Hamburg. Hockey-Nationalspieler Constantin Staib hatte sein Leben mit Bedacht geplant. Dann kam Corona, nun macht er das Beste daraus.

Natürlich war alles anders geplant, aber diesen Satz sagt ja jeder in diesen wilden Corona-Zeiten, und deshalb lässt Constantin Staib sich seine gute Laune nicht verhageln. Die sieben Tage Urlaub, die an diesem Donnerstag für ihn und seine am 29. Mai standesamtlich angetraute Frau Lynne beginnen, sind schließlich besser als nichts. Mit dem Auto wollen die beiden Richtung Süden, einfach mal schauen, was sich so ergibt.

Und wenn das Virus bezwungen ist, lässt sich alles nachholen. Die Hochzeitsfeier, die Flitterwochen – alles nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Genauso wie sein sportliches Lebensziel, die Teilnahme an Olympischen Spielen. Die soll nun im Sommer 2021 Realität werden für den Hockey-Nationalspieler.

Constantin Staib hatte, wie es im Studentensport Hockey üblich ist, geplant, seine berufliche und sportliche Karriere bestmöglich zu vereinbaren. Im September, nach den Sommerspielen in Japans Hauptstadt Tokio, wollte er seinen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre abschließen und das Masterstudium im kommenden Jahr vorantreiben. Als Corona kam, gelang es, die Prüfungen für den Bachelorabschluss vorzuziehen, so- dass er sich in den kommenden zwölf Monaten komplett der Vorbereitung auf das verschobene Großevent widmen kann. „Ich kann mir ein Urlaubssemester nehmen. Unitechnisch ist deshalb alles relativ entspannt“, sagt er.

Ende September soll in der Pro League wieder gespielt werden

Über die sportlichen Aussichten für das anstehende Jahr lässt sich das beileibe nicht sagen. Sollte der Spielbetrieb im September wieder starten, dann stünden mit dem Hamburger Polo Club in der Bundesliga sowie dem Nationalteam in der Pro League und bei der Europameisterschaft in Amsterdam (4. bis 13. Juni) Wettkämpfe an, die kaum Zeit für Pausen lassen.

Umso schwieriger, sagt der 24 Jahre alte Torjäger, sei derzeit die Trainingssteuerung. Mit dem Verein habe man zwar im Juli nur auf freiwilliger Basis geübt, mit seinen Hamburger Nationalteamkollegen Mathias Müller (28/Polo Club), Tobias Hauke (32/Harvestehuder THC) und Mark Appel (26/Club an der Alster) absolviert Staib jedoch viermal wöchentlich Stützpunkttraining.

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„Wir haben seit Juli 2019 voll durchtrainiert, sind uns aber alle bewusst, dass man nicht zwei Jahre Vollgas geben kann. Wir müssen in Tokio auf dem Höhepunkt sein, aber es ist im Moment schwierig zu planen, wie wir die Zeit bis dahin nutzen können“, sagt er. Der vorläufige Spielplan für die Feld-Bundesliga sieht den Saisonstart am ersten Septemberwochenende vor. Ende September soll in der Pro League wieder gespielt werden. In Hamburg jedoch ist aktuell bis Ende August Vollkontaktsport nur mit maximal Fünf gegen Fünf erlaubt. „Wenn das so bleibt, sehe ich nicht, wie wir Hamburger Clubs Anfang September Wettkämpfe im normalen Modus bestreiten sollen“, sagt Constantin Staib.

„Ich freue mich darauf, dass es wieder richtig losgeht“

Auch wenn den Angreifer, der 2014 aus Berlin zum Club an der Alster kam und vier Jahre später zum Polo Club wechselte, die erzwungene Sportpause nervt, versucht er, sich professionell auf die Umstände einzustellen. Der neue Bundestrainer Kais al Saadi hatte bei seiner Amtsübernahme im Herbst 2019 den Kampf um die Kaderplätze neu eröffnet.

Die Gewissheit, in Tokio dabei sein zu dürfen, hätte Staib in diesem Jahr ebenso wenig gehabt, wie er sie 2021 haben wird. Aber weil er nach einer Phase vor dem Vereinswechsel, in der er mangels Spaß an seinem Sport sogar ein Karriereende erwog, wieder voller Motivation steckt, hat er die Herausforderung angenommen. „Ich freue mich darauf, dass es wieder richtig losgeht“, sagt er.

Zunächst jedoch freut er sich auf sieben Tage Hockeypause. Wobei er mit seiner Ehefrau durchaus fachmännisch über seinen Sport diskutieren kann. Die 26-Jährige, die seinen Nachnamen angenommen hat, ist die Schwester seines Polo-Teamkollegen Jonathan Fröschle und spielte lange für den Club an der Alster in der Bundesliga.