Nyon. Die Uefa greift erstmals gegen einen europäischen Top-Club durch. Wechselt nun Nationalspieler Leroy Sané zu Bayern?

Paukenschlag bei der Uefa – mit drastischen Auswirkungen für Manchester City und seinen Trainer Pep Guardiola: Der englische Meister ist wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay für die kommenden zwei Spielzeiten aus der Champions League ausgeschlossen worden. Eine solche Strafe gegen einen der "Big Player" des europäischen Fußballs hat es bislang trotz anhaltender Kritik an der lückenhaften Finanzierung einzelner Clubs noch nicht gegeben.

Manchester City kündigt Einspruch an

Manchester City muss zudem eine Geldstrafe in Höhe von 30 Millionen Euro zahlen, teilte die Uefa am Freitag mit. Die Citizens kündigten umgehend an, Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof Cas einzulegen.

Der Club habe „schwerwiegende Verstöße“ gegen die Regularien begangen, schrieb die Uefa, die das Urteil der verbandseigenen Finanzkontrollkammer veröffentlichte. Manchester City habe zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinnahmen überbewertet und der Uefa so falsche Informationen übermittelt. Haupteigner des Clubs ist Mansour bin Zayed Al Nahyan, Halbbruder des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Chalifa bin Zayid Al Nahyan.

Reaktionen auf den Ausschluss von ManCity

BBC (Großbritannien)

"Wird (Trainer Pep) Guardiola sich dafür entscheiden, weiter zu machen? Und wenn ja, wie steht es um die Zukunft der Starspieler des Vereins, zu dem viele kamen, weil er ihr Trainer ist ... Es ist eine spannende Situation, und wir sind noch weit von einem Endergebnis entfernt."

The Guardian (Großbritannien)

"Verbot oder kein Verbot: Guardiola ist wahrscheinlich nicht mehr im Jahr 2023 bei Manchester City angestellt. Sein derzeitiger Vertrag läuft Ende nächster Saison aus und zu diesem Zeitpunkt wäre er länger in dem Verein als in allen seinen früheren Anstellungen als Trainer."

The Telegraph (Großbritannien)

"Dies sind katastrophale Zeiten für die Giganten im englischen Sport. ... Rational betrachtet sind die großen Akteure im Fußball zu groß geworden, um sie noch managen zu können."

The Sun (Großbritannien)

"Pep Guardiola hat immer bestritten, dass dieser Tag einmal kommen wird. Die Frage ist jetzt, was das für den Architekten des größten Teams der Klubgeschichte bedeutet. Angeblich will Juventus-Präsident Andrea Agnelli Guardiola nach Turin holen. Die letzten Entwicklungen im brutalen Streit zwischen City und der UEFA dürften Agnellis Hoffnungen auf die Erfüllung seines Traums verstärkt haben."

Sky News (Großbritannien)

"Das ist keineswegs das Ende der Geschichte. Manchester City wird nicht kampflos gehen. Sie werden alles Mögliche tun, um die Entscheidung zu revidieren und wieder in die Champions League zu kommen. Sie haben einige der besten Sportanwälte der Welt, die für sie arbeiten.

Daily Mail (Großbritannien)

"Es wird nicht viel Sympathie für Manchester City im Fußball geben. Sie haben die UEFA und deren Finanzkontrollbehörde in die Irre geführt. Sie haben Zahlen aufgeblasen, bei den Einnahmequellen betrogen. Das Strafmaß macht die Schwere dieser Straftat deutlich."

Mirror (Großbritannien)

"Massaker am Valentinstag. Guardiolas Traum liegt in Trümmern. Der zweijährige Ausschluss aus dem lukrativsten und prestigeträchtigsten europäischen Wettbewerb ist ein schwerer Schlag für den Ruf des reichsten Klubs der Welt. Mehr Sorgen muss sich City aber darüber machen, was die Entscheidung für Guardiolas Zukunft bedeutet.

Sport (Spanien)

"Das Projekt City ist in ernsthafter Gefahr. Die UEFA verhängt mit dem K.o. eine historische Sanktion, die unvorhersehbare Folgen hat. City hat versucht, die Schockwelle mit der Erklärung zu mindern, dass der Klub vor den CAS ziehen wird. Die Wahrheit ist aber, dass das Image des Klubs ernsthaft beschädigt wurde.“

El Mundo Deportivo (Spanien)

"Schock im Fußball. Die Strafe hat ein Erdbeben im gesamten europäischen Fußball verursacht. Wir werden sehen, was mit Pep Guardiola und seiner Mannschaft passiert. Vor einigen Wochen war sich der katalanische Trainer noch sicher, dass er eine weitere Saison auf der Bank sitzen würde."

Gazzetta dello Sport (Italien)

"Pep, was machst du jetzt? Die Frage beschäftigt ganz Europa. Guardiola könnte den englischen Klub verlassen: Juve und Barca schauen auf seine Entscheidungen. Die Karten werden wieder gemischt. Schon im vergangenen Sommer hatte das Juve-Volk vom katalanischen Trainer geträumt. In dieser schwierigen Phase für Juve-Coach Sarri wächst der Hunger nach Pep noch mehr."

