ich ihn in seinem Alter lieben gelernt habe, vielleicht nie mehr kennenlernen wird.

„Es ist ein Verbrechen an dem Fußball“, hat am Montag Rudi Völler gesagt. Den fand ich als fast Fünfjähriger toll. Der schoss viele Tore, hatte einen lustigen Spitznamen (Tante Käthe) und lustige Haare. Und wie Jatta lachte er auch immer so nett. Doch Tante Käthe hatte am Tag, nachdem die Fußball-Bombe mit dem Namen Super League explodiert war, gar nichts mehr zu lachen.

Der Fußball war schon vor der Super League krank

Diese vermeintliche Super-Liga wurde in der Nacht vom vergangenen Sonntag auf Montag von einer Gruppe von zwölf europäischen Topclubs ausgerufen. Statt in der Champions League wollen diese zukünftig in der Super League spielen, dabei aber bitte schön ganz nebenbei in ihren nationalen Ligen bleiben. „Das dreckige Dutzend“, wie die Gründungsmitglieder aus England (Liverpool, Manchester United, Manchester City, Chelsea, Tottenham, Arsenal), Spanien (Real und Atlético Madrid, FC Barcelona) und Italien (AC und Inter Mailand, Juventus Turin) seitdem von vielen Medien genannt werden.

Der englische „Telegraph“ schrieb von einer „Zombie-Apokalypse des Fußballs“, die französische „Dernières Nouvelles d’Alsace“ vom „Ergebnis eines verdorbenen Systems“, die österreichische „Kronen-Zeitung“ fragte: „Naht tatsächlich das Ende der Weltsportart Nummer eins?“

Internationale Pressestimmen zur europäischen Super League

„Daily Mail“ (Großbritannien)

„Die Großen Sechs des englischen Fußballs haben sich einer neuen europäischen Super League angeschlossen, in einer Erdbebenbewegung, die Krieg im Sport ausgelöst hat. Die Entscheidung droht, den englischen Fußball zu spalten, nachdem die Premier League in einem Brief an die Clubs Sonntagnacht erkennen ließ, dass sie keinem derartigen Wettbewerb zustimmen werde.“

„The Guardian“ (Großbritannien)

„Das ist eine Idee, die sich nur jemand ausgedacht haben kann, der Fußball wirklich bis auf die Knochen hasst. Der den Fußball so sehr hasst, dass er ihn beschneiden, ausnehmen, zerlegen will, vom Spiel an der Basis bis zum Weltcup.“

„The Sun“ (Großbritannien)

„Wer außer den Milliardären selbst denkt, dass eine bedeutungslose "Super League" - die die Champions League, die Premier League und unsere unteren Ligen zerstören würde, ganz zu schweigen von denen in Spanien und Italien - eine gute Idee ist?“

„The Telegraph“ (Großbritannien)

„Florentino Pérez, Andrea Agnelli und Joel Glazer sind nun als steuernde Kräfte der schlechtesten Idee in der Geschichte des europäischen Fußballs eingesetzt. Der Vorsitzende und die beiden Vize-Vorsitzenden der gerade entstandenen European Super League (ESL) führen den jüngsten Vorstoß der Zombie-Apokalypse des Fußballs auf der Suche nach frischem Fleisch an - denn selbst die letzten zwei Jahrzehnte mit gewaltigen Einnahmezuwächsen bei den Übertragungsrechten haben ihnen nie gereicht.“

„The Independent“ (Großbritannien)

„Die European Super League ist ein grotesker Verrat am Fußball“

„Daily Mirror“ (Großbritannien)

„Diese sogenannte Super League muss nicht nur scheitern, sie muss für immer aus dem Sport verjagt werden.“

„The Times“ (Großbritannien)

