Rom. HSV-Duo gewinnt wichtiges Turnier in Rom – wie die Wende gelang. Hamburger Vizeweltmeister Thole/Wickler für Olympia qualifiziert.

Sie lagen sich in den Armen, konnten ihren Triumph kaum fassen. „Ich habe keine Worte, wir sind einfach nur glücklich“, sagte Margareta Kozuch und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Wir haben immer daran geglaubt, dass das möglich ist“, ergänzte Laura Ludwig nicht minder emotional mitgenommen. Kozuch/Ludwig sind nach einer schwierigen Saison in der Weltspitze angekommen – und wie! Beim World Tour Final in Rom gewann das HSV-Duo das Endspiel gegen die Brasilianerinnen Agatha Bednarczuk/Eduarda Santos Lisboa in 43 Minuten mit 2:0 (21:19, 21:17) Sätzen.

Der Lohn für den ersten gemeinsamen Turniersieg: 40.000 US-Dollar, 1200 Weltranglistenpunkte und die Hoffnung auf die Olympiateilnahme in Tokio 2020. Sportsenator Andy Grote twitterte seine Glückwünsche in die Welt hinaus. "Wahnsinn, was für ein Triumph für unser Hamburger Duo!", zwitscherte er. "Nach all den Rückschlägen nie aufgehört zu kämpfen – jetzt die verdiente Rückkehr an die Weltspitze."

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Thole/Wickler sind für Olympia qualifiziert

Für die Vizeweltmeister Julius Thole/Clemens Wickler stand schon nach ihrem Finaleinzug in Rom ihre Olympiateilnahme fest. Es sind ihre ersten Spiele. Sie werden jetzt auf ihren Start beim Olympia-Qualifikationsturnier in zehn Tagen in Haiyang verzichten, für das sie bisher vom DVV nominiert sind.

Vizeweltmeister: Julius Thole (l., 22) und Clemens Wickler (24).
Vizeweltmeister: Julius Thole (l., 22) und Clemens Wickler (24). © WITTERS | Witters

Stattdessen sollen Nils Ehlers/Lars Flüggen (HSV) in China aufschlagen, die nach einer 1:2-Niederlage gegen die norwegischen Weltranglistenersten Anders Mol/Christian Sørum in Rom Neunter wurden und als 20. des Olympiarankings weiter alle Chancen haben, bis Mitte Juni 2020 auf einen der 15 internationalen Startplätze vorzurücken.

Das Endspiel in Rom, die erste Revanche für das WM-Finale im Juli am Rothenbaum, verloren Thole/Wickler gegen die russischen Weltmeister Watscheslaw Krasilnikow/Oleg Stojanowski mit 0:2 (16:21, 16:21). 32.000 US-Dollar blieben neben der Olympia-Qualifikation als Trost.

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Ludwigs harter Weg zurück an die Weltspitze

Während bei Thole/Wickler Top-Platzierungen im Rahmen der inzwischen sehr hohen Ansprüche liegen, feierten Kozuch/Ludwig in Rom den bisher größten Erfolg ihrer gemeinsamen Karriere. „Ich kann es noch gar nicht glauben“, jubelte Ludwig. Mit einer erneuten Niederlage gegen die neuen deutschen Meisterinnen Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart), Nummer zehn im Olympiaranking, waren die Hamburgerinnen im Foro Italico ins Turnier gestartet, dann folgten sechs Siege in Serie. Im Viertelfinale mussten sie dabei gegen die Chinesinnen Xinyi Xia/Fan Wang beim Stand von 12:14 im dritten, entscheidenden Satz zwei Matchbälle abwehren, was Kozuch mit einem Block und einem Aufschlag-Ass gelang.

