Hamburg. Lokalrivale Crocodiles lädt zum Benefizspiel. HSV stellt psychologische und medizinische Betreuung zur Verfügung.

Marcel Schlode weiß, dass das Wort Spaß unpassend erscheint angesichts der Bedeutungsschwere des Themas. Und trotzdem sagt er: „Es geht vor allem darum, Spaß zu haben. Wir wollen dem Publikum etwas bieten und dafür sorgen, dass es ein besonderer Abend wird, von dem Tjalf und seine Familie so gut wie möglich profitieren.“ Tjalf, das ist Tjalf Caesar, Abwehrspieler im Regionalliga-Eishockeyteam des Hamburger SV, der sich am 26. Oktober im zweiten Drittel des Auswärtsspiels beim ECW Sande bei einem Sturz in die Bande so schwer verletzte, dass er mehrere Tage im Koma lag. Mittlerweile kann der 23-Jährige zwar über Kopfbewegungen und Blinzeln kommunizieren. Noch aber liegt er auf der Intensivstation, und es ist nicht klar, ob er jemals wieder vollständig gesund werden wird.

Um die finanziellen Folgen des tragischen Unfalls für die Familie abzumildern, hat der Lokalrivale Crocodiles Hamburg für diesen Dienstag (20 Uhr) zu einem Benefizspiel ins Eisland Farmsen geladen. Die Oberligamannschaft der Farmsener – im Eishockey ist die Oberliga eine Klasse höher als die Regionalliga – empfängt den HSV, dessen Kapitän Marcel Schlode ist. Der 36-Jährige sagt: „Es ist wirklich großartig, was für eine Welle der Hilfsbereitschaft uns aus der Eishockeyfamilie überrollt. Wir sind den Crocodiles sehr dankbar, dass sie uns diese Bühne geben.“

Caesar stürzte kopfüber in die Bande

Schlode, Urgestein des HSV-Teams, stand auf dem Eis, als Tjalf Caesar nach einem unglücklichen, aber unabsichtlichen Foul kopfüber in die Bande stürzte. Da der Zweikampf direkt vor der HSV-Mannschaftsbank passierte, mussten alle Teamkollegen den schlimmen Unfall mitansehen. Die Partie wurde sofort abgebrochen, Schlode aber blieb als einziger Spieler so lange auf dem Eis, bis sein Abwehrpartner, der zweimal reanimiert werden musste, stabil genug für den Transport ins Krankenhaus war.

„Diese Bilder sind natürlich präsent, jeden Tag. Es ist aber nicht so, dass ich deshalb schlaflose Nächte hätte“, sagt der HSV-Spielführer. Bereits drei Tage nach dem Unfall sei er wieder ins Training eingestiegen und habe dort bewusst harte Zweikämpfe geführt. „Ich versuche, möglichst sachlich damit umzugehen. So ein Unfall kann in jedem Sport passieren und auch im Alltag. Es war für mich wichtig, so schnell wie möglich wieder aufs Eis zu gehen“, sagt er.

HSV engagiert Psychologen

Geholfen habe aber auch, dass man innerhalb der Mannschaft, die am vergangenen Wochenende den Spielbetrieb wieder aufnahm, viele Gespräche geführt habe. Zudem stellte der HSV e. V. einen Psychologen zur Verfügung. „Der HSV unterstützt uns und die Familie großartig“, sagt Schlode. Marcell Jansen (34), Präsident des e. V., bestätigt, dass der Verein alles tun werde, um das Leid der Familie zu mildern. „Der Spieler bekommt jegliche Unterstützung, die unsere medizinische Abteilung und deren Partner geben können.“ Zum Spiel kann Jansen wegen einer Aufsichtsratssitzung nicht kommen. „Aber ich hoffe, dass die Halle ausverkauft sein wird“, sagt er.

Alle beteiligten Partner – Schiedsrichter, Ordnungsdienst, Verband – verzichten auf eine Vergütung. Die drei Euro Buchungskosten für den Livestream bei sprade.tv gehen ebenfalls an die Familie Caesar, die sich öffentlich noch nicht äußern wollte. Tjalfs Bruder Kjell (19) wird als Zeichen der Verbundenheit als Crocodiles-Kapitän auflaufen.

Spendenkonto: Empfänger Hamburger Sport-Verein e.V., IBAN DE 76 2005 0550 1204 1211 62, Verwendungszweck Tjalf Caesar.