„Es gibt nichts, was die nationalen Verbände davon abhalten könnte, Spieler bestimmter Clubs nicht für ihre Nationalmannschaften aufzustellen. Das würde die Verlockung, die diese abtrünnigen Vereine für Spieler darstellen, stark mindern. Vor allem aber sind da die Fans, die wahren Hüter der Magie des Fußballs, ohne deren Unterstützung die neue Liga nicht erfolgreich sein kann.“

„La Gazzetta dello Sport“ (Italien)

„Die Super League, die er (Juve-Boss Andrea Agnelli) fördert, würde eher den Interessen seines Clubs nützen, als den allgemeinen Interessen der Serie A. Ein Parallelturnier zwischen einigen Vertretern des europäischen Club-Adels würde Geld nur in die Kassen der beteiligten Vereine spülen. Die Superliga steht im Widerspruch zum Versuch, die italienische Meisterschaft wieder aufzuwerten und noch stärker im Gegensatz zum Projekt der neuen Champions League, die vorhat, den Wettbewerb von 2024 an auf 36 Mannschaften auszuweiten.“

„La Repubblica“ (Italien)

„Die Nacht, die den europäischen Fußball veränderte“ - „Die geschlossene Superliga (...) beendet die Qualifikation auf dem Spielfeld - und damit das grundlegende Konzept des verdienten Erfolgs -, bei der die Voraussetzung der Teilnahme aller gilt. Ein inakzeptabler Verlust.“

„Corriere della Sera“ (Italien)

„Eine grobe Idee, die sich gegen die Fans richtet“

„Marca“ (Spanien)

„Die Schaffung der neuen Liga kommt in einer Zeit, in der die weltweite Pandemie die Instabilität des aktuellen ökonomischen Modells des europäischen Fußballs beschleunigt hat. Jahrelang hatten die Gründerclubs zum Ziel gehabt, die Qualität und Intensität der bestehenden europäischen Wettbewerbe zu verbessern und vor allem, ein Turnier zu schaffen, bei dem die besten Clubs und Spieler häufiger aufeinandertreffen könnten.“

„La Vanguardia“ (Spanien)

„Dass wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen, zeigt auch der Anstieg der Kurse der beteiligten englischen Clubs an der Wall Street und die von Juventus an der Mailänder Börse. Diese Vereine versuchen seit Jahren, einen halbgeschlossenen Wettbewerb im Stil der NBA zu schaffen, der ihnen Geld und finanzielle Stabilität garantiert.“

„Sport“ (Spanien)

„Die durch die Pandemie ausgelöste wirtschaftliche Krise hat die mächtigsten Clubs des Kontinents gezwungen, einen wichtigen Schritt zu tun, den Status quo aufzugeben und einen Krieg mit ungewissem Ausgang auszulösen.“

„abc“ (Spanien)

„Das Super League-Modell bedeutet die Abschaffung der Leistungskultur. Die weltweite Magie dieses Spiels entspringt der Tatsache, das immer zumindest die Möglichkeit besteht, dass ein kleines Team mit Glück und Geschick ein großes Team besiegen kann. Wenn dieser egalitäre Faktor durch den Ausschluss der kleineren Vereine verschwindet, bleibt nur die überwältigende Macht des Geldes, um das herum sich Talente konzentrieren werden. Die Super League zielt darauf ab, sich von den mittleren Clubs abzusetzen und ein aristokratisches Monopol zu schaffen, das sich dem Wettbewerb entzieht und daher den Grundprinzipien der Europäischen Union widerspricht. Bezahlen, zugucken (im Fernsehen) und die Klappe halten: Das erwartet Kinder, die voller Illusionen Trikots kaufen, die aber nur noch tote Leidenschaften repräsentieren.“

„El Mundo“ (Spanien)

„Die Super League ist die Reaktion der großen Teams, die die meiste Aufmerksamkeit und das meiste Einkommen generieren, auf eine Situation, die sie als unfair empfinden. Sie beklagen, dass sie als diejenigen, die am meisten zu den nationalen Ligen und zur Uefa beitragen, weder im gleichen Verhältnis bezahlt werden noch an der Erstellung eines Spielplans teilnehmen. Unter der Führung von Real Madrid fördern sie jetzt eine halbgeschlossene Meisterschaft, an der derzeit zwölf Gründungsclubs - sechs britische, drei italienische und drei spanische - mit garantierter Teilnahme unabhängig von ihren sportlichen Ergebnissen.“

„L'Équipe“ (Frankreich)

„Derzeit gegen das Projekt der europäischen Super League eingestellt, steht PSG vor einem Dilemma. Der Pariser Club gehört nicht zu den zwölf Gründungsclubs des Projekts, dessen möglicher Start nicht ohne Konsequenzen für ihn wäre.“

„Kronen Zeitung“ (Österreich)

„Die Schwergewichte des europäischen Fußballs machen Ernst. Zwölf Top-Clubs wollen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine europäische Superliga gründen.“ (...)  „Naht also tatsächlich das Ende der Weltsport-Art Nummer eins? Ja, ist auch Florentino Perez überzeugt. Allerdings will der Real-Madrid-Präsident genau deswegen die Super League durchziehen. Perez ist als Big Boss des neuen Wettbewerbs vorgesehen.“

„Blick“ (Schweiz)

„Ein Erdbeben im europäischen Club-Fussball! Zwölf Topclubs wollen so schnell wie möglich in einer eigenen europäischen "Super League" aufspielen.“

„Tages-Anzeiger“ (Schweiz)

„Die Gründung der ESL führt zu einer enormen Zerreißprobe im Fußball. Die Uefa fürchtet um ihren Wettbewerb, eine zwar immer mehr verwässerte Champions League. Ihr ist die Kraft zu wünschen, dass sie sich durchsetzt und die Clubs von den nationalen Meisterschaften ausschließt. So wie ihr der ehrliche Beistand der Fifa zu wünschen ist, Spieler von der WM fernzuhalten, die an diesem Projekt teilnehmen. Denn im Größenwahn der ESL steckt vor allem eines: der Angriff auf die nationalen Ligen und damit auf die Basis des Fußballs.“

„New York Times“ (USA)

„Es ist wirklich keine Überraschung, dass die Rebellen glauben, ihr Plan könnte funktionieren und es keine rote Linie gibt. Dass, was auch immer sie tun, wir weiter alle zuschauen und der Ball weiter rollen wird. Es ist keine Überraschung, dass sie denken, sie können tun was immer sie wollen. Das haben sie schließlich seit Jahren, und niemand hat sie bislang aufgehalten.“

„Politiken“ (Dänemark)

„Die Uefa hatte reichlich Gelegenheit, die Regelung einzuführen, die paradoxerweise ein Motor in den geschlossenen amerikanischen Ligen ist. Eine Gehaltsobergrenze und eine umgekehrte Hierarchie bei der Unterzeichnung von Verträgen mit neuen Spielern haben, gelinde gesagt, eine angestrebte Gleichstellung geschaffen, ohne dass dies einem enormen Wachstum im Wege gestanden hätte.“

„Dernières Nouvelles d'Alsace“ (Frankreich)

„Die Welt des Fußballs muss also voller Verblüffung und Ärger feststellen, dass sie vom Geld regiert wird. Was für eine Überraschung, was für eine Enthüllung! Nachdem das Projekt der Super League schon vor einigen Jahren angekündigt wurde, fängt es nun an, zu wachsen und zu gedeihen - und ist nichts anderes als das Ergebnis eines verdorbenen Systems.“

„De Standaard“ (Belgien)

„Die Chefs von zwölf Top-Fußballteams aus Spanien, England und Italien bilden seit gestern den meistgehassten Club Europas. Mit ihrem dreisten Plan, einen neuen Wettbewerb - die Super League - aus dem Boden zu stampfen, ziehen sie den Groll der Fußballföderationen, der nationalen Verbände, der übrigen Clubs, ihrer eigenen Anhänger und der Politik auf sich. Soviel Geldgier ist beispiellos, so der allgemeine Tenor.“ (...) „Aber es steht so gut wie fest, dass der Fußball auf dem Weg zu einem kommerziellen Modell nach amerikanischem Vorbild ist.“

