Hamburg. Bei der Hamburgiade war der Indoor-Triathlon wieder ein Höhepunkt. Schwimmen im Pool, radeln auf dem Ergometer, Laufen auf dem Band.

Ob irgendetwas nicht so schön war? Irgendetwas? Stefan Landgraf überlegt. Gerade hat der 34-Jährige seinen Triathlon erfolgreich absolviert, etwas unter 14 Minuten. Der Kollege von Beiersdorf schnauft noch etwas nach. „Doch“, sagt er dann, „mir fehlt etwas die frische Luft, hier steht sie etwas sehr.“

Das ist natürlich kein Wunder, wenn ein Wettkampf drinnen stattfindet, in einem Fitnessstudio. 200 Meter Schwimmen, fünf Kilometer auf einem Spinningrad und am Ende einen Kilometer auf dem Laufband – vier Frauen und elf Männer hatten sich am Sonntag bei Fitness First am Stephansplatz dieser außergewöhnlichen sportlichen Prüfung unterzogen. Halbprofis und totale Anfänger. Als Hamburgs einziger Indoor-Triathlon nach insgesamt knapp zwei Stunden absolviert war, standen sie gemeinsam bei der Siegerehrung, applaudierten glücklich und stimmten der Damensiegerin Melanie Frießner (45) zu: „Es hat super viel Spaß gemacht, eine absolut coole Sache. So etwas sollte es öfter geben, dann könnte man die Triathlonsaison auch verlängern.“

Hamburgiade wird trotz Corona zum fünften Mal ausgetragen

Zum zweiten Mal fand das Event statt, wieder als Angebot im Rahmen der Hamburgiade, die trotz Corona in diesen Tagen zum fünften Mal ausgetragen wird. Natürlich viel kleiner als in den vergangenen Jahren und zum Teil in veränderter Form. Rund 25 Sportarten werden unter der Schirmherrschaft von Innen- und Sportsenator Andy Grote bei dem Multisportevent des Betriebssportverbandes angeboten, zwischen 1500 und 2000 Teilnehmer erwarten die Veranstalter bis zum großen Abschlusstag am 27. September im Sportpark Wendenstraße. „Allen ist natürlich klar, dass wir in diesem schwierigen Jahr sicher nicht erneut steigende Teilnehmerzahlen werden vermelden können“, sagt Hamburgiade-Orga-Chef Alexander Jamil: „Aber wir sind sehr froh, dass wir gemeinsam mit der Active City Hamburg und mit unseren Partnern trotzdem Sport, Spaß, Bewegung und auch Wettbewerb ermöglichen können.“

Auf dem Laufbahn musste Melanie Frießner einen Kilometer zurücklegen.
Auf dem Laufbahn musste Melanie Frießner einen Kilometer zurücklegen. © Roland Magunia

Während am Stephansplatz Ralph Meinders (46) von Siemens bereits vom Laufbahn steigt, macht sich eine Etage weiter unten Manuel Siegert (37) zum Schwimmen bereit. Das 18-Meter-Becken kann man gut einsehen, vor allem von den Spinningrädern. „Persönliche Bestzeit“, lacht Meinders, „es war schließlich mein erster Triathlon. Ich wollte das mal ausprobieren.“

Das Konzept ist aufgegangen

Siegert kommt da von einem ganz anderen Niveau. Der IT-Fachmann ist Spartenleiter Triathlon und Trainer beim Bramfelder SV, ein „Profi“. Trotzdem haut er sich hier voll rein, liefert sich einen faszinierenden Zweikampf mit Vorjahressieger Helge Philipsen (31). Seite an Seite powern sie in einem solchen Tempo über das Laufband, dass die anderen Starter nur staunen können. Sie alle klatschen rhythmisch. Es lärmt, die unbeteiligten Studiobesucher an den Kraftgeräten nebenan schauen verblüfft rüber zu dieser motivierten Gruppe „Es war extrem anstrengend“, sagt Siegert nachdem er in insgesamt 12.56 Minuten eine „Schallmauer“ durchbrochen hatte, „durch die kurzen Distanzen kann man auch das letzte Körnchen verbrauchen“. Und außerdem: „Wir konnten ja alle nicht richtig trainieren in diesem Jahr, und Wettkämpfe gab es auch nicht.“

Auch er hatte während des Wettkampfs wie alle Teilnehmer einen Mitarbeiter des Studios ständig an seiner Seite. Die notierten die Zeiten, viel wichtiger aber: Sie feuerten an, motivierten, verbreiteten gute Stimmung. Mit Mundschutz natürlich. Die Geräte wurden außerdem nach jedem Gebrauch gesäubert und desinfiziert. Event-Erfinder Michael Zuti von Fitness First war überall, achtete auf Abstände, führte Bestenlisten und feuerte an: „Haut rein.“ Jeder soll hier mitmachen können. „Es geht schließlich um Breitensport.“

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Das Konzept ist beim Indoor-Triathlon auch im zweiten Jahr aufgegangen. Bei der Siegerehrung waren noch alle da, machten Selfies, tauschten sich aus: „Ich brauche neue Oberschenkel.“ „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht“, sagt Melanie Frießner, „natürlich bin ich nächstes Jahr wieder dabei.“