Hamburg. Ehemaliger Klitschko-Manager gründet die Beratungsagentur PYX. In Hamburg entsteht eine Trainingsakademie.

Als Turpal Hutajew am vergangenen Sonnabend bei den Hamburger Boxmeisterschaften für seine Silbermedaille geehrt wurde, die er bei der U-19-EM in Sofia (Bulgarien) gewonnen hatte, trug der 18 Jahre alte Superschwergewichtler ein schwarzes Shirt mit einem markanten Schriftzug. „PYX“ stand in weißen Lettern auf der Brust geschrieben, ein griechisches Wort, das als Synonym für den antiken Faustkampf verwendet wird. Geht es nach Bernd Bönte, dann sollen die drei Buchstaben in Zukunft auch als Synonym für Erfolg stehen, denn mit der PYX Global Sports GmbH gibt der langjährige Manager der Klitschko-Brüder Vitali (48) und Wladimir (43) sein Comeback auf der großen Bühne des Sports.

Gründer und Mitinhaber der Agentur, deren Fokus zunächst auf dem Boxen liegen wird, ist neben Bönte der Heidelberger Rechtsanwalt Heiko Hofstätter, ein Strafrechtsexperte, der aber auch Profisportler juristisch berät. Als Ideengeber und strategischer Investor steigt der Nußlocher Unternehmer Jochen Rieger in den Ring, der mit seiner Heka-Energy-Gruppe seit vielen Jahren im Sportmarketing und Sponsoring tätig ist. „Uns eint die Liebe zum Sport. Wir wissen, dass dieses Projekt langfristig angelegt ist und erst einmal kräftig investiert werden muss“, sagt Bönte.

Seit seiner Kindheit ein Boxfanatiker

Das Geschäftsmodell von PYX ist eine Reaktion darauf, dass die in den USA verbotene, aber in Deutschland lange gelebte Praxis, dass Promoter gleichzeitig auch Manager der Boxer sind, nicht mehr zeitgemäß ist. Es sieht vor, den unter Vertrag stehenden Sportlern eine Rundumberatung anzubieten, die sie bei einem Promoter möglicherweise nicht erhalten. Diese umfasst nicht nur sportliche Expertise, sondern auch Unterstützung bei steuerlichen, rechtlichen und persönlichen Belangen sowie eine Karriereplanung für die Zeit nach der sportlichen Laufbahn. Als Promoter, der Kämpfe organisiert, versteht sich PYX dagegen explizit nicht. „Wir schließen zwar nicht aus, dass wir auch mal eine kleine Veranstaltung in Eigenregie organisieren, aber wir verstehen uns als Sparringspartner für Promoter, aber auch für Medienpartner. Wir sind offen für jeden, der im Boxen seriös arbeitet“, sagt Bönte.

Der 63 Jahre alte Wahl-Hamburger ist seit seiner Kindheit ein Boxfanatiker, der zunächst als TV-Journalist professionell mit dem Faustkampf in Berührung kam, ehe er über die Arbeit für den Pay-TV-Sender Premiere (heute Sky) ins Management der Klitschkos einstieg. Dass er aus den gemeinsamen rund 15 Jahren mit den ukrainischen Schwergewichts-Weltmeistern – Vitali trat 2012 vom Leistungssport zurück, Wladimir im August 2017 – ein finanzielles Polster erwirtschaftet hat, ist kein Geheimnis. Die Liebe zum Boxen führt ihn nun aber ins Geschäft zurück, auch wenn der Sport in Deutschland aktuell am Boden liegt.

Christina Hammer und fünf Hamburger Talente sind dabei

„Ich glaube, dass jetzt genau die richtige Zeit ist, um ins Boxen zu investieren“, sagt er. Die Rückkehr des ZDF, das am 9. November einen Kampfabend des Universum-Nachfolgeunternehmens aus Hamburg live im Hauptprogramm überträgt, sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Talsohle nach dem Ausstieg der öffentlich-rechtlichen Sender durchschritten ist. „Wir haben eine Reihe hoffnungsvoller Talente in Deutschland. Einige davon wollen wir mit PYX an die Spitze führen. Wir haben nur Sportler verpflichtet, die es bis zur Weltspitze schaffen können“, sagt er.

Tatsächlich klingen die Namen derjenigen Athleten, die sich bereits für eine Zusammenarbeit mit der neuen Agentur entschieden haben, schon jetzt durchaus vielversprechend. Die frühere Mittel- und Supermittelgewichtsweltmeisterin Christina Hammer (29/Dortmund) zählt ebenso dazu wie Leon Bauer (21/Hatzenbühl), früherer Juniorenweltmeister im Supermittelgewicht aus dem Berliner Sauerland-Team. Dazu kommen aus Hamburg die Toptalente Peter Kadiru, Albon Pervizaj, Edison Zani, Emanuel Odiase und Hutajew.

Schwergewichtler Kadiru (21), der vom Magdeburger SES-Stall promotet wird, bestreitet an diesem Sonnabend in Magdeburg seinen fünften Profikampf. Weltergewichtler Zani (22), in den vergangenen drei Jahren der alles überragende Mann im Bundesligateam der Hamburg Giants, gibt auf derselben Veranstaltung sein Profidebüt. Schwer­gewichtler Pervizaj (23), promotet vom Sauerland-Team, ist nach Lungenentzündung auf dem Weg zum Comeback. Odiase (21), der noch Amateur ist, holte am vergangenen Sonnabend im Superschwergewicht seinen ersten Titel als Hamburger Meister.

Zani gilt als herausragender Techniker

Bönte hat all seine Klienten, für die PYX die Kampfbörsen und auch deren Gegner finanziert, selbst langfristig beobachtet. Zani beispielsweise, der als herausragender Techniker gilt, hat er mehrfach in Bundesligakämpfen gescoutet. Dennoch verlässt er sich bei der sportlichen Beurteilung auf die Expertise von Christian Morales. Der 38-Jährige, der im Hamburger Boxverband als Landestrainer arbeitet, ist bei PYX freiberuflich als Cheftrainer engagiert. Unter seiner Leitung soll in der Verbandshalle am Braamkamp eine Akademie entstehen, an der PYX-Sportler trainieren können. Dort steht mit Jorin Bock auch ein renommierter Athletiktrainer zur Verfügung, zudem gibt es umfassende physiotherapeutische Betreuung.

Sollte das Unternehmen in den kommenden Jahren den von Bönte erhofften Erfolg haben, ist eine Ausweitung des Portfolios auf andere Sportarten durchaus angedacht. „Heiko Hofstätter hat beruflich viel mit Fußball- und Handballprofis zu tun, Jochen Rieger ist ein großer Sportfan. Wir können uns sehr gut vorstellen, unsere Dienste auszuweiten. Aber nun wollen wir erst einmal im Boxen durchstarten“, sagt Bönte. Man darf also gespannt sein, wie lange es dauert, bis der Schriftzug PYX, den Turpal Hutajew auf seinem T-Shirt trug, in der Boxwelt etabliert ist.