„Nesawissimaja Gaseta“ (Russland)

„Es ist wahrscheinlich zu früh davon zu sprechen, dass die Revolution schon passiert ist. Aber der Prozess ist angestoßen. Beide Seiten – die UEFA und die Super League – haben schwere Geschütze aufgefahren, folglich müssen sie so oder so einen Kompromiss suchen.“

„Magyar Nemzet“ (Ungarn)

„Heutzutage steht Europa vielleicht mit einer einzigen Tätigkeit, mit einem einzigen Industriezweig im Mittelpunkt der Welt: mit dem Fußball. Dieser Stolz hat seinen Preis. Einerseits ist er in Euro-Milliarden messbar, andererseits verlor die nationale Idee erneut eine Schlacht. Denn, daran besteht kein Zweifel, die Superliga wird kommen.“

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Die Antwort ist schwierig und einfach zugleich. Einerseits ist völlig offen, ob die weltweite Empörung die Milliardäre aus Madrid, Turin, den USA, Russland und Abu Dhabi nicht doch zu einem Umdenken bewegt. Andererseits muss man sich mit etwas Abstand wahrscheinlich eingestehen, dass das Ende der Weltsportart Nummer eins schon lange Zeit vorher besiegelt war.

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BVB und Bayern wollen keine Super League

Dass der organisierte Fußball ein verlogenes Milliardengeschäft ist, dürfte nicht erst seit dem vergangenen Wochenende klar gewesen sein. Schon längst hatten die Protagonisten dieses wunderbaren Spiels die eigentliche Seele des Fußballs verkauft. 5,7 Millionen Euro unterschlagene Steuern von Ronaldo? 222 Millionen Euro Ablöse für Neymar? 555 Millionen Euro Gehalt für Messi? Nun sind es aberwitzige 3,5 Milliarden Euro, die die Gründungsmitglieder erhalten sollen, die in den kommenden 30 Tagen noch drei weitere Mitstreiter finden wollen.

Am liebsten, das wird aus vertraulichen Dokumenten ersichtlich, die der „Spiegel“ veröffentlichte, sollen Bayern München, Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain den „closed club“ komplettieren. Zu diesen 15 festen Mitgliedern sollen sich in jedem Jahr fünf wechselnde Topteams gesellen. So ist zumindest die theoretische Idee.

"Fußball ist für die Fans": Spieler von Brighton and Hove Albion protestieren auf ihre Art beim Auswärtsspiel bei Chelsea. © imago / PA Images

In der Praxis haben sich die Verantwortlichen von Dortmund und Bayern allerdings zunächst einmal auf die Seite der Empörten gestellt, dem Europaverband Uefa den Rücken gestärkt und mit Pauken und Trompeten am Montag eine Champions-League-Reform durchgepeitscht, die fast genauso verachtenswert ist wie die Pläne des dreckigen Dutzends – im allgemeinen Super-League-Tohuwabohu aber fast unterging.

Uefa droht Nationalspielern mit WM-Verbot

Mehr Spiele, mehr Geld, weniger Wettbewerb. So könnte man die Pläne zusammenfassen, die von der Saison 2024/25 an umgesetzt werden sollen. Statt 32 sollen zukünftig 36 Mannschaften teilnehmen, die dann rund 100 Spiele mehr pro Champions-League-Saison spielen sollen. Zudem sollen Wildcards für Topclubs verteilt werden, sodass der Wettbewerb, der ohnehin seit Jahren nur noch auf dem Papier existiert, wohl endgültig abgeschafft ist.