Noch vor zwei Monaten war diese Entwicklung nicht abzusehen. Ludwig (33) wirkte oft frustriert, ließ bei Spielen resignierend die Schultern hängen, sie schien ihr sonst so herzerfrischendes Lachen verloren zu haben. Dabei war sie fast schon wieder in jener athletischen und spielerischen Verfassung, die sie jahrelang als beste Beachvolleyballerin der Welt auszeichnete. Zweifel plagten sie, obwohl sie wusste, dass ihr (und ihrer neuen Partnerin) ein mühsamer Prozess bis zu ihrer vierten Olympiateilnahme nach Peking 2008 (Platz neun), London 2012 (fünf) und Rio (Gold) bevorstand.

Nach der Geburt ihres Sohnes Teo Johnston vor 15 Monaten war Ludwig erst Ende April in China auf die Welttour zurückgekehrt, und an ihrer Seite stand auch nicht mehr Kira Walkenhorst (28), die einst beste Blockspielerin der Welt, mit der sie Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin geworden war.

Wieso sich Ludwig für Kozuch entschied

Walkenhorst hatte nach zahlreichen Operationen ihre Karriere vorerst beendet, als Nachfolgerin entschieden sich Ludwig und ihr Trainerteam Ende vergangenen Jahres für die Hamburgerin Margareta „Maggie“ Kozuch (32), bis 2016 eine der besten Hallenvolleyballspielerinnen der Welt. Die beiden kennen sich schon seit 18 Jahren und mögen sich, auch das spielte eine Rolle, bei der Entscheidung mit Kozuch die Qualifikation für Tokio anzugehen – und nicht auf die im Beachvolleyball wesentlich erfahrenere Julia Sude (32) zu setzen, eine international renommierte Blockspielerin.

Die frisch gebackene Deutsche Meisterin Julia Sude (l.) hätte gerne mit Laura Ludwig zusammengespielt.
Die frisch gebackene Deutsche Meisterin Julia Sude (l.) hätte gerne mit Laura Ludwig zusammengespielt. © imago / Beautiful Sports

Kozuch indes, die 2017 mit Karla Borger (30) ihr Sanddebüt gab, hat bis heute noch nicht alle Bewegungsabläufe der Beachvariante verinnerlicht, trotz großer Handlungshöhe im Block ihr Potenzial nicht ausgeschöpft. Neunte Plätze blieben anfangs das beste Resultat – zu wenig für die Olympiaqualifikation. Beider Reaktion fiel professionell aus: Sie trainierten härter, umfangreicher.

Wie es zur Wende für Ludwig/Kozuch kam

Ein entscheidender Impuls war der Trainerwechsel im Juli. Chefcoach Jürgen Wagner (Moers), mit dem Ludwig seit 2013 alle ihre Triumphe feierte, zog sich in die Rolle des Supervisors, Trainingsplaner und Belastungssteurers zurück. Ludwigs Lebensgefährte, Chefbundestrainer Imornefe Bowes (43), übernahm fortan die tägliche Arbeit. „Maggie braucht eine Bezugsperson vor Ort, jemanden, der im Training ständig dabei sein kann. Das konnte Jürgen aus der Ferne nicht leisten“, sagt Bowes.

Laura Ludwig mit Bundestrainer und Ehemann Imornefe Bowes.
Laura Ludwig mit Bundestrainer und Ehemann Imornefe Bowes. © Witters

Die neue Konstellation funktionierte. Ende Juli schlugen sich Ludwig/Kozuch beim Turnier in Wien, das zur höchsten Kategorie der Weltserie gehört, erstmals ins Viertelfinale, auch weil Kozuch plötzlich weniger Fehler machte, immer stabiler wirkte und selbstbewusster auftrat. In Rom krönten sie ihre Fortschritte nun mit dem Turniersieg.

In der Olympiarangliste des Weltverbandes werden sie jetzt auf Platz 13 geführt. In die Wertung fließen die besten zwölf Ergebnisse zwischen September 2018 und Juni 2020 ein. Kozuch/Ludwig haben als Streichresultate mehrere 17. Ränge. Jede bessere Platzierung in den nächsten Wochen und Monaten bringt sie noch weiter nach vorn. Das Wichtigste aber ist: Kozuch/Ludwig glauben wieder ganz fest daran, dass sie in Tokio dabei sein werden.

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