London. Seine Rugby-Karriere musste der Waliser einst beenden. Jetzt hat er sich einen anderen Traum erfüllt – und mit den Fans versöhnt.

Die 25 Kilogramm schwere Sid-Waddell-Trophy ließ der neue Darts-Weltmeister Gerwyn Price gar nicht mehr los. Nach einem ersten Kuss inmitten des Londoner Konfettiregens schleppte der Waliser den Riesenpokal mit seiner geballten Muskelkraft von Interview zu Interview – und war wahnsinnig stolz.

"Es gibt keinen größeren Tag als diesen. Ein großes Dankeschön geht an meine Familie. Wenn ich heimkomme, werde ich definitiv mit ihnen feiern", sagte der 35 Jahre alte Waliser nach seinem 7:3-Finalsieg über den Schotten Gary Anderson. In der Nacht zum Montag war er alleine in seinem Hotel in London – aber er hatte ja die Trophäe.

Der Pott, das Preisgeld von 500.000 Pfund (rund 559.000 Euro) sowie der Sprung auf Platz eins der Weltrangliste – vorbei am Niederländer Michael van Gerwen – ließen den ehemaligen Rugby-Profi am Sonntagabend im Alexandra Palace strahlen. "Das bedeutet mir die Welt. Es wird ein paar Tage dauern, bis ich das begriffen habe", sagte "The Iceman".

Platz eins ist Price wichtiger als Darts-WM-Titel

Er freue sich schon jetzt, wenn ihn Ansager John McDonald zum ersten Mal als amtierenden Weltmeister auf die Bühne hole, fügte Price an. Platz eins in der Rangliste stuft er selbst noch höher ein als den WM-Titel.

Seine dominante Performance gegen "The Flying Scotsman" Anderson, der seinen dritten WM-Titel nach 2015 und 2016 verpasste, drohte noch zu verpuffen, als Price ganze elf Match-Darts vergab und immer verzweifelter wirkte. Erst der zwölfte Versuch, vor dem er ganz nah an die aufgestellte WM-Trophäe herangerückt war, brachte dann die Entscheidung. "Ich habe ein bisschen Nerven gezeigt. So einen Druck habe ich noch nie erlebt", sagte Price.

Price wechselte vom Rugby zu Darts

Nun steht er an der Spitze des Sports, den er erst seit sechs Jahren wirklich ernsthaft betreibt. Denn zuvor war sein Traum eine Karriere als Rugby-Profi gewesen. Lange spielte Price in einer semiprofessionellen Liga, lief für die walisische Jugend-Nationalmannschaft auf. Anfang 2013 beendete eine Verletzung am Handgelenk dann diese Ambitionen, ab 2014 konzentrierte sich Price nur noch auf seine Dartskarriere.

Der polarisierende Muskelprotz ist nun auf dem Gipfel seines sportlichen Schaffens. Price ist zudem deutlich beliebter geworden als vor zwei Jahren, als ihn die Fans noch regelmäßig ausbuhten.

"Gerwyn ist kein verkehrter Typ. Er ist manchmal ein bisschen drüber, aber das sind Emotionen, und der Sport braucht Emotionen", sagte der deutsche Darts-Profi Max Hopp bei Sport1.

2018 gerieten Price und Anderson aneinander

Auch zu den befürchteten Scharmützeln mit Anderson kam es nicht. Denn das Match war brisant, hatte eine unrühmliche Vorgeschichte: Im Finale des Grand Slam of Darts im November 2018 gerieten beide immer wieder aneinander und sorgten für einen Eklat. Price provozierte viel, gewann dadurch seinen ersten großen Titel, wurde aber später noch sanktioniert.

Als Weltmeister und Weltranglistenerster wird Price im Jahr 2021 der Gejagte sein. Zuvor hatte "Mighty Mike", wie der dreimalige Weltmeister van Gerwen genannt wird, den Spitzenplatz über sieben Jahre abonniert. Vom 4. Januar liegt er über 270.000 Pfund (rund 302.000 Euro) hinter WM-Triumphator Price. Auch der einstige Dominator Phil Taylor huldigte dem neuen Weltmeister.

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Anderson nahm die Niederlage gelassen, er hatte schon mit seiner Finalteilnahme die Erwartungen übertroffen. Der Weltmeister von 2015 und 2016 erreichte im zurückliegenden Jahr nur selten seine Topform, im Vorfeld der WM plagten ihn zudem starke Kniebeschwerden. Als Finalverlierer bekam er nun noch ein Preisgeld von 200.000 Pfund.