Hamburg. Die Hockeystürmerin vom Uhlenhorster HC erläutert ihre Gründe für den Rücktritt aus der Feld-Nationalmannschaft.

Mit 1:3 verloren die deutschen Hockeydamen in der Nacht zum Montag im Rahmen ihres Lehrgangs in Argentinien ein Testspiel gegen die Gastgeber. Am Morgen danach sitzt Marie Mävers bei „Hunt Coffee Roasters“ in den Colonnaden, nippt am Kaffee – schwarz, ohne Zucker – und ist glücklich, in Hamburg zu sein und nicht in Buenos Aires. Nicht, dass Bundestrainer Xavier Reckinger eine wie die 28-Jährige nicht gebrauchen könnte; mit ihren Vollstreckerqualitäten passt die Torjägerin des Uhlenhorster HC in jede Topmannschaft dieser Welt. Aber Marie Mävers hat kürzlich die Entscheidung getroffen, nicht mehr für Deutschland spielen zu wollen.

„Ich habe einige Monate darüber nachgedacht, und es ist mir sehr schwer gefallen, den Schlussstrich zu ziehen“, sagt sie, was nach zehn Jahren im Feldhockey-A-Kader, der Teilnahme an Olympia 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro sowie an allen Welt- und Europameisterschaften seit 2013 auch kaum überraschend erscheint. „Aber ich hatte im Herbst das Gefühl, dass es der perfekte Zeitpunkt zum Aufhören ist, weil ich ihn selbst bestimmen konnte und nicht aus Leistungs- oder Verletzungsgründen dazu gezwungen wurde.“

Kieferbruch warf sie zurück

In der Hallensaison 2018/19 hatte die im Rahlstedter HTC groß gewordene Angreiferin einen Kieferbruch erlitten. Die erzwungene Pause verhinderte ihren Einsatz für die Nationalmannschaft in der neu geschaffenen Hockey Pro League (HPL). Während die Auswahlkolleginnen also in Australien, Neuseeland und Argentinien antraten, hatte Marie Mävers unverhofft Zeit, sich um ihr Privatleben und das berufliche Fortkommen in der Unternehmenskommunikation der HanseMerkur Versicherung zu kümmern. Und daran fand sie so viel Gefallen, dass ein Denkprozess in Gang kam. Hinzu kam, dass sie sich vom Bundestrainer, der stets versprach, sie zum nächsten Lehrgang einzuladen, es dann aber doch nicht tat, nicht fair behandelt fühlte. „Ich hatte das Gefühl, dass er andere Spielerinnen ausprobieren, sich aber mich warmhalten wollte“, sagt sie.

In Sportarten wie dem Fußball, wo das Geld auch ohne Einsatz aufs Konto fließt, ist so eine Situation auszuhalten. Im Hockey, wo Nationalspielerinnen auf Sporthilfe oder lokale Fördereinrichtungen wie Team Hamburg angewiesen sind, muss man sich spätestens nach Abschluss des Studiums darüber klar werden, ob der enorme zeitliche Aufwand mit dem Leben abseits des Sports in einem gesunden Verhältnis steht. Marie Mävers entschied nun, dass sie die „120 Prozent Einsatz, die nötig wären, um sich einen Platz im Kader für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu sichern“, nicht mehr bringen kann – und möchte. „Der Aufwand ist so hoch, dass ich das nicht mehr leisten kann. Und es hat sich einfach nicht mehr so angefühlt, dass ich es unbedingt noch will“, sagt sie.

Intensive Gesprächen mit ihrer Ehefrau

Also hat sie sich, nach intensiven Gesprächen mit ihrer Ehefrau Eileen, die unter ihrem Geburtsnamen Hoffmann selbst jahrelang Nationalspielerin war, für den Rücktritt entschieden, der offiziell am Sonntag in Kraft trat. „Die Trennung war sauber, es gibt keinen Groll, alle haben den Schritt verstanden“, sagt sie. Vom 1. Januar an wird sie in Vollzeit für die HanseMerkur arbeiten, sie wird mehr Zeit für Frau, Familie und Freunde haben. Und sie will mithelfen, die UHC-Damen zur Hallenmeisterschaft zu schießen, was ihr als Nationalstürmerin nicht möglich wäre, da der A-Kader aufgrund der HPL-Termine Hallenverbot hat. Am Sonntag (14 Uhr, Wesselblek) steht das Topspiel gegen den Lokalrivalen Club an der Alster an.

„Hockey bleibt ein Teil meines Lebens, aber eben nicht mehr der wichtigste, und das genieße ich“, sagt sie. Und wer weiß, ob sie nicht in der Halle wieder so gut spielt, dass sie der Verband in den Kader für die Hallen-EM Ende Januar in Minsk (Weißrussland) beruft? „Ausschließen würde ich es nicht“, sagt Marie Mävers. Niemals geht man so ganz ...