Hamburg. Kubanischer Schwergewichtler Larduet Gomez siegt in Runde eins – auch weil sich sein Gegner selten dämlich anstellt.

José Larduet Gomez schwitzte kaum, als er aus dem Ring stieg. Drei Minuten hatte er gedauert, der Härtetest, mit dem sich der kubanische Schwergewichtler aus dem Hamburger Profiboxstall Universum am späten Sonnabendabend zurückmeldete.

Larduet Gomez: Überzeugender Sieg über Josh Sandland

Im Januar hatte der 30-Jährige in seinem dritten Profikampf eine Absplitterung der Kniescheibe erlitten. Nun wollte er sich im Gym seines Promoters Ismail Özen an der Großen Elbstraße mit einem überzeugenden Sieg über den Briten Josh Sandland zurückmelden.

Dass das gelang, auch wenn es nur eine der angesetzten sechs Runden dauerte, lag zum einen an Schlaghärte und Trefferpräzision des 2019 aus Kuba geflüchteten WM-Dritten von 2009. Wesentlichen Anteil hatte allerdings auch sein Gegner, der in keiner Sekunde nachweisen konnte, warum er im mit Schwergewichtlern reich gesegneten England unter den Top 15 seiner Gewichtsklasse geführt wird. Selten wohl hat man einen Boxer derart dumm agieren sehen wie den 28-Jährigen, der nach dem ersten von insgesamt sechs Niederschlägen von seinem Coach zum Clinchen aufgefordert wurde.

Wie britische Pauschaltouristen bei Freibier

Statt indes auf seinen Trainer zu hören, stürzte sich Sandland mit einem Tempo, das man sonst nur von britischen Pauschaltouristen kennt, wenn eine Runde Freibier am Tresen angekündigt wird, in die jeweils nächste Gerade seines Kontrahenten, so dass weder Ringrichter Timo Habighorst noch Sandlands Coach eine andere Wahl blieb als der Abbruch in der letzten Sekunde der ersten Runde.

So war der erhoffte Härtetest letztlich ein Muster ohne Wert für José Larduet, der dennoch zufrieden mit dem Kampfverlauf war. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so schnell geht. Aber ich hatte großen Siegeswillen und habe vom ersten Gong an diesen Sieg gesucht“, sagte er.

Angesichts der Kurzarbeit möchte der Wahl-Hamburger, der mit seinem Stallkollegen Ali Dohier eine Boxer-WG am Großneumarkt bildet, nach drei Tagen Pause wieder ins Training einsteigen. Immerhin wartet am 17. Oktober die nächste Bewährungsprobe auf ihn, wenn Universum in Düsseldorf den zweiten Kampfabend in Kooperation mit dem ZDF bestreitet.

Larduet Gomez: "Die Aufgaben werden nicht leichter"

Auch wenn der technisch und taktisch in 280 Amateurkämpfen bestens ausgebildete Kubaner noch im Ring den Hamburger Peter Kadiru (23) vom SES-Stall herausforderte, wird er sich anderen Rivalen stellen müssen. „Die Aufgaben werden nicht leichter, ich werde intensiver trainieren müssen“, sagte Larduet, der mit dem Sieg über Sandland in die Top 100 der Weltrangliste aufrücken dürfte.

Hauptkämpfer am 17. Oktober wird Halbweltergewichtler Artem Harutyunyan (30) sein, der gegen den Stuttgarter Timo Schwarzkopf (28) bei der nicht zu den wichtigsten vier Weltverbänden zählenden IBO einen WM-Ausscheid austrägt.

Für einen Auftritt im Rahmenprogramm empfahl sich am Sonnabend vor 120 geladenen und im Hygienekonzept zugelassenen Zuschauern neben José Larduet auch der zweite Universum-Schwergewichtler. Senad Gashi (30) bezwang den bosnischen Veteranen Adnan Redzovic (43) durch technischen K.o. in Runde vier und soll in Düsseldorf nun erneut sein Können beweisen.

Universum-Chef froh über Kampfabend trotz Corona

Dagegen hatte der schwedische Halbschwergewichtler Hampus Henriksson (25) Glück, dass ihm zwei Punktrichter einen knappen Sieg gegen den Georgier Nikolosi Gwiniaschwili (31) schenkten. Den Plan, ihn in Düsseldorf gegen das Pfälzer Toptalent Leon Bauer (22) antreten zu lassen, sollte Ismail Özen vielleicht noch einmal überdenken.

Der Universum-Chef wollte darüber jedoch mindestens eine Nacht schlafen und freute sich stattdessen, „dass wir es geschafft haben, in dieser schwierigen Zeit wieder einen Kampfabend anzubieten. Nun freuen wir uns auf ein Champions-League-Programm in Düsseldorf.“