Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Jacek Plachta will nach der Insolvenz in der Vorsaison wieder ein normaler Eishockeyclub werden.

Die Vorfreude auf den Saisonstart dokumentieren die Croco­diles Hamburg vor allem in den sozialen Netzwerken. Jeden Tag postet der Club bei Instagram eine Story, die einen zum Teil spektakulär fotografierten Spieler zeigt, und in der weiß auf schwarz zu lesen ist, dass am Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) mit dem Heimspiel gegen die Saale Bulls Halle die neue Eiszeit in Hamburg beginnt. „Wir sind auf jeden Fall bereit für den Saisonstart und freuen uns, dass es endlich losgeht“, sagt der neue Kapitän Norman Martens (33) stellvertretend für seine Mannschaftskollegen. Für den Farmsener Oberligaclub wird es vor allem eine Saison werden, in der es um weit mehr geht als nur um die Teilnahme an den Play-offs.

Die Insolvenz in der vergangenen Saison hat Spuren bei Fans und im Umfeld hinterlassen. Die Skepsis, ob der Club aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, ist noch immer groß. Zumal mit Eishockeyidol Christoph Schubert, der aufgrund von Schulterproblemen seine Karriere beenden musste und das Traineramt bei den Crocodiles ablehnte, jenes Gesicht fehlt, das 2016 dafür sorgte, dass die Crocodiles Visionen von einem mittelfristigen Aufstieg in die DEL2 formulierten. Davon ist längst keine Rede mehr, mittlerweile wäre Sportdirektor Sven Gösch, der im Sommer auch das Geschäftsführeramt von Christian Schuldt übernommen hat, froh, wenn aus dem Chaosclub der Spielzeit 2018/19 ein ganz normaler Eishockeyverein werden würde. „Wir müssen in der Stadt und bei unseren Fans Vertrauen zurückgewinnen“, gibt Gösch offen zu.

Crocodiles reduzieren Spieleretat minimal

Dafür wurden über den Sommer die Weichen gestellt. Die Crocodiles wollen sich künftig vom mächtigen Gesellschafter Klaus-Peter Jebens emanzipieren. Auch deshalb zog die Geschäftsstelle aus den Räumen von Jebens in Stapelfeld in ein Büro in einer Fußgängerzone unweit der Eissporthalle Farmsen. Um künftig wirtschaftlich breiter aufgestellt zu sein, hatte sich ein Sponsorenpool gegründet, der 25 Prozent der Gesellschaftsanteile gekauft hat. Zudem blieb Hauptsponsor Hapag Lloyd an Bord. Den wohl wichtigsten Deal konnten die Verantwortlichen aber mit Bäderland abschließen. Mit dem Betreiber des Eislandes Farmsen wurden neue Rahmenbedingungen in Bezug auf Miete und Sponsorenabgaben vereinbart, die dem Club pro Saison Einsparungen in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrages sichern.

Darüber hinaus ist von der neuen Saison an in den Eintrittskarten kein HVV-Ticket mehr inkludiert, was bei vielen Fans für Kopfschütteln gesorgt hat. Diese Maßnahme, so heißt es aus dem Verein, sei aus wirtschaftlichen Gründen aber alternativlos gewesen, schließlich spare man so einen weiteren fünfstelligen Betrag pro Saison. Solides Wirtschaften steht an oberster Stelle.

Nur 600 Dauerkarten verkauft

Das fehlende ÖPNV-Ticket ist ein Grund, warum der Club lediglich 600 Dauerkarten verkauft hat. Das sind 150 weniger als noch im vergangenen Jahr. Trotz des Rückgangs kalkulieren die Crocodiles in ihrem Etat, der rund 750.000 Euro beträgt, mit einem Zuschauerschnitt von 1300 Fans pro Partie. Ein ambitioniertes Ziel, das die Croco­diles durch attraktives Eishockey realisieren wollen.

Das Spielerbudget wurde indes nur minimal reduziert. Insgesamt acht neue Profis, die Förderlizenzspieler von Kooperationspartner Lausitzer Füchse nicht eingerechnet, wurden verpflichtet. Große Hoffnungen ruhen auf den Rückkehrern Thomas Zuravlev und André Gerartz. „Das wäre ein Bumerang geworden, wenn wir auf der sportlichen Seite gespart hätten“, erklärt Gösch. „Ich glaube, dass die Mannschaft breiter und besser aufgestellt ist. Wir wollen in der Liga überraschen“, sagt Gösch. Und das diesmal im positiven Sinne.

Restlos überzeugt hat das Team selten

Die Vorbereitung ließ erahnen, dass dies ein durchaus schwieriges Unterfangen werden könnte. Zwar konnten die Crocodiles sechs ihrer neun Testspiele gewinnen, restlos überzeugt hat die Mannschaft von Trainer Jacek Plachta aber selten. Vor allem die Abgänge der beiden Top-Importspieler Brad McGowan und Josh Mitchell wiegen schwer. „Die Vorbereitung war ein wenig zerrissen, wir konnten aufgrund der Verletzungen und beruflicher Verpflichtungen nie mit der Optimalbesetzung trainieren. Wir brauchen in jedem Training und in jedem Spiel absolute Bereitschaft.“, fordert der 50-Jährige. Einen ersten Hinweis darauf, ob seine Mannschaft diese Botschaft verstanden hat, bekommt Plachta am Freitagabend gegen die Saale Bulls Halle.