Hamburg. Cruisergewichtler Atti besiegt “Glory“-Kämpfer Jakob Styben, der den 23-Jährigen an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit treibt.

Den grünen Gürtel mit den bunten Steinchen, den nur die wirklich hübsch finden können, die ihn unter Einsatz ihrer gesamten Kraft gewonnen haben, hatte Gerardo Atti längst um die Hüften geschnallt, als er ein Geständnis loswerden musste. „Ich hätte nicht gedacht, dass der noch einmal so zurückkommt“, sagte der neue WBC-Cruisergewichts-Europameister im Thaiboxen, „ich musste wirklich aufpassen, dass er mich nicht noch k.o. schlägt!“

Gerardo Atti wird WBC-Cruisergewichts-Europameister im Thaiboxen

Das Lob, das der 23-Jährige nach einem hochklassigen Hauptkampf auf der 13. Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Day of Destruction“ verteilte, mit der Promoter Ralf Stege zugleich das 20-jährige Bestehen seines Gyms Siamstore feierte, galt seinem Gegner.

Jakob Styben aus Zweibrücken hatte nachgewiesen, warum er als Kämpfer in der renommierten „Glory“-Serie Erfahrungen sammeln durfte. Hatte der 28-Jährige in der dritten von fünf Drei-Minuten-Runden nach einer Serie harter Lowkicks und Körpertreffer gewirkt, als stünde er vor der Aufgabe, verlangte er dem Lokalmatador in den Schlussrunden doch noch einmal alles ab.

200 Fans bei Day of Destruction“ dabei

Atti, frenetisch angefeuert von 200 Fans im Garten des White Collar Boxing Clubs an der Groß Borsteler Straße, der Stege am Sonnabendnachmittag eine Open-Air-Veranstaltung unter Zeltdächern ermöglicht hatte, musste härter arbeiten, als es ihm schmeckt. Der gebürtige Togolese, den alle nur Coco nennen und der im Ring den härtesten Schlagabtausch so entspannt aussehen lassen kann, als würde er sich gerade pfeifend das Hemd zuknöpfen, stand ein ums andere Mal an den Ringseilen unter Druck. Den einstimmigen Punktsieg hatte er sich schlussendlich dennoch redlich verdient.

„Das sind die Kämpfe, die Coco braucht, um sich zu entwickeln“, sagte Promoter und Cheftrainer Stege. Er verlange von seinem Kämpfer eine stetige Weiterentwicklung. „Er muss auch die Fans, die ihn kennen, mit jedem Kampf von Neuem überraschen. Er darf nie stehenbleiben, wenn er irgendwann Profi werden will.“ Das freilich ist das erklärte Ziel.

Gerardo Attis Plan: Gezielter schlagen

Die Macher von „Glory“ haben längst ein Auge auf den Modellathleten geworfen, hätten ihn lieber heute als morgen im Aufgebot. „Aber wir wollen uns noch zwei, drei Jahre voll auf Muaythai konzentrieren“, sagte Stege, selbst eine Ikone in Thailands Nationalsport. „Wenn Coco zu Glory geht, dann müssen wir eine realistische Chance haben, dort Champion werden zu können.“

Gerardo Atti sieht seine Zukunftsplanung genauso. „Ich brauche noch ein paar solcher Gegner wie Jakob, die mich richtig fordern“, sagte er, „nur so kann ich mich verbessern.“ Der nächste Schritt sei, nicht mehr zu wild, sondern gezielter zu schlagen. „Gegen die Topleute ist Genauigkeit und Effizienz gefragt. Daran arbeiten wir“, sagte er.

Wann der amtierende Welt- und neue Europameister diese Entwicklung das nächste Mal nachweisen darf, ist unklar. „Aber sieben Monate wie zuletzt möchte ich nicht pausieren“, sagte er noch, ehe er sich wichtigen Pflichten zuwandte: Fotos machen mit seinen Fans und dem neuen Gürtel.