Ceferin erbost: UEFA-Bann für Super-League-Spieler

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    Diese neue Champions League ist ein Baby von Uefa-Chef Aleksander Ceferin, der nach Sonntagnacht wohl am lautesten über die zwölf Abtrünnigen schimpfte. Der Slowene keifte von „Gier, Eigennutz und Narzissmus“ und drohte den Rebellen, dass sie umgehend aus der noch laufenden Champions-League-Saison ausgeschlossen werden.

    Mehr noch: Nationalspieler der betroffenen Clubs wie Toni Kroos (Real) oder Antonio Rüdiger (Chelsea) sollen, wenn es nach Ceferin geht, auch nicht bei Welt- und Europameisterschaften mitspielen – am besten schon nicht mehr bei der im Juni startenden EM. Man könne nicht zulassen, dass den Menschen, die den Fußball lieben, „ins Gesicht gespuckt“ werde.

    Super League: Diese Stars könnten bei der EM fehlen

    Deutschland

    Bernd Leno (FC Arsenal)Kai Havertz (FC Chelsea)Antonio Rüdiger (FC Chelsea)Timo Werner (FC Chelsea)Ilkay Gündogan (Manchester City)Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona)Toni Kroos (Real Madrid)

    Spanien

    Thiago (FC Liverpool)Eric Garcia (Manchester City)Rodri (Manchester City)Ferran Torres (Manchester City)David de Gea (Manchester United)Alvaro Morata (Juventus Turin)Jordi Alba (FC Barcelona)Sergio Busquets (FC Barcelona)Ansu Fati (FC Barcelona)Pedri (FC Barcelona)Koke (Atletico Madrid)Marcos Llorente (Atletico Madrid)Isco (Real Madrid)Sergio Ramos (Real Madrid)

    England

    Ben Chilwell (FC Chelsea)Mason Mount (FC Chelsea)Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool)Jordan Henderson (FC Liverpool)Phil Foden (Manchester City)Raheem Sterling (Manchester City)John Stones (Manchester City)Kyle Walker (Manchester City)Harry Maguire (Manchester United)Marcus Rashford (Manchester United)Harry Kane (Tottenham Hotspur)Kieran Trippier (Atletico Madrid)

    Frankreich

    Olivier Giroud (FC Chelsea)N'Golo Kante (FC Chelsea)Anthony Martial (Manchester United)Paul Pogba (Manchester United)Hugo Lloris (Tottenham Hotspur)Adrien Rabiot (Juventus Turin)Ousmane Dembele (FC Barcelona)Antoine Griezmann (FC Barcelona)Clement Lenglet (FC Barcelona)Thomas Lemar (Atletico Madrid)Raphael Varane (Real Madrid)

    Italien

    Jorginho (FC Chelsea)Gianluigi Donnarumma (AC Mailand)Nicolo Barella (Inter Mailand)Alessandro Bastoni (Inter Mailand)Federico Bernardeschi (Juventus Turin)Leonardo Bonucci (Juventus Turin)Giorgio Chiellini (Juventus Turin)Federico Chiesa (Juventus Turin)

    Belgien

    Kevin De Bruyne (Manchester City)Divock Origi (FC Liverpool)Toby Alderweireld (Tottenham Hotspur)Romelu Lukaku (Inter Mailand)Thibaut Courtois (Real Madrid)Eden Hazard (Real Madrid)

    Portugal

    Diogo Jota (FC Liverpool)Joao Cancelo (Manchester City)Bernardo Silva (Manchester City)Bruno Fernandes (Manchester United)Cristiano Ronaldo (Juventus Turin)Joao Felix (Atletico Madrid)

    Dänemark

    Andreas Christensen (FC Chelsea)Pierre-Emile Höjbjerg (Tottenham Hotspur)Simon Kjaer (AC Mailand)Christian Eriksen (Inter Mailand)Martin Braithwaite (FC Barcelona)

