Paris. Der Superstar sieht nach einer Tätlichkeit eine von fünf Roten Karten – und bedauert nur, dass er nicht das Gesicht getroffen hat.

Seine unbändige Wut auf den angeblichen „Rassisten“ Álvaro González raubte dem zornigen Superstar Neymar den Schlaf. „Ich respektiere dich nicht!“, giftete der völlig entrüstete Brasilianer um 3.50 Uhr morgens via Twitter: „Du hast keinen Charakter! Sei ein Mann!“ Dann klagte der aufgebrachte Ausnahmekicker das „Arschloch“ nochmals in Großbuchstaben an: „RASSIST!“ Seine wüste Tirade versah er mit drohend erhobener Faust.

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Es war der vorläufige Tiefpunkt einer denkwürdigen Fußball-Schlacht, die schon jetzt die Bezeichnung „Skandalspiel des Jahres“ rechtfertigt. Schläge, Tritte, Spuck-Attacken. Fünf Platzverweise in der Nachspielzeit, darunter Rot für Neymar nach einem Schlag auf Gonzalez' Hinterkopf. Ein handfester Rassismus-Eklat und andere wüste Beleidigungen. Bei der 0:1-Niederlage von Paris Saint-Germain in „le Classique“ beim Erzrivalen Olympique Marseille zeigte das schöne Spiel sein hässliches Gesicht.

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Die Zeitung „Le Parisien“ sah einen „Straßenkampf“, der Spielbericht im Fachblatt „L'Equipe“ („Die große Keilerei“) las sich wie ein Asterix-Comic. Neymar beschwerte sich beim völlig überforderten Schiedsrichter Jérôme Brisard schon während der ersten Halbzeit mehrfach vergeblich über González („Rassismus, nein?!“). Dieser rief ihm laut französischem TV beim wilden Gemetzel in der Schlussphase zu: „Halt deinen Mund, du dreckiger Affe!“

Neymar war ebenso wütend wie fassungslos, beim Gang in die Kabine schimpfte er verzweifelt: „Er ist ein Rassist!“ Und bei Twitter legte er so richtig los. Um 0.41 Uhr schrieb der 28-Jährige wutschnaubend: „Das Einzige, was ich bedauere, dass ich diesem Arschloch nicht ins Gesicht geschlagen habe.“ Gonzalez habe ihn „Affensohn einer Hure“ genannt.

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Der Spanier konterte rund eine Stunde später mit einem Foto, das ihn im Kreise mehrerer schwarzer Teamkollegen („Familie“) zeigt. „Es gib keinen Platz für Rassismus“, lautete sein süffisanter Kommentar, dann stichelte er gegen Neymar: „Manchmal muss man lernen zu verlieren.“ Das brachte den Superstar erst recht auf die Palme, es folgte die empörte Reaktion zu nachtschlafender Zeit.

Rassismus gegen Neymar? PSG-Trainer Tuchel hat nichts gehört

„Rassismus darf es nicht geben“, sagte PSG-Coach Thomas Tuchel, „ob in der Gesellschaft, im Fußball, im Sport, im Leben“. Allerdings habe er „nichts gehört“, auch der Unparteiische nicht. OM-Trainer Andre Villas-Boas meinte nur, er traue dem „erfahrenen“ González Rassismus nicht zu Ü und verwies auf die Spuckattacke von Ángel Di María auf den 30-Jährigen.

Die wilden Szenen in der Nachspielzeit, in der auch Layvin Kurzawa (PSG) und Jordan Amavi (OM) Rot sowie Leandro Paredes (PSG) und Dario Benedetto (OM) Gelb-Rot sahen, hätten ihm „nicht gefallen“, ergänzte Tuchel: „Es wäre besser gewesen, ruhig zu bleiben.“

Er selbst bewahrte trotz des mit jetzt zwei Niederlagen schwächsten Saisonstarts seit 1984 und der ersten Klassiker-Pleite seit 2011 die Fassung. „Wenn wir so weitermachen, werden die Ergebnisse kommen“, behauptete Tuchel und sprach von einer „außergewöhnlichen Leistung“. Auch Neymar habe es beim Comeback nach seiner Corona-Infektion gut gemacht.

Ohne die gesperrten Stars werde Paris in den nächsten Wochen „leiden“ müssen, prophezeite Tuchel. Am Mittwoch gegen Metz und Sonntag in Nizza müssen er und seine Mannschaft liefern - ohne den fuchsteufelswilden Neymar.