Hamburg. Der Hamburger Promoter Ismail Özen unterstellt dem Sender, ihm sei der Name von Topkämpfer Artem Harutyunyan nicht deutsch genug.

Das abrupte Ende der Zusammenarbeit zwischen dem neu belebten Hamburger Profiboxstall Universum und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) hat ein pikantes Nachspiel. Nachdem der Mainzer Sender am Sonnabend die Kooperation nach nur einem gemeinsamen Kampfabend im November überraschend beendet hatte, hat Universum-Chef Ismail Özen-Otto nun seine Sicht der Gründe für die Trennung erläutert. Dem „Spiegel“ sagte er, das ZDF habe sein Zugpferd Artem Harutyunyan nicht mehr übertragen wollen, weil ihm dessen Name nicht deutsch genug klinge und er deshalb schwer zu vermarkten sei.

„Sie würden lieber einen Nicht-Titelkampf zeigen, Hauptsache der Boxer ist Deutscher. Die Botschaft war klar: Nur wenn Artem seinen Namen ändert, hätte er auf dem deutschen Markt eine Chance“, sagte der 39 Jahre alte Deutschkurde, der den von Klaus-Peter Kohl in den 90er- und 2000er-Jahren zu Weltruhm aufgebauten und nach dessen Ausstieg 2012 in die Insolvenz gerutschten Universum-Stall im vergangenen Jahr wieder an den Start gebracht hatte.

Künstlernamen sind zwar im Profiboxen die Regel, so heißt Felix Sturm eigentlich Adnan Catic, Marco Huck Muamer Hukic oder Arthur Abraham Avetik Abrahamyan. „Aber man sollte niemanden dazu drängen, und es sollte kein Argument sein, wenn es um die Übertragung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geht“, so Özen im „Spiegel“.

ZDF entsetzt über Rassismus-Vorwurf des Universum-Chefs

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann ist über die nun öffentlich geäußerten Rassismus-Vorwürfe entsetzt. „Die 'Spiegel'-Geschichte ist falsch. Die Vorwürfe sind haltlos, und ich verwahre mich dagegen. Wir haben Artem Harutyunyan beim ersten Boxabend als Hauptkämpfer akzeptiert und hätten das auch bei einem zweiten Abend getan“, sagte er dem Abendblatt.

Die Hauptgründe für den Ausstieg seien die schwache Einschaltquote von lediglich 820.000 Zuschauern im November beim Duell von Halbweltergewichtler Harutyunyan mit dem Russen Islam Dumanow sowie die Unstimmigkeiten über das Programm für die am 4. April in Hamburg geplante zweite Veranstaltung gewesen.

Tatsächlich hatte Özen-Otto dem ZDF, nachdem Harutyunyan wegen eines im Januar bei einem Aufbaukampf gegen den Argentinier Miguel Cesario Antin erlittenen Daumenbruchs nicht einsatzfähig war, keine eigenen Boxer als Hauptkämpfer anbieten können, sondern auf Abass Baraou und Denis Radovan vom Berliner Sauerland-Team gesetzt, die gegen Universum-Kämpfer boxen sollten. Ein Programm, das für den Spartensender Sport 1, der nun am 4. April aus Hamburg übertragen wird, sicher ein gutes, für einen öffentlich-rechtlichen Sender wie das ZDF aber kaum adäquat ist.

Harutyunyan lehnt Namensänderung ab

Fuhrmanns Aussage, das ZDF hätte einen zweiten Kampf mit Harutyunyan gern übertragen, widerspricht Özen-Otto. „Sogar wenn Artem um eine WM geboxt hätte, wäre er nicht der Hauptkampf gewesen. Das ist doch absurd.“ Tatsächlich hatte das ZDF bei Harutyunyans Bronzegewinn bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ausführlich über den Hamburger mit armenischen Wurzeln berichtet und vor dem Start der Kooperation glaubhaft versichert, auf den in neun Profikämpfen unbesiegten Edeltechniker zu setzen.

Artem Harutyunyan selbst hat die Forderung nach einer Namensänderung nicht selbst gehört, „aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie gefallen ist“. Er bestätigte dem Abendblatt, dass mehrfach auch in seinem Beisein darüber gesprochen wurde, dass er mit seinen Nachnamen schwer vermarktbar sei. „Ob das eine Empfehlung oder eine Forderung war, muss jeder selbst beurteilen. Ich weiß nur, dass eine Namensänderung für mich nicht infrage kommt“, sagte er.