Hamburg. Emma Davidsmeyer hat sich nach einem Jahr bei den Hockeydamen des Clubs an der Alster im Team etabliert.

Es war Anfang März, als Emma Davidsmeyer im Gespräch mit Freunden erzählte, dass sie auf dem Weg nach Hause sei – und Hamburg meinte. „Da wusste ich, dass ich endgültig angekommen war in meiner neuen Heimat“, sagt die gebürtige Bremerin. Den Wechsel zu den Bundesliga-Hockeydamen des Clubs an der Alster hatte die U-21-Nationalspielerin zwar im Sommer 2019 vollzogen. Doch weil sie ein Mensch ist, der Zeit braucht, um in einer neuen Umgebung heimisch zu werden, und seit ihrem sechsten Lebensjahr nur für den Bremer HC gespielt hatte, waren die Monate nach dem ersten Vereinswechsel ihres Lebens ungewohnt für die 21-Jährige.

Dass sie Bremen würde verlassen müssen, um beim deutschen Feld- und Hallenmeister das nächste Level zu erreichen, war der Abwehrspielerin lange klar gewesen. Alster-Cheftrainer Jens George hatte schon 2018 sein Interesse hinterlegt, und als im Bremer HC nach dem Bundesligaabstieg ein Umbruch anstand, nutzte sie die Gelegenheit, den Schritt zu gehen, den sie nun, ein gutes Jahr später, als goldrichtig einordnet. „Mein Fokus war, dass ich lernen wollte, wie ein Spitzenteam funktioniert und wie ich Hockey noch professioneller betreiben kann“, sagt sie, „und ich habe sehr viel gelernt im ersten Jahr.“ Das dauerhaft hohe Tempo im Training und im Spiel sei die größte Hürde gewesen, „man muss in jeder Situation online sein, darf nie abschalten. Aber ich habe mich daran gewöhnt“, sagt sie.

Davidsmeyer will sich stetig verbessern

George kann diese Einschätzung nur unterstreichen. „Emma hat mittlerweile eine wichtige Rolle im Team. Sie ist super reingewachsen und spielt einen echt guten Ball“, sagt er. Emma Davidsmeyer muss auf die Frage, wie sie selbst ihre Rolle einschätze, lange überlegen. Sie wägt grundsätzlich ihre Antworten ab, bedacht darauf, richtig verstanden zu werden, auch weil sie nicht der Typ Lautsprecher ist, der sein Selbstvertrauen auf der Zunge trägt, sondern eher dazu neigt, sich zu unter- als zu überschätzen. „Ich denke, dass ich vor allem defensiv im Zweikampf viel einbringe. Offensiv könnte es deutlich mehr sein, weil ich die nötige Schnelligkeit habe. Ich muss lernen, das richtig einzusetzen“, sagt sie.

Diese Einstellung, sich selbst stetig verbessern zu wollen, schätzt der Trainer an seinem Toptalent besonders. Als­ters Damen, die am Mittwochabend im Nachhol-Stadtderby gegen den Harvestehuder THC 2:0 siegten und am Sonntag (12 Uhr, Pfeilshof) den Großflottbeker THC zum nächsten Lokalduell empfangen, sind für das im Frühjahr 2021 geplante Viertelfinale trotz acht noch ausstehender Hauptrundenspiele bereits qualifiziert. Lockerlassen wird Emma Davidsmeyer dennoch nicht. „Es nervt mich krass, Spiele zu verlieren, die man gewonnen hätte, wenn man nur ein paar Prozent mehr investiert hätte. Ich hasse Niederlagen“, sagt sie.

Lesen Sie auch:

Umso besser also, dass sie in einem Team spielt, das selten verliert. Dass sie gekommen ist, um zu bleiben, will Emma Davidsmeyer so bald wie möglich damit untermauern, dass sie aus dem Alster-Internat am Rothenbaum in eine WG zieht. Ihren Studienplatz in Medizin, der auch ein Grund für den Umzug war, hat die gelernte Arzthelferin endlich erhalten, seit dieser Woche ist sie in der Orientierungsphase an der Uni. In drei Praktika habe sie herausgefunden, dass „alles mit Operationen“ sie interessiere, weil dabei auch ihre handwerkliche Begabung zum Tragen kommen könne. Scheint also, als könne Jens George bei der „Operation Titelverteidigung“ voll auf sie bauen.