Hamburg/Halle (Saale). Sven Fornling verlor am Sonnabend seinen Kampf gegen Dominic Bösel aus Magdeburg.

Im Überschwang seines größten Sieges hatte Dominic Bösel seinen Realismus nicht verloren, und das war eine gute Nachricht. „Ich bin natürlich überglücklich, denn ich war noch nie so aufgeregt vor einem Kampf. Aber ich weiß auch, dass ich gegen die richtig starken Gegner nicht so boxen darf wie heute“, sagte der Halbschwergewichtsprofi aus dem Magdeburger SES-Team.

Zuvor hatte Bösel am Sonnabendabend in der Messe-Arena in Halle (Saale) dem Schweden Sven Fornling (30) vom Hamburger EC-Stall dessen IBO-WM-Titel entrissen. Außerdem darf sich der 30-Jährige aus Freyburg nun Interimsweltmeister der WBA nennen. Deren Titel war vakant geworden, nachdem der Russe Dimitri Biwol (28) zum Superchampion aufgestiegen war.

Hamburger Boxer musste nach Kampf ins Krankenhaus

Mit einem sehenswerten Schlaghagel hatte Bösel seinen Kontrahenten nach 1:12 Minuten der elften Runde ausgeknockt und dabei Finisher-Qualitäten bewiesen. Als Fornling, der die Nacht zum Sonntag zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen musste, nach einem unabsichtlichen Kopfstoß sichtlich benommen war, setzte der Lokalmatador willensstark und konzentriert nach und ließ Ringrichter Jean-Robert Laine aus Monaco keine andere Wahl, als den Kampf abzubrechen.

„Das war nichts für schwache Nerven. Dominic ist der intelligenteste Boxer, den ich je hatte. Er hat den ganzen Kampf strategisch geplant“, jubelte SES-Chef Ulf Steinforth nach dem Sieg.

Fornling war aktiver als Bösel

Tatsächlich hatte Bösel nach starkem Beginn, den er aus der Distanz mit seinem bestechenden linken Jab kontrollierte, in den mittleren Runden seine Linie verloren. Zu oft stand er hinter seiner Doppeldeckung und ließ den unermüdlich nach vorn drängenden Fornling attackieren. Auch wenn der Mann aus Malmö selten Volltreffer setzte, war er der aktivere Boxer und holte Runde um Runde auf, so dass Bösel zum Zeitpunkt des Abbruchs nur noch knapp in Führung lag.

„Sven hatte nach dem Kopfstoß wacklige Beine. Ich denke, dass es sehr spannend geworden wäre, wenn der Kampf über die Runden gegangen wäre. Aber nun gratulieren wir Dominic Bösel zum Sieg und hoffen, dass Sven bald wieder ganz gesund ist, denn nur das zählt“, sagte EC-Chef Erol Ceylan.

Wie es für den frisch gebackenen Weltmeister weitergeht

Dass Bösel zu der Einsicht gelangte, in dieser Form die Weltspitze nicht angreifen zu können, war ein wichtiges Zeichen. „Aber daran werden wir arbeiten. Dominic ist extrem fleißig und lernt sehr schnell“, sagte Trainer Dirk Dzemski. Das wird er auch müssen, sollte es im kommenden Jahr tatsächlich zu einem großen Kampf in den USA kommen.

Der IBO-Titel ist nachrangig, da der Verband nicht zu den vier bedeutenden Weltverbänden zählt. Der Interimstitel der WBA dagegen könnte dem in nun 31 Profikämpfen nur einmal besiegten Ex-Europameister die Tür zum großen Zahltag öffnen. Mögliche Gegner wären Biwol, dessen Landsmann Artur Beterbiew (34), der die Titel von IBF und WBC hält – oder, sollte er im Halbschwergewicht bleiben, Mexikos Superstar Saul „Canelo“ Alvarez (29), der sich vor zwei Wochen den WBO-Titel gesichert hatte. „Wir werden nun in Ruhe schauen, was sich ergibt. Erst einmal genießen wir den Sieg“, sagte Promoter Steinforth.

Hamburger Schwergewichtler siegt im Vorprogramm

Im Vorprogramm konnte der Hamburger Schwergewichtler Peter Kadiru einen vorzeitigen Sieg feiern. In seinem sechsten Profikampf bezwang der Jugend-Olympiasieger von 2014 den Venezolaner Pedro Martinez (35) durch Aufgabe nach Runde vier. Dabei zeigte sich der 22-Jährige sehr variabel und auch athletisch deutlich verbessert.

„Peter hat sich super an den Matchplan gehalten. Er sollte variabel boxen, um den Gegner müde zu machen, und dann ab Runde vier das Tempo anziehen. Das ist super aufgegangen“, sagte Kadirus Coach Christian Morales.