Belfast. Nach dem 2:0-Sieg in Nordirland verweist der Bundestrainer auf den Faktor Zeit. Beim Thema Mentalität und Marco Reus lenkt er ab.

Nach dem 2:0 (0:0)-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation in Nordirland (9,60 Millionen Zuschauer bei RTL/32,8 Prozent Marktanteil) stellte sich Bundestrainer Joachim Löw den Fragen der Medienvertreter. Hier ist die Aufzeichnung.

Frage: Herr Löw, wie fällt Ihr Fazit aus nach dem mühsamen 2:0 in Nordirland?

Joachim Löw: Es waren sehr intensive, sehr schwierige 90 Minuten hier in Belfast, weil die Nordiren zumindest in der ersten Halbzeit sehr mutig gespielt haben. Da war es für uns nicht so einfach. Wir mussten in der Halbzeit das ein oder andere korrigieren, weil die Raumaufteilung nicht optimal war. In der zweiten Halbzeit waren mehr Automatismen drin, da war es besser. Wir mussten einige Schwierigkeiten überwinden, aber das war klar, weil die Mannschaft so noch nie zusammengespielt hat.

Was haben Sie in der Kabine konkret angesprochen?

Löw: Brandt, Reus, Gnabry und Werner kamen aus den Räumen vor der Abwehr immer wieder zurück und konnten die Linien im Mittelfeld nicht überspielen. Da habe ich gesagt, sie sollen in den Zwischenräumen bleiben, da öffnen sich Lücken. Sie sollten mit Tempo auf die Abwehr gehen, weil die Nordiren dann überfordert sind. Außerdem hatten wir unter Druck keine Anspielmöglichkeit aus der Abwehr heraus und haben lange Bälle gegen die großen Nordiren geschlagen. Ich habe gesagt, dass wir Ruhe bewahren sollen, dann ergibt sich die Möglichkeit.

Legt den Finger öffentlich nur bedingt in die DFB-Wunden: Bundestrainer Joachim Löw.
Legt den Finger öffentlich nur bedingt in die DFB-Wunden: Bundestrainer Joachim Löw. © Imago/eu-images

Wie zufrieden waren Sie mit der Mentalität Ihrer Spieler?

Löw: Das war das Thema der letzten zwei, drei Tage, dass wir präsent sein müssen, Körpersprache zeigen und die Bereitschaft, in die Zweikämpfe zu gehen. Das hat die Mannschaft gemacht. Gegen Holland waren wir da unterlegen, das war heute besser.

Besser - oder schon da, wo Sie hin wollen?

Löw: Es war besser.

Erwarten Sie von einem Führungsspieler wie Marco Reus nicht mehr, als er hier gezeigt hat?

Löw: Wir haben mit Marco einige Spieler, die schon ein paar Jahre dabei sind. Manu Neuer, Toni Kroos, Jo Kimmich – die müssen Führungsaufgaben übernehmen, mit Körpersprache und Präsenz auf dem Platz den anderen zeigen: Ich bin bereit! Marco ist vielleicht nicht ganz so zur Geltung gekommen wie sonst, aber er ist ein überragender Fußballer und für die Mannschaft extrem wichtig.

Wo müssen Sie insgesamt jetzt ansetzen?

Löw: Kontinuität wird wichtig sein. So einfach, wie manche denken, wird's auch nicht. Wir haben im Vergleich zu Amsterdam (3:2 gegen die Niederlande im März, d.Red.) sechs, sieben Spieler nicht dabei gehabt, von denen dort fünf von Anfang an gespielt haben. Es hilft, wenn man Widerstände überwinden kann, aber wir müssen die Automatismen in jedem Mannschaftsteil schärfen. Einspielen hat bei einer jungen Mannschaft Priorität.

Wie weit ist denn der Weg zurück in die Weltspitze – und reicht es bis zur EM?

Löw: Der Weg in die Spitze ist kein einfaches Unterfangen. Wir haben noch ein paar Monate Zeit. Holland hat drei Jahre gebraucht, da müssen wir noch hinkommen. Wir haben aber auch schon gezeigt, dass wir große Qualität haben und Potenzial vorhanden ist. Wenn Spieler wie Sane, Goretzka, Gündogan, Rüdiger oder Schulz zurückkommen und wir komplett sind, haben wir eine sehr gute Mannschaft.

Der deutsche Länderspiel-Fahrplan 2019

9. Oktober

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13. Oktober

Estland – Deutschland (EM-Quali)

16. November

Deutschland – Weißrussland in Mönchengladbach (EM-Quali)

19. November

Deutschland – Nordirland in Frankfurt (EM-Quali/alle Spiele 20.45 Uhr/RTL)

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