    Kroatien

    Ante Rebic (AC Mailand)Marcelo Brozovic (Inter Mailand)Ivan Perisic (Inter Mailand)Luka Modric (Real Madrid)

    Niederlande

    Virgil van Dijk (FC Liverpool)Stefan de Vrij (Inter Mailand)Matthijs de Ligt (Juventus Turin)Frenkie de Jong (FC Barcelona)

    Schweiz

    Granit Xhaka (FC Arsenal)Xherdan Shaqiri (FC Liverpool)

    Türkei

    Hakan Calhanoglu (AC Mailand)Merih Demiral (Juventus Turin)

    Polen

    Wojciech Szczesny (Juventus Turin)

    Schweden

    Zlatan Ibrahimovic (AC Mailand)

    Slowakei

    Milan Skriniar (Inter Mailand)

    Wales

    Gareth Bale (Tottenham Hotspur)

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    Uefa-Empörung über Super League ist scheinheilig

    Starke Worte. Dabei war es Ceferin selbst, der den Interessenvertretern der Fans zuletzt immer wieder mit Anlauf ins Gesicht gespuckt hatte. Nations League? Conference League? Ein Dideldadeldu-Wettbewerb nach dem nächsten wurde ins Leben gerufen. Europameisterschaften und Champions League wurden aufgepumpt. Und dass die Welt aktuell unter einer Pandemie namens Corona zu leiden hat, scheint die Uefa-Mächtigen auch nicht wirklich zu tangieren.

    So fordert Ceferin noch immer, dass alle Teilnehmerstädte der EM eine Garantie abzugeben haben, dass bei der Euro ab Juni Zuschauer zugelassen werden müssen. Steigende Inzidenzen? Drohende Triagen? Die Gefahr von Superspreadern? Achselzucken. Hauptsache, der Ball rollt – und die Fans klatschen.

    Uefa-Chef Ceferin braucht sich also nicht zu wundern, wenn seine starke Haltung gegen die Revoluzzer einerseits zur Kenntnis genommen, andererseits aber nicht beklatscht wird. Um es einmal sehr deutlich zu sagen: Die Barça-Juve-ManU-Real-Rebellen sind die Geister, die die Uefa rief.

    Uefa und Fifa sind korrupt

    Kann man sich ernsthaft darüber wundern, dass Scheichs aus Abu Dhabi, die das sogenannte Financial Fairplay der Uefa unverhohlen ausgetrickst haben, nun die Uefa selbst austricksen? Dass Investoren aus den USA, die weniger Gespür für den Fußball als mein fünfjähriger Sohn haben, nun eine Liga erfinden, in der man genauso wenig auf- und absteigen kann wie in den kommerzverseuchten US-Profiligen des Baseballs, Footballs und Basketballs?

    Dass völlig überschuldete Clubs wie der FC Barcelona und Real Madrid, die ungeniert und ungestraft Millionen verschleuderten, nun nach dem letzten Milliarden-Strohhalm greifen, der ihnen von der US-amerikanischen Großbank JP Morgan hingehalten wird? Man braucht sich nichts vorzumachen: Fußball war immer ein Geschäft. Doch das allein ist noch nicht verwerflich. Definitiv verwerflich ist, was die korrupten Verbände wie Uefa und Fifa in den vergangenen Jahren aus diesem Geschäft gemacht haben.

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      2016, in dem Jahr, als mein Sohn geboren wurde, schrieb ich an dieser Stelle: „Der Fußball ist das unwichtigste Wichtige der Welt. Nur wenn die Verantwortlichen, die Funktionäre, die Vorstandschefs, die Präsidenten, die Berater, die Manager und auch die Fußballer selbst das verstehen und beherzigen, kann der Fußball vielleicht noch gerettet werden.“

      Knapp fünf Jahre später muss man konstatieren, dass der Fußball, wie wir ihn kannten, nicht mehr zu retten ist.

      Geht es beim Fußball nur ums Geld?

