Hamburg. Hockey-Nationalspieler Mathias Müller setzt im Saisonendspurt auf das Kollektiv. Partie gegen Tabellendritten hat Endspielcharakter.

Das Logo des Deutschen Fußball-Bundes prangt auf seinem Trainingstop, als Mathias Müller am Donnerstagmorgen zum Gespräch ins Café May kommt. Das Stützpunkttraining in der Leichtathletikhalle in Winterhude ist gerade beendet, Müller strahlt die Zufriedenheit eines Sportlers aus, der eine harte Einheit hinter sich gebracht hat. Dass er als Hockey-Nationalspieler Fußballkleidung trägt, hat nichts damit zu tun, sich mit fremden Federn schmücken zu wollen. Sein Ausrüster Adidas hat ihm die Klamotten zur Verfügung gestellt, also trägt er sie auch.

Der Pragmatismus, den der 27-Jährige damit vorlebt, passt hervorragend zu der Einstellung, mit der sein Verein, der Hamburger Polo Club, durch seine erste Saison in der Feldbundesliga marschiert. 20 Punkte so schnell wie möglich zu sammeln, um den Klassenerhalt zu sichern, war das Saisonziel des Aufsteigers gewesen. Erreicht wurde dieses bereits nach Hinrundenende, was dazu führte, dass man beim Einstieg in die Rückrunde nicht genau wusste, ob man als Tabellensechster mit vier Zählern Rückstand auf die Final-Four-Plätze die Endrundenteilnahme ins Visier nehmen sollte oder nicht. „Die unbedingte Notwendigkeit, Punkte gegen den Abstieg zu holen, fiel als Antrieb weg, wir mussten uns neue Ziele setzen“, sagt der Abwehrchef.

Partie mit Endspielcharakter

Dieses teaminterne Gespräch fand am vergangenen Montag statt; zwei Tage nachdem das Team von Cheftrainer Matthias Witthaus bei der 1:3-Pleite gegen Verfolger Krefeld eine Leistung abgeliefert hatte, „die weit unter unserem eigenen Anspruch war“, wie Mathias Müller einräumt. An diesem Wochenende will Polo in den Heimspielen gegen den Mannheimer HC (Sa, 14 Uhr) und den Nürnberger HTC (So, 12 Uhr) Wiedergutmachung betreiben. „Wir wollen uns auf das besinnen, was uns starkgemacht hat: Kampfhärte und ein funktionierendes Kollektiv. Was dann maximal möglich ist, werden wir sehen“, sagt er.

Insbesondere die Partie am Sonnabend hat Endspielcharakter. Bei einer Niederlage gegen den Tabellendritten MHC wäre dieser um neun Punkte enteilt, die Hoffnung auf die Teilnahme an der Endrunde in Krefeld (18./19. Mai) wäre auf ein Minimum gesunken. Diese als Ziel auszugeben, das hielte Mathias Müller weiterhin für vermessen, „als Aufsteiger können wir nicht erwarten, zu den besten vier Teams in Deutschland zu gehören.“ Träumen jedoch sei erlaubt, „mit einem Auge schielen wir auf Rang vier.“

Wichtiger Erfolgsbaustein

Seinen eigenen Anteil am Höhenflug in der Premierensaison versucht Müller, der an der Fernuni Bad Honnef Management studiert, mit Verweis auf die Bedeutung des Teamgedankens kleinzureden. Die Ruhe allerdings, mit der der gebürtige Hamburger den Spielaufbau steuert, ist einer der wichtigsten Erfolgsbausteine. Seine Entscheidung, nach fünf Jahren beim Spitzenclub Rot-Weiß Köln im vergangenen Sommer nicht zu seinem Heimatverein Uhlenhorster HC zurückzukehren, sondern zu Polo zu wechseln, hält „Tisi“, wie ihn alle nennen, für uneingeschränkt richtig. „Ich freue mich, hier mithelfen zu dürfen, den Verein in der Bundesliga zu etablieren“, sagt er. Der Sprung in die Endrunde wäre auf diesem Weg ein gehöriger Schritt.