Corriere dello Sport (Italien)

"Eklatant! Die UEFA geht mit eisernem Griff gegen Manchester City vor und sendet ein klares Signal an die großen europäischen Klubs: Die Regeln müssen respektiert werden, denn solide Bilanzen sind das Fundament eines gesunden Fußballs. Die UEFA beweist mit diesem Beschluss, dass sie es in Sachen Finanzsolidität ernst meint und sich nicht davor scheut, gegen einen der reichsten Klubs der Welt vorzugehen.“

Tuttosport (Italien)

"Der Wirbelsturm Pep fegt über den europäischen Fußball. Mit dem zweijährigen Ausschluss von Manchester City aus der Champions League ist Guardiolas Zukunft wieder offen. Mehrere Klubs sind gern bereit, ihm eine Stelle anzubieten. Guardiola könnte zum Ziel mehrerer europäischer Klubs werden“.

Corriere della Sera (Italien)

"Manchester City, mit einem geschätzten Wert von fünf Milliarden Euro der reichste Klubs des Weltfußballs, wird aus den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Doch das Erdbeben im europäischen Fußball hat erst begonnen. Der teure Guardiola, verbotener Traum großer Klubs wie Juventus, hat zwar noch einen Vertrag bis 2021. Doch angesichts der neuen Szenarien wird er keine Probleme haben, sich auszulösen. Auch Talente wie Sane, De Bruyne, Aguero, Sterling, Foden und Ederson könnten den Fußball-Markt revolutionieren."

La Repubblica (Italien)

"Die Jagd nach den City-Juwelen hat begonnen, vor allem was Guardiola angeht. Die Chance, dass es zu einer Scheidung zwischen dem katalanischen Coach und dem englischen Klub kommt, konkretisiert sich und Juve beobachtet die Entwicklungen. Für die Alte Dame ist Pep jetzt viel mehr als nur ein Traum. Die Aussichten, dass der Spanier Sarri beerben könnten, werden realistischer."

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Football Leaks deckte ManCity-Betrug auf

Berichte über mögliche Verstöße gegen die Uefa-Finanzregularien gibt es seit geraumer Zeit, verdichtet hatten sich diese durch die die Enthüllungen der Plattform Football Leaks.

Interne Emails und Clubdokumente legten demnach nahe, wie Man City systematisch betrogen haben könnte. Gelder, die als Einnahmen durch Sponsoren aus Abu Dhabi – darunter mit Etihad Airways die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate – deklariert wurden, sollen in Wirklichkeit von Scheich Mansour gezahlt worden sein.

Financial Fairplay: Uefa bislang kritisiert

Im Grundsatz soll das Financial Fairplay solche Tricks vermeiden. Die Clubs, die in den Europapokal-Wettbewerben starten, dürfen nicht mehr ausgeben als sie einnehmen. Wird die Gewinnschwelle nicht erreicht, dürfen Geldgeber nur bis zu einem begrenzten Punkt aushelfen. Auch Frankreichs aus Katar mit Hunderten Millionen unterstützter Serienmeister Paris Saint-Germain wird immer wieder beobachtet.

Bereits 2014 waren beide Clubs zu Geldstrafen verurteilt worden und durften zudem für eine Saison nur 21 statt wie üblich 25 Spieler für die Champions League melden. Um einen Königsklassen-Bann kamen aber sowohl Paris als auch Manchester herum.

Die Uefa wurde nach der vermeintlich schwachen Umsetzung und Kontrolle der eigenen Regeln kritisiert. Manchester City ist – sollte der Cas das Urteil bestätigen - das erste Schwergewicht im europäischen Fußball, das für die Champions League gesperrt wird. Der frühere italienische Meister AC Mailand hatte im vergangenen Jahr einen Bann für die laufende Saison der Europa League kassiert.

CL-Ausschluss: ManCity "nicht überrascht"

Der Verein reagierte in einer Stellungnahme auf seiner Internetseite „enttäuscht, aber nicht überrascht“. Der Fall sei von der Uefa initiiert, juristisch verfolgt und beurteilt worden, kritisierte ManCity. Nach diesem „vorverurteilenden Prozess“ werde der Verein nun so schnell wie möglich eine unabhängige Untersuchung anstrengen und als ersten Schritt den Cas anrufen.

In der laufenden Saison der Königsklasse spielt das Guardiola-Team, zu dem auch die Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan zählen, im Achtelfinale gegen Real Madrid. In der englischen Meisterschaft sind die Citizens weit abgeschlagen hinter dem FC Liverpool Zweiter.

Welche Auswirkungen der Champions-League-Ausschluss hat, ist derzeit kaum abzusehen – ob die mit Starspielern gespickte Mannschaft von Guardiola beisammen bleibt, erscheint fraglich. In der kommenden Saison wird nun auch wieder ein Wechsel von Sané wahrscheinlicher. Der FC Bayern München geht als größter Interessent des Flügelstürmers.