Hamburg. Das Team vom Millerntor musste den Saisonauftakt wieder in einem fremden Stadion bestreiten. Erstes Heimspiel am Sonnabend gegen Darmstadt.

Der Ärger bei den Anhängern des FC St. Pauli war groß, als die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Juli den Spielplan der Zweiten Liga veröffentlichte. Zum vierten Mal in Folge musste das Team vom Millerntor das Saisonauftaktspiel in einem fremden Stadion bestreiten. Nach Stuttgart, Bochum, Magdeburg ging es diesmal nach Bielefeld. Nicht wenige vermuteten hinter dieser Serie von Auswärtsansetzungen eine subtile Revanche der DFL an so manchen rebellischen Aktionen St. Paulis gegen die Führung des Ligaverbandes.

In diesem Fall aber hat die ungeliebte Ansetzung zu Beginn der Saison jetzt auch eine – zumindest potenziell – positive Seite. Bis zum Beginn der Winterpause in gut zwei Monaten darf St. Pauli noch sieben Pflichtspiele in seinem in aller Regel ausverkauften Millerntor-Stadion austragen – allein sechsmal in der Zweiten Liga und dazu am 30. Oktober in der zweiten DFB-Pokal-Hauptrunde gegen Eintracht Frankfurt.

FC St. Pauli hat Heimstärke wiedergefunden

Angesichts dessen scheint es sich gut zu treffen, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen ihre so lange vermisste Heimstärke wiedergefunden hat, wie die drei jüngsten Siege gegen Holstein Kiel (2:1), den HSV (2:0) und den SV Sandhausen (2:0) belegen.

Der erste Akt der Heimspielwochen wird nun an diesem Sonnabend (13 Uhr/Sky und Liveticker abendblatt.de) über die Bühne gehen. Als Gegner stellt sich der aktuelle Tabellenvorletzte SV Darmstadt 98 den seit sechs Spielen unbesiegten St. Paulianern in den Weg. Die Chance auf den vierten Heimtriumph in Folge scheint günstig. Eine solche Erfolgsserie im eigenen Stadion hatte es zuletzt im April und Mai 2015 gegeben, als nacheinander Düsseldorf (4:0), Nürnberg (1:0), Leipzig (1:0) und Bochum (5:1) bezwungen wurden – was damals aber auch bitter nötig war, um am Ende als Tabellen-15. gerade eben noch in der Liga zu bleiben.

Drei Spiele innerhalb von sechs Tagen für den FC St. Pauli

„Es geht jetzt Schlag auf Schlag“, sagt St. Paulis Torwart Robin Himmelmann angesichts des intensiven Programms in den kommenden Wochen. Dabei denkt er vor allem an die drei Spiele innerhalb von sechs Tagen zwischen dem 27. Oktober und dem 2. November in Heidenheim, gegen Frankfurt und gegen Karlsruhe. Umso wichtiger ist es, dass jetzt schon der Auftakt gegen Darmstadt für weitere positive Erlebnisse sorgt. „Wir müssen genauso konzen­triert und fokussiert sein wie in den Spielen zuvor“, sagt Trainer Jos Luhukay und warnt davor, sich davon blenden zu lassen, dass die Hessen derzeit nur Tabellen-17. sind und seit dem zweiten Spieltag auf einen Sieg warten.

„Sie haben eine Mannschaft, die versucht, sehr gut organisiert zu stehen, und nach Balleroberungen extrem schnell von Abwehr auf Angriff umschaltet“, sagt Luhukay über Darmstadt. Er denkt dabei vor allem an die beiden offensiven Außenbahnspieler Marcel Heller und Tim Skarke. Als physisch starker Mittelstürmer ist der aus Hamburg stammende Serdar Dursun mit bisher drei Treffern in neun Spielen Darmstadts bester Torschütze.

Luhukay: Möller Daehli und Becker gehören zu den besten Spielern der ganzen Liga

Diese Quote wird auf St. Paulis Seite sowohl vom wieder einsatzbereiten Dimitrios Diamantakos (vier Tore in sieben Spielen) als auch von seinem Vertreter Viktor Gyökeres (zwei Tore in fünf Spielen) übertroffen. Wem von beiden Luhukay jetzt den Vorzug gibt, ließ er zuletzt noch offen. Die beiden letzten Trainingseinheiten würden den Ausschlag geben, sagte er. Argumente für einen Startelfeinsatz besitzen beide. Diamantakos war vor seiner Muskelverletzung in bestechender Verfassung, Gyökeres traf bei seinen bisher einzigen Startelfeinsätzen gegen Sandhausen und in Nürnberg.

Ähnliche Luxusprobleme hat Luhukay inzwischen auch auf mehreren anderen Positionen, wie etwa im zentralen Mittelfeld, wo sich vor einer Woche im Testspiel gegen Werder Bremen (1:0) Christopher Buchtmann, Rico Benatelli und auch Torschütze Youba Diarra für Einsätze in der Liga empfahlen. Der Trainer aber wird hier voraussichtlich erst einmal keine Änderungen vornehmen, sondern weiter auf Finn Ole Becker, Marvin Knoll und Mats Möller Daehli setzen. „Möller Daehli und Becker
gehören auf ihren Positionen zu den besten Spielern der ganzen Liga“, sagte er dazu.

Das Team reist mit einem Wasserstoffbus an

Gleichzeitig aber machte Luhukay den möglichen Stellvertretern Hoffnung: „In den kommenden Wochen haben wir ein hartes Programm mit wenig Erholung zwischen den Spielen. Da werden wir alle Spieler benötigen. Es ist erfreulich, dass wir so viele Alternativen haben und reagieren können.“

Eines wird, unabhängig vom Ergebnis, für die St.-Pauli-Profis auf jeden Fall neu sein. Erstmals reist das Team vom Mannschaftshotel Radisson Blue am Dammtor am Sonnabendvormittag mit einem emissionsfreien Wasserstoffbus der Hamburger Hochbahn zum Millerntor-Stadion an. Die Aktion passt zum „klimafairen Spieltag“, bei dem alle Tickets für das Match auch zur kostenlosen An- und Abreise mit dem HVV genutzt werden können.

FC St. Pauli: Himmelmann – Ohlsson, Lawrence, Östigard, Buballa – Becker, Knoll – Miyaichi, Möller Daehli, Penney – Diamantakos. SV Darmstadt 98: Schuhen – Herrmann, Dumic, Höhn, Holland – Palsson, Paik – Heller, Mehlem, Skarke – Dursun. Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart).