Hamburg. Um den Übergang in den Herrenbereich zu erleichtern, baut der Verein Hamburg United ein Team aus jungen Spielern auf.

Wie es sich gehört für eine Idee mit dem Potenzial, eine Sportart zu verändern, haben die Initiatoren von Hamburg United eine Vision. „Wir glauben langfristig an einen Ligabetrieb, wenn sich in vielen deutschen Städten Vereine für unser Projekt begeistern können“, sagt Denis Milanovic, „aber letztlich geht es darum, den Ist-Zustand im deutschen Football zu verändern.“

Milanovic ist einer der Köpfe hinter einem Projekt, das es in dieser Form in Deutschland noch nie gab. Der 29-Jährige war 2010 mit den Kiel Baltic Hurricanes als Defensive End deutscher Meister in der German Football League. Nun will er als Teil eines Trainerteams, zu dem auch der US-Amerikaner Kenneth Flanders (32) zählt, dafür sorgen, die Nachwuchsarbeit in Hamburg zu revolutionieren. Ihre Beobachtung ist, dass viele Jugendspieler, die ihre letzte Saison im Nachwuchs absolviert haben, mit 19 Jahren noch nicht bereit sind, in einem Herrenteam Fuß zu fassen. „Sie fühlen sich körperlich zu schwach, aber auch noch nicht wohl im rauen Klima eines Herrenteams“, sagt Milanovic. Von diesen Talenten gehen viele dem American Football verloren, da es einen Unterbau wie U-21-Teams in Populärsportarten wie Fußball oder Handball nicht gibt.

Hamburg United baut Talenteteam auf

Die Lösung dieses Problems soll ein „Young Talents Team“ sein, das Nachwuchsspieler im Alter von 19 bis 24 Jahren bündelt – und zwar aus allen Hamburger Clubs. Dafür hat sich der 2014 gegründete Verein Hamburg Heat in Hamburg United umbenannt und seinen Spielbetrieb neu gegliedert. Eine Herrenmannschaft gibt es nicht mehr. Alle Jugendteams werden ebenfalls aus dem regulären Spielbetrieb abgemeldet. Stattdessen sollen sie wie das neue Talentteam Freundschaftsspiele im Turnus eines Ligabetriebs bestreiten. Trainingsstart ist der 11. November, die ersten Spiele sind für Frühjahr 2020 geplant.

„Unser Ziel ist, die Jungs auf ein Level zu bringen, auf dem sie den Sprung in den Herrenbereich schaffen können. Vor allem aber sollen sie sich die Freude am Sport bewahren und lernen, als Team zu funktionieren“, sagt Milanovic. Um das zu erreichen, will der ausgebildete Fitness- und Persönlichkeitscoach auch die sozialen Komponenten schulen. „Wir wollen den Spielern Hilfe in Schule und Studium oder bei der Berufswahl anbieten und sie in Gesundheits- und Ernährungsfragen beraten“, sagt er.

Hamburg United will mit allen Footballclubs kooperieren

Tamara Meyer ist von der Notwendigkeit einer solchen Rundumbetreuung überzeugt. Die 53-Jährige, im Hauptberuf selbstständige Unternehmensberaterin, sitzt im Vorstand von Hamburg United. „Wir wollen dafür sorgen, die Talente an den Sport zu binden, sie aber gleichzeitig auch auf dem Weg begleiten, zu selbst- und anständigen Menschen zu werden“, sagt sie. Die Kooperation mit allen Hamburger Clubs sei deshalb ein wichtiges Anliegen. „Wir wollen keine Spieler abwerben, sondern bieten den Cheftrainern aller anderen sechs Hamburger Vereine an, sich aus unserem Talentepool für ihre Teams zu bedienen.“ Dazu wird es nach Saisonende Sichtungstrainings geben, in denen sich die „Young Talents“ anbieten können. Milanovic sagt: „Wir wollen den Kuchen eben nicht neu verteilen, sondern größer machen.“

Mit dem SV Eidelstedt kooperiert Hamburg United in der Nutzung der Trainingsanlage am Steinwiesenweg. Zur Finanzierung des Projekts sucht der United-Förderverein Sponsoren. Als Gegner für die Freundschaftsspiele kommen aktuell Universitäts- oder Herrenteams infrage. So lange, bis aus der Vision Wirklichkeit geworden ist …

Bei Fragen rund um das Projekt: E-Mail an mail@hamburgunited.com