Hamburg. Altonaer Steuermann fordert beim Finale der Segel-Bundesliga den Norddeutschen Regatta Verein heraus.

Übertragungswagen und Sprecherkabine bleiben gleich stehen an der Schönen Aussicht, die Kabel auf dem Clubgelände des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) verlegt. Die Segel-Highlights im Oktober gehen nahtlos weiter. Nachdem am Sonntag der Helga Cup endete, steht von diesem Donnerstag an das Finale der Segel-Bundesliga auf der Außenalster auf dem Plan. Am Sonnabend (von 12 Uhr an/segelbundesliga.de live) wird der Clubmeister gekürt, ehe an Ort und Stelle von Sonntag an die erste vom Weltverband anerkannte Inklusions-WM (bis 13. Oktober) veranstaltet wird und sich zum Abschluss das nationale Pokalfinale (17./18.) anschließt.

„Der Alster-Spaziergang lohnt sich mehr denn je. Es gibt was zu gucken“, sagt Oliver Schwall (53), der mit seiner Konzeptwerft die nationalen Ligarennen, längst erweitert durch die Champions League, 2013 in Hamburg erfand. Zuschauer sind auf dem Clubgelände des NRV nur unter strengen Hygienevorschriften erlaubt. „Wir segeln in Richtung Südalster. Dort lassen sich die Rennen von den Anlegern der Alsterdampfer gut verfolgen“, sagt Schwall, der sich mit dem Unternehmen SailTracks auch für die Liveübertragungen im Internet verantwortlich zeigt.

In diesem Jahr sind zahlreiche Regatten ausgefallen

„Kein finanziell spaßiges Jahr“ hat der frühere Weltmeister im Tornado als Segelsportveranstalter und Broadcastinghost für World Sailing hinter sich. Zahlreiche Regatten sind ausgefallen. In der Liga dagegen konnte von Juli an mit Verspätung gesegelt werden – wenn auch nicht überall. Der „Spieltag“ in Süddeutschland fiel aus, stattdessen hießen die coronaliberaleren Stationen Kiel, zweimal Berlin und wieder Kiel.

Das Finale jetzt in Hamburg blieb, „und es könnte aus norddeutscher Sicht nicht besser stehen“, frohlockt Schwall. Die Lokalmatadoren und Rekordmeister (2013, 2014, 2017, 2018) vom NRV um Steuermann Tobias Schadewaldt (36) führen die Liga an. Vier Punkte dahinter rangiert Aufsteiger OneKiel um den aus Altona stammenden Steuermann Magnus Simon. Von den vergangenen acht Ligaregatten in der Einheitsklasse J/70, an denen der 24-Jährige teilnahm, gewann er mit seiner Crew sieben, wurde einmal Zweiter.

WM in der Yachtenklasse ClubSwan 50 in der Bucht von Scarlino

Dass dennoch der NRV, der in dieser Saison noch ohne Spieltagssieg ist, führt, liegt an einem 15. Platz von OneKiel in Berlin, als Simon zeitgleich an der Seite von Olympiasieger Jochen Schümann (66) in der Toskana segelte. In der Bucht von Scarlino findet die WM (13. bis 17. Oktober) in der Yachtenklasse ClubSwan 50 statt. Simon ist auch dort eingeplant, soll helfen, nach 2018 erneut den Titel für das One-Team zu holen.

Die Kieler Stiftung um Mastermind Schümann fördert am Olympiazentrum junge Segler auf ihrem Karriereweg. Dass dieser nicht in einer Olympia-Kampagne enden muss, zeigt sich bei Simon. Mit 16 Jahren zog der beim Mühlenberger SC an der Elbe beheimatete Steuermann ins Internat nach Kiel, nahm 2017 am Youth America’s Cup teil, schloss ein Schiffbaustudium ab und segelt nun als Profi bis zu 200 Tage im Jahr. Parallel managt er die Regatten des 20 Talente umfassenden One-Teams.

„In der Bundesliga trainieren wir mehr als alle anderen, können uns jederzeit Tipps von Jochen Schümann holen“, sagt Simon. Für den Meistertitel müsste OneKiel auf der Alster bei vier Punkten Rückstand auch vier Plätze zwischen sich und den NRV legen. „Es wird sehr schwierig. Wir können nur hoffen, dass sie Nerven zeigen“, sagt der Youngster, „zumindest werden wir alles geben, um sie zu ärgern.“