      Denn wie soll es mit König Fußball, der sogar das englische Königshaus in seinen Grundfesten erschütterte, nun überhaupt noch weitergehen? Prinz William (38), der zukünftige König der Briten und der Präsident des englischen Fußballverbandes, macht aus seinen Sorgen, die ausnahmsweise mal nicht seinen Bruder Harry betreffen, keinen Hehl: „Jetzt müssen wir mehr denn je die gesamte Fußballgemeinschaft – von der obersten Ebene bis zur Basis – und die Werte von Wettbewerb und Fairness in ihrem Kern schützen.“

      Vornehme Worte, die Deutschlands Nationalspieler Robin Gosens (Atalanta Bergamo) auch etwas derber auszudrücken wusste: „Es sterben weltweit noch immer Menschen, es fehlt vorne und hinten am Geld. Diese zwölf Vereine gründen eine eigene Liga und kriegen dafür 100 oder 150 Millionen Euro in den Popo gedrückt. Am Ende geht es einfach nur um Kohle, Kohle, Kohle.“

      Eine wahre Erkenntnis, die allerdings zu spät kommt. Denn ein „Zurück auf Los“ kann es nach dieser Woche nicht mehr geben. Glaubt irgendwer ernsthaft, dass die Abtrünnigen aus Madrid oder Mailand („Hauptsache Italien“) nach der weltweiten Welle des Protests nun klein beigeben und im Anschluss von der Uefa in einem Akt der Nächstenliebe wieder begnadigt werden?

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        Als Bayern München 1987 und Real Madrid im Halbfinale des Landesmeisterpokals gegeneinander spielten, war das etwas Besonderes. Anpfiff war zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Ich war sieben Jahre alt – und musste zur Halbzeit ins Bett. Wie grausam können Eltern sein! 3:1 stand es für die Bayern. Doch mein Vater versprach mir, dass er zu mir ins Zimmer kommen würde, wenn noch etwas passiert – und hielt Wort. Der FCB gewann nach einem weiteren Tor durch Lothar Matthäus 4:1 – und zog trotz der 0:1-Niederlage im Rückspiel ins Finale gegen den FC Porto in Wien ein.

        Obwohl ich nie Bayern-Fan war, erinnere ich mich noch genau an dieses Bayern-Real-Spiel – und an meinen Vater als Ergebnisticker. Es war erst das dritte Pflichtspiel der beiden Schwergewichte im europäischen Fußball gegeneinander. Doch seit diesem Abend haben die beiden Clubs weitere 23-mal gegeneinander gespielt. Die Partie, die einst so einmalig und besonders war, wurde zum Alltag.

        Und genau das wird auch passieren, wenn Real, Chelsea, City, Juve und Co tagein, tagaus nur noch unter sich spielen. Super-League-Alltag, der möglicherweise auf den Wachstumsmärkten in Asien und Amerika ankommt, aber hierzulande nicht vermittelbar ist.

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        „Alles, was ich tue, ist zum Wohl des Fußballs“, sagte Reals Präsident und Super-League-Anführer Florentino Pérez in der Nacht zum Dienstag in der spanischen Talksendung „Chiringuito“. Und fast könnte man meinen, der Milliardär glaube sogar, was er da sagte: „Jetzt machen wir dies, um den Fußball zu retten.“ Doch der Fußball, wie wir ihn aus unserer Kindheit kannten und liebten, ist nicht mehr zu retten.

        Irgendwann werde ich das auch meinen Sohn erklären müssen. Doch dafür ist es noch ein wenig zu früh. Wenn die Uefa am Freitag noch einmal tagt und darüber berät, ob man Real und Co. tatsächlich direkt verbannen sollte, werden wir etwas anderes machen. Vielleicht ein Eis essen, vielleicht aber auch Fußball spielen.

        Nur eines ist sicher: Sollten wir tatsächlich auf den Bolzplatz gehen, dann dürfte mein Sohn der Torhüter sein.

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