Berlin. Die Damenchefin des Deutschen Tennis-Bundes glaubt an Berlins Potenzial. Einladungsevent „Bett1Aces“ könnte nach Hamburg kommen.

Sich vom Berliner Sommerregen die Laune verderben zu lassen, dazu hatte Barbara Rittner am Mittwoch weder Lust noch Zeit. Immerhin hatten sich mit Brigitte Zypries und Sigmar Gabriel zwei ehemalige Mitglieder der Bundesregierung auf der Anlage des LTTC „Rot-Weiß“ im Grunewald angesagt, mit denen sie befreundet ist. Und je weniger Tennis geschaut werden konnte, desto mehr Zeit blieb für Gespräche. „Für mich ist jeden Tag genug zu tun, das hängt nicht am Wetter“, sagt die 47-Jährige, die beim Einladungsevent „Bett1Aces“ in dieser Woche ihre Premiere als Turnierdirektorin erlebt.

Die Vorfreude auf den zweiten Teil des Spektakels, der von Freitag bis Sonntag auf einem Hartplatz im überdachten und damit wetterunabhängigen Hangar 6 des ehemaligen Flughafens Tempelhof ausgetragen wird, ist groß bei der früheren Weltklassespielerin. „Anfangs dachte ich, das sei eine nette Idee. Aber jetzt, da ich die Location gesehen habe, muss ich sagen: Es ist eine überragende Idee, etwas ganz Besonderes“, sagt sie. Dennoch war Turnierteil eins auf dem Rasen im Steffi-Graf-Stadion für Barbara Rittner die noch wichtigere Erfahrung. Schließlich soll im kommenden Jahr, sofern die Corona-Pandemie dann überstanden ist, die Premiere des neuen Damenturniers gefeiert werden, die ursprünglich für diesen Juni geplant war.

Rasen ist von allen Spielerinnen und Spielern gelobt worden

Die Plus-minus-Liste, die Rittner angefertigt hat in den vergangenen Tagen, ist auf der Positivseite deutlich länger. „Der Rasen ist von allen Spielerinnen und Spielern sehr gelobt worden“, sagt sie. Die kurze Entfernung zwischen dem offiziellen Spielerhotel an der Nürnberger Straße am Ku’damm und der Anlage sei ebenfalls perfekt. Besonders gefreut habe sie sich aber über die Disziplin aller Beteiligten hinsichtlich der Einhaltung der strengen Hygieneregeln. „Bislang ist alles reibungslos abgelaufen, da muss man den Aktiven und ihren Teams wirklich ein Kompliment machen“, sagt sie.

Positiv überrascht habe sie das sportliche Niveau der Matches. „Man muss bedenken, dass kaum Vorbereitungszeit auf Rasen war. Manche kamen ja direkt vom Sandplatz hierher. Wenn man die Qualität sieht, versteht man, was für Weltklassespieler das sind“, sagt sie, „hier hat niemand ein Match abgeschenkt, alle waren sehr fokussiert.“

Auf die Frage, was nicht gut gelaufen sei, nennt Barbara Rittner die Ticketpreise. 120 bis 150 Euro für ein Einladungsturnier habe sie von Beginn an für zu hoch gegriffen gehalten. Einen Vorwurf wolle sie Veranstalter Edwin Weindorfer aber nicht machen. „Es ging nie darum, Gewinn zu machen. Selbst wenn alle 800 Tickets täglich verkauft worden wären, wären wir im Minus. Das Hygienekonzept ist so teuer, dass die Preise deshalb so hoch angesetzt wurden“, sagt sie. Für den Hangar sind die täglich verfügbaren 200 Eintrittskarten alle verkauft.

Rittner ist überzeugt von einem starken ersten Eindruck

Rittner ist überzeugt davon, dass die Story von der Rückkehr des Weltklassetennis nach Berlin nach dieser Woche eine besondere bleiben wird. „Ich glaube, dass wir einen starken ersten Eindruck hinterlassen haben“, sagt sie. Weindorfer, der mit seiner Agentur Emotion auch die Rasenturniere der Herren in Stuttgart und auf Mallorca verantwortet, plant, das Konzept der „Bett1Aces“ auszubauen. So soll es einmal im Jahr an speziellen urbanen Standorten ein Einladungsturnier geben, das auch in anderen Städten ausgetragen werden könnte. Zürich und Hamburg sind im Gespräch. Mit einer Mischung aus Damen und Herren, ehemaligen und aktuellen Stars soll gespielt werden, im Dezember nach der regulären Saison – sofern Corona solche wieder zulässt.

Der topgesetzte Österreicher Dominic Thiem (26/Nr. 3 der Welt) besiegte im wegen Dauerregens auf 19.15 Uhr verschobenen Herrenfinale den Italiener Matteo Berrettini (24/Nr. 8) mit 6:7 (4:7), 6:4, 10:8. Das Damenfinale zwischen Petra Kvitova (30/Tschechien) und Jelina Switolina (25/Nr. 5) wurde auf Freitag verschoben.